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Das vollkommene Feuerwehr-Glück

Kalkreuth hat auf einen Schlag ein neues Gerätehaus und ein neues Auto. Für den Chef „ein hübscher Abschluss“.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Thomas Riemer

Kalkreuth. Uwe Behrisch muss viele Hände schütteln, Glückwünsche und Geschenke entgegennehmen. Dabei hat er weder Geburtstag noch ist Weihnachten oder Ostern. Doch dem Wehrleiter der Ortsfeuerwehr Kalkreuth ist ein wenig so zu zumute, als wären alle Feiertage des Jahres auf diesen Sonnabend gefallen. Denn: Es ist keineswegs „normal“, dass die Einweihung eines neuen Gerätehauses auf einen Termin mit der offiziellen Übergabe eines neuen Mannschafts-Löschfahrzeuges fällt.

Genau das aber haben die Beteiligten im Ebersbacher Ortsteil zu feiern. In rund einem Jahr Bauzeit ist ein kleines und vor allem zweckmäßiges Haus entstanden, von dem aus die rund 20 Kalkreuther Feuerwehrleute künftig zu Einsätzen starten, in dem sie ihre regelmäßigen Ausbildungsstunden absolvieren werden. Kommune und Freistaat Sachsen haben beim neuen Domizil tief in die Tasche gegriffen. Der Neubau kostete rund 320 000 Euro, 250 000 Euro steuerte das Land an Fördermitteln zu. Ähnlich beim neuen Fahrzeug: 161 000 Euro kostet das MLF vom Typ MAN, 99 000 kommen aus dem Fördertopf des Freistaates. Da wundert es nicht, dass sich Bürgermeisterin Margot Fehrmann und Landrat Arndt Steinbach (beide CDU) in der Wortwahl für ihre Gemütslage nur wenig unterscheiden. Für Fehrmann ist es „ein wichtiger Tag“. Für Steinbach „ein schöner Tag“. Verständlich.

Denn mit dem neuen Gerätehaus geht für die Kalkreuther Feuerwehr eine kleine Odyssee zu Ende. Einst im früheren Gut, später in einer Übergangslösung untergebracht, verfügen sie nun über ein neues Haus. „Wir sind am Standort Kalkreuth jetzt optimal ausgestattet“, sagt auch Gemeindewehrleiter Richard Weiß.

„Es ist doch gut geworden“, lobt Uwe Behrisch die am Bau beteiligten Firmen und Institutionen. Für ihn sei es „ein hübscher Abschluss“, sagt er und muss schmunzeln. Denn demnächst wird er das Ehrenamt des Ortswehrleiters in Kalkreuth abgeben. Mehr als 37 Jahre ist der 62-Jährige der oberste Feuerwehrmann im Dorf – genau seit 1. April 1980. Durchschnittlich um die zehn Einsätze pro Jahr hat er geleitet und koordiniert. Katastrophen wie die Röderhochwasser 2002 und 2010 waren dabei, „als wir tagelang am Stück im Einsatz waren“. An Kuriositäten wie defekte Rauchmelder oder eingeklemmte Katzen erinnert er sich eher amüsiert. Schwere Unfälle mit verletzten Personen oder gar Todesopfern dagegen haben sich im Gedächtnis fest eingeprägt. Solche Bilder vergesse man nicht so einfach. „Brandschäden können bezahlt werden – Menschenleben nicht“, so Uwe Behrisch. Für die Kameraden sei indes jedes Ausrücken eine Fahrt ins Ungewisse. „Wir wissen fast nie, was auf uns zukommt, vor allem bei Unfällen“, sagt der Wehrleiter.

Sechs Mann. Das ist die Muss-Besetzung, wenn die Kalkreuther Feuerwehrleute künftig mit ihrem neuen MLF ausrücken. Bei 20 aktiven Mitgliedern kein Thema – sollte man meinen. Doch da ist es in Kalkreuth wie nahezu überall in der Region. „Sechs Mann – das kann schon mal ein Problem werden“, sagt Uwe Behrisch mit Blick darauf, dass viele Kameraden insbesondere tagsüber arbeiten müssen, manche auch außerhalb. Und Nachwuchs ist rar. „Unser Jüngster ist 27“, so Behrisch nachdenklich.

Nicht nur in Kalkreuth stehe die Frage, wie man einen Zehnjährigen vom Computer weg und zur Feuerwehr locken kann. Vielleicht sind ja das neue Gerätehaus und das attraktive und hochmodern ausgestattete Fahrzeug ein Zugpferd. „Seit das Auto da ist, gibt es zumindest ein paar interessierte Anfragen“, so Uwe Behrisch hoffnungsvoll.