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Chinesen lassen zu wenig Geld in Dresden

Sie kommen immer in Gruppen und wollen möglichst schnell möglichst viel sehen. Leider kaufen sie lieber woanders ein.

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© Christian Juppe

Von Kay Haufe

Tatsächlich sieht man sie oft lächeln: Ob auf dem Neumarkt oder im Zwinger, chinesische Reisegruppen scheinen immer gut gelaunt zu sein. Dabei haben sie auf ihrem acht- bis zehntägigen Trip durch Europa richtig Stress. Denn sie müssen nicht nur zehn bis zwölf Länder bereisen und dies möglichst mit Selfies vor allen Sehenswürdigkeiten dokumentieren. Sie müssen auch Geschenke mit nach Hause bringen, sagte Pino Dufter beim Dresdner Handelsforum. Dufter weiß es genau, denn das Steuerrückerstattungsunternehmen Global Blue hat sehr viel mit chinesischen Kunden zu tun. Rund 14 000 Euro gibt jeder Chinese für die Europareise aus, davon 70 Prozent fürs Einkaufen. „Leider landet nicht viel davon in Dresden“, sagt Dufter, der den hiesigen Verkäufern ein interkulturelles Verkaufstraining anbietet. Denn chinesische Gruppen wollen besonders behandelt werden. Dabei muss klar sein: Der Reiseleiter steht ganz oben in der Hierarchie und muss geködert werden, dann folgt die Gruppe. Zudem akzeptieren Chinesen nicht, wenn der Pullover sechsmal gekauft werden soll, aber nur noch drei Exemplare vorhanden sind. „Dann müssen Verkäufer etwas Ähnliches anbieten, denn ein Nein geht gar nicht“, so Dufter.

Dabei hat Dresden Potenzial, sagt Peter Recknagel von EastSong Consulting. Immerhin liege es auf der chinesischen Route durch Europa, und die Chinesen liegen auf Platz sechs der ausländischen Touristen. „Doch im Gegensatz zu Frankfurt/Main, wo Chinesen 600 Millionen Euro ausgeben, lassen sie in Dresden maximal 40 Millionen pro Jahr“, so Recknagel. Größtes Problem: Es gibt keine Direktflüge von China nach Dresden. Und da Dresden meist Station zwei auf der Route ist, wollen sich die Touristen noch nicht eindecken. „Doch hätte Dresden ein starkes Geschäft mit zollfreien Waren, wäre dies anders“, ist Recknagel überzeugt. Auch fehlt ein großes Juweliergeschäft, in dem die meist bis zu 25 Mann starke Reisegruppe genügend Platz und ausreichend Kundenberater hat. „Dann würden auch hochwertige Glashütter Uhren gekauft.“ Recknagels Fazit: Dresdner Händler müssen sich zusammenschließen und extra für chinesische Kunden etwas etablieren. „Das geht auch am Stadtrand“, sagt der China-Experte. Dresdens Wempe-Geschäftsführer Ralf Pfeiffer sieht dieses Problem nicht, „Wir haben noch genügend Platz für unsere chinesischen Kunden im Geschäft an der Frauenkirche“, sagt er.