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Der Böller-Experte

Einmal im Jahr wird das Geschäft von Johannes Hauptmann in Niederhäslich zum Umschlagplatz für Raketen, Bengalos und Wunderkerzen.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Annett Heyse

Freital. An Silvester denkt Johannes Hauptmann immer schon im Sommer. Dann fährt er nach Berlin auf eine Messe, schaut sich Feuerwerke an und vergibt auf einer Liste Punkte für die schönsten Effekte, den lautesten Knall, die beeindruckendste Fontäne. Nun, wenige Tage vor dem 31. Dezember, liegen kunterbunt verpackt all diese Raketen, Lichtorgeln und Batteriefeuerwerke in seinem Laden in Freital-Niederhäslich.

Eigentlich verkauft der 66-Jährige hier Farben, Tapeten und Bodenbeläge. Kurz vor Jahresende jedoch räumt er um und handelt mit Produkten rund ums Feuerwerk. „Das mache ich jetzt seit etwa 20 Jahren so. Von den kleinen Händlern, die in Freital früher mal Raketen und Böller angeboten haben, bin ich wohl einer der letzten“, sagt er.

Genug Vorrat hat er bis zum Sonnabend um 16 Uhr, wenn er sein Geschäft schließt. Johannes Hauptmann ist nämlich nicht nur gelernter Drogist, sondern auch Feuerwerk-Experte. Übers Jahr verteilt liefert er die Knallkörper für Hochzeitsfeiern, Geburtstagsfeten, Gartenpartys. „Ich stelle ein Feuerwerk aus handelsüblichen Batterien zusammen und liefere es aus.“ Der Kunde müsse dann nur noch anzünden – und bumm. „Das ist idiotensicher.“

Fürs Silvesterfest hat er sich vor allem mit Batteriefeuerwerken und Raketen eingedeckt – nach wie vor die beliebtesten Artikel bei den Kunden. Die Batteriefeuerwerke tragen Titel wie „Penthouse“, „Big Ben“ oder „Danger Zones“. Sie feuern innerhalb weniger Sekunden mehrere Salven ab, die dabei schon mal locker 30 Meter und mehr in die Höhe steigen und bunte Lichtschweife und jede Menge Lärm produzieren. Das Rundum-sorglos-Paket sozusagen. Und solche Pakete werden immer größer. Schon gibt es Batteriefeuerwerke, die in 110 Sekunden auf knapp 190 Schuss kommen – das sind dann die Deluxe-Varianten, die auch einiges kosten. „Dafür hat man ein Feuerwerk, das professionell wirkt“, sagt Johannes Hauptmann. Apropos Geld: Für ein ordentliches Batteriefeuerwerk solle man so ungefähr 20 Euro investieren, sagt Hauptmann. „Dann hat man schon etwas Niveauvolles.“ Die Produkte kauft er bei einem Importeur in Berlin, hergestellt werden sie in China. „In Deutschland wird doch so etwas kaum produziert.“

Dass viele Kunden extra zu ihm kommen, statt im Supermarkt zu kaufen, erklärt er mit der Qualität der Ware. Die Knallkörper, die er verkauft, seien hochwertiger als die Pyrotechnik aus der Wühlbox. „Für ihr Geld bekommen die Kunden bei mir etwas Richtiges. Da sieht man, wie sich Pusteblumen oder Palmen am Himmel entfalten.“ Und für die jüngsten Silvester-Fans gibt es auch etwas: spezielle Sortimente für Kinder wie Knallteufelchen, Wunderkerzchen oder auch kleine Tischfeuerwerke, aus denen bunte Überraschungen hopsen.

Johannes Hauptmann arbeitete in der elterlichen Drogerie in Freital-Potschappel. Vor 25 Jahren zog er an den Niederhäslicher Dorfplatz und eröffnete dort ein Fachgeschäft für Malerbedarf. Zudem bietet er Fußbodenverlegung an. Das Standbein mit den Böllern entwickelte sich zunächst nebenbei. Weil Hauptmann schon immer feuerwerkaffin war und zudem in der umsatzschwachen Jahreszeit Kunden anlocken wollte, nahm er die Pyrotechnik ins Sortiment auf. Das sprach sich schnell herum.