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Comeback für einen Abend

Drei Mitglieder der legendären Stahlspritzer kommen ins Kulturhaus – und erzählen, warum sie so erfolgreich waren.

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© Andreas Weihs

Von Dorit Oehme

Freital. Klaus Querner zieht seinen Hut aus einer Plastiktüte mit Notenaufdruck. „Alte Requisiten habe ich sonst leider keine mehr, aber meine Musikinstrumente“, sagt der 76-Jährige und lacht verschmitzt. Er gehörte zur Original-Besetzung der Stahlspritzer – und ist damit einer der Protagonisten eines besonderen Revivals diesen Donnerstag im Kulturhaus. Dessen ehemalige Leiter, Gert Knieps, hatte die Idee, einen Teil des Ensembles für seine Gesprächsreihe „In einer kleinen Konditorei“ wieder zusammenzuführen. Neben Klaus Querner konnte er auch die beiden Stahlspritzer Frieder Metze und Sepp Güntner gewinnen. Mit Bildern und Einspielungen geht es zurück in die lebhafte Zeit der legendären Formation.

Die Stahlspritzer etwa Mitte der 1960er: Astrid Proft (vorn) mit Gründer und Leiter Horst Kraut (hinten links) sowie Siegfried Lange, Helmut Schirmer, Klaus Querner und Siegfried Anger.
Die Stahlspritzer etwa Mitte der 1960er: Astrid Proft (vorn) mit Gründer und Leiter Horst Kraut (hinten links) sowie Siegfried Lange, Helmut Schirmer, Klaus Querner und Siegfried Anger. © privat

1959 von Horst Kraut gegründet, hatte sie ihr ursprüngliches Domizil im Klub der Edelstahlwerker im inzwischen abgerissenen Sächsischen Wolf. Das Ensemble der heiteren Muse hatte anfangs neun feste Mitglieder, fünf arbeiteten im Edelstahlwerk. „Ich war dort Elektriker. Gleich nach der Arbeit probten wir im Klub dreimal in der Woche“, erzählt Querner. „Von Freitag bis Sonntag traten wir auf. Bei vielen Betriebsveranstaltungen waren wir als Stahlspritzer zu erleben. Wir fuhren aber auch oft ins Erzgebirge oder in die Lausitz.“ Gert Knieps betont, wie talentiert die Musiker waren. „Heinz Quermann lud die Stahlspritzer zu SZ-Pressefesten ein und holte sie ins Fernsehen. Sie waren Amateure, hatten aber ein Profi-Niveau“, sagt Knieps. „Quermann hat viele Talente gefördert. Er hätte auch ihnen den Profi-Weg eröffnet. Das hat er ihnen auch gesagt.“

Parodien waren ihr Markenzeichen. Mit ihrer Version zum Herbert-Roth-Heimatlied „Kleines Haus am Wald“ schafften es die Stahlspritzer Mitte der 1960er sogar ins DDR-Fernsehen. „Ich spielte damals schon Zither. Wir gestalteten es sehr echt nach, doch etwas überspitzt, wie bei Parodien üblich“, erinnert sich Klaus Querner, der sonst auch Kontrabass, Gitarre und Posaune spielte oder auch mitsang. Fast alle waren vielseitig musikalisch begabt.

Die Texte erarbeitete Ensemble-Leiter Horst Kraut. Er hatte schon früher Texte für das Kabarett „Die Laterne“ geschrieben. Wie Stahlspritzer Helmut Schirmer war er vorher bereits allein als Komiker aufgetreten. Jetzt würzten beide die Programme als Komiker. Rolf Kempe agierte als Schnellzeichner, Horst Kittner als Artist. Astrid Proft war die erste Sängerin. Siegfried Anger spielte Klavier und setzte seine Erfahrungen als Kruzianer ein. Er probte mit den Sängern die Lieder, teils als A-Cappella-Songs. „Da es Parodien waren, lagen oft bekannte Melodien hinter den neuen Texten“, erklärt Querner.

„Mit der Unterstützung des Edelstahlwerks waren auch wunderbare Kostüme möglich“, sagt er. Als die Stahlspritzer Ende der 1960er-Jahre im Klub der Edelstahlwerker mit einer Cowboy-Parodie Premiere feiern, blieb ihnen der Beifall versagt. „Es waren vorwiegend Schriftsteller geladen. Man erklärte uns, wir hätten amerikanisches Lebensgefühl verkörpert. Doch bei den Folgeveranstaltungen kamen wir mit der Parodie bestens an.“ 15 Jahre lang hatte das Ensemble seinen festen Stamm. Dann wechselten die Besetzungen. Als der Klub der Edelstahlwerker nach der Wende geschlossen wurde, holte Gert Knieps die Stahlspritzer ins Kulturhaus. Vier Stahlspritzer der Anfangszeit formierten sich als Stahlspritzer-Oldies, mit dabei war Klaus Querner. Sie gaben Programme für Senioren.

Zum Wiedersehen am Donnerstag wird auch Gert Knieps mit etlichen Episoden unterhalten. Er hat die Stahlspritzer schon als Abiturient befragt und begleitet. Als Fotograf Herr Linse trat er zum 50-jährigen Stadtjubiläum mit ihnen in der Reihe „Freitals Bunte Illustrierte“ auf, wo auch Heinz Fiedler mitwirkte. Mit Frieder Metze und Sepp Güntner stellt Knieps auch zwei Gründungsmitglieder der Stahlspritzer vor, die heute als Duo unterwegs sind. Metze war übrigens als Mitglied eines Parodisten-Duos in vielen TV-Sendungen zu erleben. Güntner gehörte zur Theo-Schumann-Combo und dem Fernseh-Orchester Jo Kurzweg.

Kleine Konditorei mit den Stahlspritzern, 18. Mai, 15 Uhr im kleinen Saal des Freitaler Kulturhauses, Lutherstraße 2. Der Eintritt kostet 5,50 Euro.