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Das Rathaus verjüngt sich

Nach der Gebäudemanagerin und dem Wirtschaftsförderer hat Großenhain jetzt auch eine junge Stadtplanerin.

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© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Ach, ich bin doch schon 28, sagt die junge Frau erschrocken. So unvermittelt beim Pressetermin nach dem Alter gefragt zu werden, ist sie noch nicht gewöhnt. Aus Sicht des Großenhainer Rathauses ist Sabine Wachs damit eine nahezu jugendliche Besetzung für die bedeutende Stelle eines Stadtplaners. Nach vielen Personalgesprächen habe man sich im Rathaus aber einhellig für die junge Frau entschieden, sagt Stadtbaudirektor Tilo Hönicke. „Sie passt zu uns, bringt frische Sicht- und Arbeitsweisen mit und macht fachlich einen wirklich guten Eindruck“, fasst Hönicke das erste Urteil des Rathausteams zusammen. Ein Kompliment, das etwas wert ist.

Die junge Frau hat an der Technischen Universität Dresden Raumentwicklung und Naturressourcen studiert. Das ist nicht der klassische Stadtplaner-Studiengang, sondern ein Herangehen, das Landschaftsplanung, ökologischen Stadtumbau sowie die vielen Planungsebenen zwischen europäischem Herangehen bis zur kommunalen Ebene umfasst. Ein eher praktisch-handwerkliches Rüstzeug hat sie, statt kühner Stadttheorie, die im Ländlichen wohl eher nicht zum Zuge kommt. Fachlich ist das durchaus die Mentalität, die Großenhain auch bei Bewerbern sucht. Menschlich scheint die Chemie ebenso zu stimmen. Die jungen Leute bringen frischen Wind ins Rathaus. Tilo Hönicke freut sich darüber und ist heilfroh, wie gut der Generationswechsel fachlich schon bei Angelika Stiehler und Sonja Ziller geklappt hat. Dass auch diesmal kein Wissen verloren geht, darum hat sich der bisherige Stadtplaner Stefan Patschger die letzten Wochen persönlich gekümmert. Nach 17 Jahren konzeptioneller Arbeit für diese Stadt, hat er die Perspektive gewechselt und ist nach Dresden gegangen. Das dortige Stadtplanungsamt hatte auch schon den ersten Großenhainer Stadtplaner nach der Wende, Dr. Moawia Jarad, einen gebürtigen Syrer, in die Landeshauptstadt geholt.

„So schlecht können wir also nicht sein“, sagt Tilo Hönicke grinsend. Da sind die Fußstapfen groß und die Zeiten des Wirkens der beiden Vorgänger ebenso. Beides hat der Stadt gutgetan, denn ob ein Stadtplaner die richtigen Konzepte in der Schublade hat, wenn es die entsprechenden Förderprogramme gibt, das zeigt sich frühestens nach drei bis vier Jahren. Eines macht Sabine Wachs jetzt schon besser als ihr Amtsvorgänger – sie zieht im Oktober nach Großenhain. Das konnte Stefan Patschger aus familiären Gründen nicht. Doch dass das diesmal klappt, freut den Bauamtschef sichtlich. Denn natürlich erschließt sich Stadtplanung auch in vielen Gesprächen, beim zufälligen Spaziergang und vor allem durchs Leben in der Stadt.

Dieses Leben könnte sich vor allem durch einen Punkt dramatisch ändern: Wenn der Industriepark auf der Nord-Fläche am Flugplatz kommt. Tilo Hönicke gibt sich da optimistisch. Der Freistaat bereitet gerade im großen Stil die Vermarktung vor. Wenn 2000 Jobs entstünden, würden sich wenigsten Tausend Menschen mit ihren Familien nach Großenhain orientieren, rechnet Hönicke. Etwas, das nicht von heute auf morgen zu stemmen ist und den Tenor für vieles verändern würde. Für Tag X Antworten parat zu haben, dürfte eine der wichtigsten Aufgaben der neuen Stadtplanerin sein. So einen spannenden Moment bekommen auch nur wenige als Berufseinstieg geboten.