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Buchbinderei bleibt Familienbetrieb

Das Druckhaus Central hatte die Firma Grafe in Bischofswerda gepachtet. Seit Dienstag ist das passé. Nun führen Steffen Grafes Kinder den Betrieb weiter.

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Von Manuela Paul

Bischofswerda. Sven Richter ist in seinem Element – der Buchbinderei. Im Familienunternehmen Grafe, in dem er bereits vor drei Jahren tätig war, unterstützt er seit ein paar Tagen die langjährigen Mitarbeiterinnen Annett Mann und Susann Rother. Sie waren es auch, die ihn quasi überredet haben, wieder bei Grafe einzusteigen, erzählen die beiden.

Denn an Arbeit mangelt es in der traditionsreichen Buchbinderei nicht. Kein Wunder: Das alteingesessene Bischofswerdaer Unternehmen kombiniert handwerkliche und traditionelle Buchbinderei mit modernstem Digitaldruck. In dem kleinen Betrieb an der Kirchgasse werden nicht nur wertvolle historische Bücher repariert oder gebunden. Dort wird auch alles Mögliche gedruckt – von Broschüren über Baupläne, Plakate und Flyer bis hin zu Visitenkarten oder Aufklebern. Aber auch Kopieren, Scannen und Digitalisieren gehört zum täglichen Geschäft.

Selbiges läuft inzwischen wieder in familiärer Regie. Julia Kalinka-Grafe und Mathias Grafe, die Kinder des im November plötzlich verstorbenen Buchbindermeisters Steffen Grafe, führen seit Dienstag den väterlichen Betrieb als Inhaber weiter. Eigentümer waren sie schon seit dem Tod ihres Vaters. Doch im Januar hatten sie die Firma an das Druckhaus Central in Rammenau verpachtet. Diese Lösung schien ihnen die beste zu sein. Vor allem eine im Sinne ihres Vaters. Denn er hatte sich seinerzeit bereits Gedanken über die Firmennachfolge gemacht und dazu mit dem Geschäftsführer des Druckhauses Kontakt aufgenommen. Schließlich hatten seine Kinder branchenfremde Berufe ergriffen, was er auch akzeptierte. Julia Kalinka-Grafe ist Ärztin im Berliner Raum, Matthias Grafe Projektleiter in einem großen Luftfahrtunternehmen in Hannover.

Trotzdem hätten sie vom Vater ein großes Familien- und Traditionsbewusstsein mitbekommen, erzählt Mathias Grafe. Immerhin gebe es die Buchbinderei schon über hundert Jahre. „Deshalb war uns schon im November, nach dem sehr frühen, unerwarteten Tod unseres Vaters klar, dass es weitergehen muss.“ Nachdem es nun die Neuigkeit mit der Insolvenz gab, hätten er und seine Schwester sich sofort entschieden, den Betrieb mit dem bestehenden Team in Eigenregie weiterzuführen. Das operative Geschäft liege nun weitgehend in den Händen von Annett Mann und Susann Rother, denen man damit eine größere Verantwortung übertragen habe. Bei Großkunden wie der Sächsischen Landesbibliothek oder der Medizinischen Akademie Dresden wirken die beiden Inhaber aktiv mit. Sie seien auch regelmäßig in Bischofswerda, um alle anstehenden Dinge zu besprechen. „Wir trauen uns zu, die Firma so in die Zukunft zu führen.“