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Da wird ein Schuh draus

Die Birkenstock-Werke in der Oberlausitz benennen sich neu, feilen an der Effizienz und eröffnen in Görlitz einen Laden.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Anja Beutler

Görlitz. Wo Birkenstock-Schuhe hergestellt werden, soll auch Birkenstock an der Türklingel stehen. Klingt banal, ist aber bislang noch nicht so. Eine einheitliche Firmenidentität hat der Schuhriese in der Oberlausitz – und auch an den anderen Standorten – bislang noch nicht. Bald aber werden das vielen als Alsa bekannte Werk in Görlitz, der Markersdorfer Schnallenproduzent Buckles und das Bernstädter Werk S.P.P. einen gemeinsamen Namen tragen: Birkenstock Productions II. „Im Unternehmensregister wird das gerade eingetragen“, bestätigt Sean Harris, der bei der Birkenstock-Gruppe für die Produktion und Logistik zuständig ist.

In den westdeutschen Werken sei der Name Birkenstock Productions bereits angekommen. Nun also auch hier und das sei auch den Mitarbeitern gegenüber nur fair. Denn wer kann sich schon unter Kürzeln wie Alsa oder S.P.P. etwas vorstellen? Birkenstock klinge da doch viel besser, die Marke ist bekannt. Noch einen weiteren Wunsch vieler Oberlausitzer wird das Unternehmen noch in diesem Jahr erfüllen: Es wird einen Werksverkauf geben. In Görlitz hat Birkenstock am Gewerbering 6 ein neues Grundstück gekauft. In dem ehemaligen Gebäude von Schneider Fashion soll es ab Mitte Juni die Schuhe geben, die hier fast 2000 Menschen herstellen.

Vieles hat sich verändert, seit die drei Söhne des Firmengründers Karl Birkenstock 2013 ihre Anteile des Unternehmens zusammengefasst und das Management berufen haben. Besonders augenscheinlich ist die wirtschaftliche Entwicklung, die der Schuhproduzent hingelegt hat: Waren beispielsweise im Bernstädter Werk früher 20000 bis 32000 Paar Schuhe pro Tag produziert worden, sind es jetzt 70000. Dafür musste die Produktion grundlegend umstrukturiert werden. Aus einem eher ungeordneten Hin und Her zwischen den Produktionshallen, bei denen beispielsweise in Bernstadt die Schuhteile oft weite Wege bis zum nächsten Verarbeitungsschritt transportiert werden mussten, sind jetzt Produktionslinien entstanden: Die Maschinen, an denen Oberleder oder Kunststoff gestanzt wird, stehen in einer Reihe, dahinter sind weitere Arbeitsplätze gruppiert, an denen die Mitarbeiter dann die Schnallen anbringen. Das Material wird zum Teil durch ein Band von Platz zu Platz transportiert. Sean Harris kann verstehen, dass das für manche Kollegen eine Umstellung war. Immerhin ist jetzt alles anonymer, weniger persönlich: Private Blumen oder Fotos sind an den Arbeitsplätzen nicht mehr gestattet. Neue Herausforderungen sind auf die Angestellten auch dadurch zugekommen, weil nicht mehr nur Fertigkeiten an einer Maschine und einem speziellen Arbeitsplatz verlangt werden, sondern verschiedene Techniken. Auf diese Weise sind die Mitarbeiter flexibler einsetzbar und Lücken – beispielsweise durch Krankheitsausfall – leichter zu schließen.

Zu all den Veränderungen kam in den vergangenen zwei, drei Jahren bei Alsa und S.P.P. ein rasantes Personalwachstum: Rund 600 Mitarbeiter sind in Bernstadt inzwischen tätig – eine Verdopplung in den vergangenen zwei Jahren. Bei Alsa in Görlitz war der Sprung auf die jetzt 1 200 Mitarbeiter noch größer. „Dort sind wir jetzt voll“, skizziert es Sean Harris plastisch. „Wir haben an beiden Standorten inzwischen einen hohen Anteil an polnischen Mitarbeitern“, betont er. Jeder Zweite sei das im Schnitt. Dass rasantes Wachstum und der Anstieg der Kollegen aus dem Nachbarland durchaus auch Reibungspunkte mit sich brachte, ist ihm bewusst. Aber er sagt offen: „Wir sind ein international tätiges Unternehmen, und die polnischen Kollegen sind wichtige Leistungsträger bei uns geworden.“ Der starke Zuwachs in den Oberlausitzer Standorten ist laut Harris aber nicht dem Lohnunterschied zwischen Ost und West zuzuschreiben: „Wir ziehen nicht der Lohnkarawane hinterher“, sagt Harris. Vielmehr seien die Doppelstrukturen in Ost und West Absicht, eine Art Absicherung: „Wir wollen die uns wichtigen, vitalen Bereiche nicht alle an einem Standort konzentrieren“, sagt er. Auf diese Weise habe man nicht nur gegen Unglücksfälle eine Alternative. Man kann so auch in verschiedenen Gegenden um Arbeitskräfte werben – denn die seien an einem Standort endlich.

Dass es Lohnunterschiede zwischen den Werken in den alten und neuen Bundesländern gibt, bestätigt das Unternehmen. Das sei mit Blick auf die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten auch ein Stück weit zu vertreten. Ein zu großer Abstand allerdings nicht. Deshalb habe man auch in den vergangenen Jahren die Löhne erhöht, im Osten deutlicher: Mit Beginn dieses Jahres sind die Löhne in der Oberlausitz bei Birkenstock um 3,8 Prozent gestiegen, im Vorjahr ebenfalls über drei Prozent. Weitere Erhöhungen seien geplant, ebenso eine Angleichung der Urlaubstage. „Wir wissen, dass wir als Arbeitgeber attraktiv sein müssen“, sagt Harris und verweist auf die Konkurrenz wie Borbet.