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Das erste Mal

Bei den Schnee-Eulen im Tierpark Meißen gibt es Nachwuchs. Der Weg dahin ist nicht ganz einfach.

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© Claudia Hübschmann

Von Ronja Münch

Meißen. Auch Tiere machen nicht instinktiv alles richtig. Manches müssen sie wie Menschen üben, so auch den Geschlechtsverkehr. „Das Männchen muss die Fänge einziehen, um das Weibchen nicht zu verletzen“, erklärt Tierpark-Chef Heiko Drechsler. Seine Schnee-Eulen hatten dieses Jahr ihr erstes Mal, und Drechsler hat sie bei den unbeholfenen Versuchen beobachtet. „Da kippt der erst nach rechts, dann nach links“, erzählt er lachend. „Da frag ich ihn, was machst du denn da?“

Eulenpapa Udo bringt ihr und dem kleinen Futter und passt auf, dass niemand zu nahe kommt.
Eulenpapa Udo bringt ihr und dem kleinen Futter und passt auf, dass niemand zu nahe kommt. © Claudia Hübschmann

Der Eulenmann Udo musste erst noch lernen, das Gleichgewicht zu halten, während er seine Dame besteigt. Mit eingezogenen Fängen ist das nämlich nicht so einfach. Am Anfang klappt es da oft mit der Befruchtung noch nicht. Immerhin gefallen sich die zwei. Mit Balzflügen und einem Brautgeschenk in Form eines toten Kükens ließ sich die Schnee-Eulen-Dame Ute überzeugen. Mitte Mai legte sie dann das erste Ei. Danach im Abstand von jeweils zwei Tagen noch sieben weitere Eier. Dieser Abstand ist üblich und führt dazu, dass die Küken sehr unterschiedlich alt sind. „Das erste Küken frisst dann oft das jüngste. Das denkt, das wäre Futter“, sagt Drechsler.

Das Weibchen brütet etwa einen Monat. Die ersten Paarungsversuche waren also wohl nicht erfolgreich. Drechsler hoffte, dass es beim vierten oder fünften Mal geklappt hat. Am Mittwoch dann die freudige Nachricht: Eierschalenreste liegen herum, ein Piepsen dringt aus dem Käfig. „Die sind ganz weiß und sehen aus wie dicke Hühnerküken“, beschreibt Drechsler. Zu sehen ist momentan allerdings noch nichts, das Küken versteckt sich unter Utes dichtem Federkleid. Es ist der erste Schnee-Eulen-Nachwuchs im Tierpark. Vor drei Jahren kam der junge Eulenmann Udo nach Meißen. Jetzt ist er geschlechtsreif. Und seit seine Dame Eier gelegt hat, auch aggressiv. Kaum rappelt Drechsler ein wenig am Zaun, verlässt er seinen Beobachterposten und kommt fauchend im Sturzflug zum Zaun geflogen. „Das ist ein gutes Zeichen“, sagt Drechsler. Denn dem Gatten kommt die Aufgabe zu, seine brütende Dame zu verteidigen. „Vorher hatte ich einen Schnee-Eulen-Opi“, erzählt der Tierpark-Chef. Der interessierte sich nicht für das junge Weibchen und auf die Idee, sie zu verteidigen, kam er erst recht nicht.

Udo bringt ihr auch das Futter. Eintagsküken. Normalerweise gibt es für jede Eule vier bis fünf täglich, gefüttert wird einmal am Abend. Doch momentan liegen den ganzen Tag tote Küken in der Schnee-Eulen-Voliere. Für die jungen Eulen zerpflückt die Schnee-Eulen-Mutter das Fleisch in kleine Stückchen, die sie in die winzigen Schnäbel stopft. Auch das muss allerdings geübt werden. „Am Anfang reißt sie oft zu große Stücke ab“, sagt Drechsler. Deswegen besteht die Gefahr, dass die Küken schlüpfen, aber nicht überleben. Sobald sie eine Woche alt sind, stehen die Chancen aber gut, jetzt ist also Daumen drücken angesagt.

Neben den Schneeulen gibt es noch weiteren Nachwuchs im Tierpark. Das Uhu-Junge ist zwar mittlerweile so groß, dass es kaum noch von den erwachsenen Tieren zu unterscheiden ist. Dafür turnen kleine Zicklein herum, am Wochenende auch auf den Wegen, und lassen sich mit Streicheleinheiten verwöhnen. Eine im Februar geborene Thüringer Waldziege braucht auch noch einen Namen.

Eine traurige Nachricht hat Heiko Drechsler aber auch noch. Sein einäugiger Rotmilan ist verstorben. „An einem Morgen lag der plötzlich da auf dem Boden, Verletzungen hatte er keine“, sagt er. Die Todesursache will er untersuchen lassen.

Der Tierpark Meißen öffnet täglich von 9 bis 18 Uhr, am Wochenende ab 10.30 Uhr, Erwachsene 5, Kinder 2 Euro