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Das Beispiel sollte Schule machen

Von den Patienten bereits erwartet: Seit Mittwoch halten Dr. Janine Siebert und ihr Team in Großenhain Sprechstunde – Catharina Karlshaus über die neu eröffnete Kinderarztpraxis.

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© Kristin Richter

Es ist vollbracht: Am Mittwochmorgen hat Dr. Janine Siebert ihre Praxis auf der Großenhainer Carl-Maria-von-Weber-Allee eröffnet. Die Fachärztin für Kinderheilkunde schließt damit eine Lücke, die seit Anfang des Jahres geklafft und nicht nur den betroffenen Eltern zu schaffen gemacht hat. Auch die zwei noch in der Stadt verbliebenen Kinderärztinnen Dr. Christine Spargen und Dr. Vera Illig kämpften über Monate mit dem erhöhten Patientenansturm und mussten Bereitschaftsdienste allein absichern. Dass sich mit Dr. Siebert nun endlich wieder eine Dritte zu ihnen gesellt, dürfte also auch unter der Ärzteschaft selbst für spürbare Entlastung sorgen.

Alles in allem ein erfreulicher Ausgang eines Dilemmas, das in dieser Form allerdings leider ein Einzelfall ist. Denn dass junge Ärzte wie die 37 Jahre alte Radebeulerin das Risiko der Selbstständigkeit auf sich nehmen, sich zunächst durch bürokratische Prozesse quälen müssen und aufgrund des Abrechnungssystems erst nach Monaten Geld auf dem Konto sehen werden, ist genau der Knackpunkt.

Für den medizinischen Nachwuchs ist es deutschlandweit einfach nicht mehr attraktiv genug, sich niederzulassen. Hinzu kommt, was neudeutsch „Work-Life-Balance“ heißt. Der Arzt möchte ganz bewusst nicht mehr rund um die Uhr für seine Patienten da sein. Die Tätigkeit – erst recht in einer Einzelpraxis – ist nicht vereinbar, mit dem avisierten Gleichgewicht von Arbeit und Privatleben. Junge Ärzte möchten lieber im Team arbeiten, um so besser Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Die Bedingungen scheinen alles andere als ideal, und die Politik hat leider auch in diesem Bereich versäumt, sich dem Wandel der Gesellschaft mit entsprechenden Regularien anzupassen.

Die zweifache Mutter Dr. Janine Siebert ist das Wagnis dennoch eingegangen. Bleibt zu hoffen, dass ihr Beispiel keinen Einzelfall darstellt. Denn Menschen, die einer medizinischen Betreuung bedürfen, wird es mehr denn je geben.

E-Mail an Catharina Karlshaus