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Bulldogge Lenni wird zum Problem

Nach Angaben der Polizei soll die Bulldogge vermittelt worden sein. Das stimmt so nicht ganz, heißt es aus dem Tierheim.

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© Polizei

Von Maria Fricke

Döbeln. Allein aufgrund ihres ungewöhnlichen Schlafplatzes machte die englische Bulldogge Lenni Ende des vergangenen Jahres Schlagzeilen. Der Rüde, der ursprünglich aus Döbeln kommt, hatte es sich auf der Rückbank eines Streifenwagens gemütlich gemacht. Das Tier kam bei Erdmannsdorf aus einem Wald und lief dort Beamten der Polizeidirektion Chemnitz in die Arme. Diese waren gerade mit der Aufnahme eines Verkehrsunfalls beschäftigt.

Seinen eigenen Kopf zeigte der Hund schon an jenem 4. Dezember. Denn er wollte sich nicht einfangen lassen. Erst als einer der Polizisten die Tür des Streifenwagens öffnete, sprang Lenni in das Fahrzeug und legte sich für ein Nickerchen auf die Rückbank. Weil der Besitzer nicht ermittelt werden konnte, kam der Hund nach Freiberg ins Tierheim. „Mittlerweile ist Lenni in eine Familie vermittelt“, informierte die Pressestelle der Polizeidirektion Chemnitz. Doch so ganz stimmt das nicht, wie eine Nachfrage des DA im Tierheim ergab.

Lenni befindet sich nach Angaben von Regina Otto derzeit zur Probe bei einer Familie. Die Leiterin des Freiberger Tierheims „Albert Schweitzer“ rechnet damit, dass die Bulldogge am Wochenende in die Einrichtung zurückkehrt. „Die Probezeit ist leider nicht so verlaufen, wie gewünscht. Lenni hat nach kurzer Zeit begonnen, den bereits vorhandenen Familienhund zu mobben, der in dieser Zeit auch an Gewicht verloren hat. Weiterhin hat Lenni mehrmals versucht, zu beißen, teilweise auch mit Erfolg “, sagte Otto. Sie vermutet, dass der Hund nicht damit zurechtgekommen ist, dass es in der Familie bereits eine Bulldogge gibt. „Da Lenni sehr besitzergreifend und eifersüchtig ist, wäre er wahrscheinlich besser als Einzelhund in einem Haushalt ohne kleinere Kinder, mit hundeerfahrenen Besitzern untergebracht“, so Otto.

Während seines Aufenthaltes im Tierheim Ostrau habe sich der Hund noch nicht auffällig verhalten, erinnert sich eine Mitarbeiterin. Vermutlich aus Zeitmangel hatte der damalige Besitzer aus Döbeln das Tier in die Einrichtung gegeben. Diese hatte Lenni ins Erzgebirge weitervermittelt. „Uns ist nur ein Besitzer bekannt. Den haben wir im Zuge der Suche nach dem Halter auch angeschrieben“, äußerte sich die Mitarbeiterin gegenüber dem DA.

Zur Vermittlung freigegeben sei der Hund Otto zufolge noch nicht. Dass er zur Probe in eine Familie gekommen ist, habe die Tierheimleiterin aus Freiberg mit der Stadtverwaltung Augustusburg, in deren Bereich der Hund gefunden worden ist, abgestimmt. „Die Familie hat auch gewusst: Wenn der Besitzer den Hund zurückhaben möchte, dann muss sie ihn wieder abgeben“, sagte die Tierheimleiterin.

Noch sei nicht endgültig geklärt, wem der Hund gehöre. Dazu laufe noch ein Streit vor Gericht. Solange die Besitzverhältnisse nicht geklärt seien, ist die Stadtverwaltung Augustusburg für die Unterbringung des Hundes zuständig. Sollte er wieder zurück ins Tierheim kommen und sich eine weitere passende Unterkunft für ihn finden, könne Otto erneut den Einzelfall mit der Stadtverwaltung abstimmen.

Dem Besitzer des Hundes drohen nun nicht nur hohe Kosten. Denn sowohl für den Polizeieinsatz als auch für die Unterbringung im Tierheim muss er aufkommen. Noch dazu wird die Polizei gegen den Halter Ermittlungen wegen des Verdachtes des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz aufnehmen. Denn das Tier ist von diesem offenbar im Wald ausgesetzt worden.