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Der Anführer der Moskwitsch-Parade

Frank Dawideit aus Dohna fährt einen preisgekrönten Oldtimer. Mit Gleichgesinnten rollt er nun durch die Sächsische Schweiz.

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© Norbert Millauer

Von Gunnar Klehm

Gohrisch. Es ist die größte Veranstaltung, die Frank Dawideit jemals organisiert hat. Der Dohnaer lädt am kommenden Wochenende zum Moskwitsch-Treffen nach Gohrisch ein. Vor seinem geistigen Auge sieht er schon die Kolonne von Oldtimern durch Pirna oder Dohna ziehen. 40 Fahrzeuge verschiedener Modelle haben sich zur Ausfahrt am Sonnabend angekündigt. Frank Dawideit schwärmt jetzt schon: „Das wird großartig.“ Das gelte nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für Zuschauer.

Dass das 10. Treffen dieser Art in der Sächsischen Schweiz stattfindet, ist einzig dem Enthusiasmus Dawideits zu danken. Er gewann beim Treffen im Vorjahr den ersten Preis mit seinem Moskwitsch 407. Traditionell darf der Sieger entscheiden, wo das nächste Treffen stattfinden soll. Dass daran aber auch viel Arbeit hängt, nimmt er in Kauf. „Wer einen Oldtimer als Hobby hat, investiert ohnehin viel Zeit dafür“, sagt Frank Dawideit, der als Bäckermeister in Bärenhecke arbeitet.

Als Treffpunkt hat er sich ein symbolträchtiges Objekt ausgesucht: das ehemalige Gästehaus des Ministerrates der DDR in Gohrisch. Heute firmiert das Haus schlicht als Hotel garni Albrechtshof Gohrisch, hat aber noch einiges vom alten Charme. „Mit seiner Geschichte passt das doch zum Moskwitsch, der zu DDR-Zeiten viel auf den Straßen zu sehen war“, sagt Dawideit. Immerhin prangt auf jeder Motorhaube der Marke die stilisierte Rote Fahne.

Am Sonnabend könnte es in Gohrisch zu einer absoluten Sensation kommen, wenn sämtliche in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge eines Typs eines Herstellers auf einem Foto vereint sind. Zum Vergleich: Bei einem Skoda Octavia Kombi vom Typ Octavia-Com müssten zurzeit mehr als 20 000 Autos zusammenkommen. Beim Moskwitsch 407 ist das einfacher. Hier gibt es nur noch fünf Stück. Sollten alle die Anreise nach Gohrisch schaffen, gibt es das „Guinnessbuch-verdächtige“ Foto.

Dawideit hat seinen „Mossi“, wie Liebhaber die Automarke nennen, 2010 erworben. Das Auto mit dem Baujahr 1963 soll 30 Jahre lang in einer Scheune gestanden haben und hat noch nicht mal 54 000 Kilometer auf dem Tacho. Wahrscheinlich hat das Fahrzeug nur deshalb überlebt. Die 407er rosten sehr schnell. Der Motor gilt dagegen als unverwüstlich. „Früher hieß es mal: Mit einem Motor kann man drei Karossen fahren“, witzelt Dawideit. Das wäre heute so nicht mehr möglich, weil Ersatzteile nur schwer aufzutreiben sind. Was insbesondere bei Verschleißteilen problematisch ist. „Einmal habe ich tagelang im Internet nach einer Gummimanschette für den Hauptbremszylinder gesucht“, erzählt der Dohnaer. Bis er herausgefunden hat, dass im Renault 4 maßgenau die gleichen verbaut wurden und ein Betrieb in Spanien diese Gummiteile sogar noch herstellt.

Glücklich machte Dawideit mit einem mehr als wertvollen Tipp den Besitzer des einzigen noch existierenden Volkspolizei-Moskwitsch 408. Er machte ihn mit jemandem bekannt, der fabrikneue Moskwitsch-Motoren verkaufte. Der Mann hatte sie nach der Wende aus russischen Beständen. In Kasernen wurden die Motoren für Notstromaggregate verwendet. Der Polizei-Moskwitsch kommt nun mit neuem Motor in die Sächsische Schweiz. Wer diesen und die anderen Oldtimer begutachten will, hat dazu am Sonnabend die beste Möglichkeit zur Fahrzeug-Parade in Dohna, etwa15 Uhr auf dem Vorplatz der Burg, oder in Pirna, gegen 16.30 Uhr, am DDR-Museum.