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Den Kleingarten gesundschrumpfen

Der Reiter hat ein turbulentes Jahr hinter sich. 2018 will der Vorstand vor allem ein Problem angehen.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Stille liegt über der Kleingartenanlage Am Reiter. Die meisten Wege sind abgeschlossen, nur vereinzelt schaut ein Gartenfreund in seiner Parzelle nach dem Rechten. Keine Frage: In Riesas größter Kleingartenanlage ist Ruhe eingekehrt.

Vor einem knappen Jahr war das noch ganz anders. Groß war die Sorge um die Zukunft der Anlage, nachdem der Vorstand geschlossen zurückgetreten war. Es drohte die Auflösung. Erst in letzter Sekunde fanden sich bei einer Vollversammlung im März vier neue Vorsitzende. Gut neun Monate später zieht Vereins-Chef Torsten Tietze eine insgesamt positive Bilanz.

Die ersten Gespräche mit dem Oberbürgermeister und der Stadtverwaltung seien angenehm gewesen, und die Arbeit mit den übrigen Vorstandsmitgliedern laufe auch reibungslos. Zumindest bereut Tietze nicht, dass er sich im März spontan für das Amt zur Wahl gestellt hat – auch, wenn das einiges an Zeit erfordert, wie er aufzählt: „Im Sommer hatten wir vier Sprechstunden im Monat, dazu kommen noch individuelle Termine.“ Außerdem gebe es noch verschiedene Vorstandstreffen. Und jede Menge Heimarbeit.

Insbesondere in der Anfangsphase sei der Andrang groß gewesen. „Nach der Wahl standen die Leute in den Sprechstunden Schlange“, erzählt er. Da habe man alles Mögliche zu hören bekommen, „den ganz alltäglichen Wahnsinn eines Kleingartenvereins“, sagt Tietze und lacht. Er räumt auch ein, dass nicht jeder Kleingärtner zufrieden ist mit den neuen Vorsitzenden. Da sei auch schon gesagt worden, dass der neue auch nicht besser sei als der alte Vorstand. „Ich will, dass man mir so etwas sagt, aber dann auch Vorschläge macht, wie es besser geht“, sagt Tietze. Einfach nur meckern, das gehe nicht. „Unser Ziel ist es auch, ein Miteinander herzustellen.“

Die neue Vereinsspitze war 2017 vor allem mit der Bestandsaufnahme in der Anlage beschäftigt. „Die dauert ja im Grunde auch fortlaufend an“, erklärt Tietze. Für die kommenden Jahre will er vor allem ein Thema angehen: den Leerstand. Der ist auch in Riesas größter Kleingartenanlage ein Problem, wie eine Karte im Vereinshaus zeigt. Vor allem in Richtung Elbe sind viele Parzellen unverpachtet. „Den demografischen Wandel hat der gesamte Verein verschlafen“, sagt Tietze. Ziel über die nächsten Jahre soll es sein, den nördlichen Teil der Anlage nach und nach leerzuziehen, zu beräumen und dann an die Stadt zurückzugeben. Das funktioniert am besten, wenn kompakte, zusammenhängende Flächen abgegeben werden können.

Unter Umständen könnten auch im Süden, entlang der Leutewitzer Straße, Gärten verschwinden – vielleicht sogar
zugunsten zusätzlicher Parkplätze. „Dieser Rückbau ist aber eine Sache, die dauern wird. Wir reden möglicherweise von fünf bis zehn Jahren.“ Zunächst muss das Konzept entsprechend erarbeitet werden. Außerdem sind einige Gärten noch vergeben. Dass nicht jeder Pächter seine Parzelle aufgeben will, in die er jahrelange Arbeit gesteckt hat, das kann auch Torsten Tietze verstehen.

Schneller soll dagegen die Zufahrtsstraße geflickt werden, die zwischen Elbe und Kleingärten verläuft. Zumindest eine kleine Verbesserung soll das bringen. „Eine Sanierung hätte einen fünfstelligen Betrag gekostet“, erklärt Tietze, „und dann weiß man gar nicht, ob der Weg in ein paar Jahren noch gebraucht wird.“ Die Kosten für die Flickarbeiten übernimmt die Stadt als Grundstückseigentümer.

In der Anlage selbst sollen zudem die Stromanlagen modernisiert werden. Die seien in die Jahre gekommen und durch die Hochwasser wohl zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Darüber hinaus ist es auch nicht mehr allzu lang hin, bis sich die Vereinsmitglieder über die 100-Jahr-Feier Gedanken machen werden. Die soll 2020 steigen.