Merken

Brot zum Trinken

Bäcker Roman Otto aus Oderwitz hat mit einem Spirituosenbetrieb einen Brotbrand entwickelt. Das Getränk hat schon Fans.

Teilen
Folgen
© Matthias Weber

Von Mario Sefrin

Auf ein zehnjähriges Jubiläum darf man schon mal ordentlich anstoßen. Der Oderwitzer Bäckermeister Roman Otto kann das mit seiner Frau Babett Otto auf eine ganz besondere Weise tun – mit einem eigenen Brotbrand. Und das Beste daran: Der Bäcker und seine Frau lassen alle an dieser Besonderheit teilhaben, denn den 40-prozentigen Brotbrand gibt es seit Jahresanfang in der Feinbäckerei an der Bundesstraße 96 in Oberoderwitz zu kaufen – in Flaschen zu 20 und 35 Zentilitern, also in 0,2- und 0,35-Liter-Flaschen.

Es sei keine Neuheit, Alkohol aus Brot zu machen, beugt Bäckermeister Roman Otto möglichen Fragen nach seinem besonderen Produkt gleich vor. Trotzdem weiß er um die Ungewöhnlichkeit, „Brot im Glas“ zu verkaufen. „Ich habe schon mal davon gehört, dass in Österreich Brot zur Spirituosenherstellung genutzt wurde“, sagt der 49-jährige Oderwitzer. Das Thema habe ihn jedoch nicht weiter beschäftigt – bis sich im Zittauer Rotary-Club, in dem Roman Otto Mitglied ist, Martin Wagner vorstellte. „Er ist der Inhaber der Sächsischen Spirituosenmanufaktur in Schirgiswalde-Kirschau“, sagt Otto. Das kleine Unternehmen verarbeitet regionale Früchte, Blüten, Kräuter und Gewürze zu hochwertigen Likören, Bränden und Geisten. Die Vorstellung des jungen Geschäftsmanns im Rotary-Club hat dem Oderwitzer Bäcker gefallen: „Er steht mit Herzblut hinter seinem Unternehmen, das hat man gemerkt. Darum habe ich ihn angesprochen und ihm von der Idee erzählt, aus Brot Alkohol zu machen.“

In Martin Wagner fand Otto schnell einen Verbündeten, und so kam es zur Kooperation zwischen den beiden Handwerkern. „Wir haben eine nachhaltige Methode entwickelt, das Brot vom Vortag einer sinnvollen Verwendung zuzuführen“, zitiert Roman Otto die Werbung, unter der die kleinen Flaschen samt stilvoller Verpackung verkauft werden. Denn für das Brot im Glas kommt feines Holzofenbrot aus der Oderwitzer Bäckerei zum Einsatz. Dieses wird in einem aufwendigen Verfahren zuerst zerrieben und dann noch einmal geröstet, um danach mit Wasser vermischt im sogenannten Maischverfahren verarbeitet zu werden. Danach wird der Brotbrei mit spezieller Hefe vergoren, um ihn im Anschluss destillieren zu können, gibt Otto einen Einblick in die Entstehung des Brotbrands. Nach über sechsmonatiger Lagerung wird diese Spezialität dann abgefüllt.

An die erste Kostprobe des Brotbrands, die die Oderwitzer Bäckersleute aus Kirschau bekommen haben, kann sich Roman Otto noch gut erinnern. „Das war im August vergangenen Jahres“, erzählt er. „Ich weiß noch, dass ich erstaunt war, wie gut der Brand geschmeckt hat.“ Gemeinsam mit Martin Wagner wurde der Brand dann verfeinert, bis die aus 130 Kilogramm Mischbrot hergestellten Spirituosen zum Jahresende endlich als limitierte Sonderedition bereitstanden. Zu kaufen gibt es diese nun in der Bäckerei von Roman Otto in Oderwitz und im Shop der Sächsischen Spirituosenmanufaktur im Internet. Die ersten Flaschen hat Roman Otto jedenfalls schon verkauft – und das, obwohl die große Flasche immerhin stolze 28 Euro kostet. „Doch es ist nun mal eine besondere Spezialität“, sagt Otto. Er ist sich sicher, dass solch ein spezielles Getränk auch seine Liebhaber findet. Dafür spricht, dass es sogar schon Kunden gebe, die nach dem ersten Kauf weitere Flaschen geholt hätten. Für einen Erfolg des Mischbrot-Brands spricht aber auch die Überlegung, in diesem Jahr eine Neuauflage dieses limitierten Getränks herauszubringen.

Für Roman Otto ordnet sich der Brotbrand gut in die Firmenphilosophie ein. „Die Leute sind offen für Neues, darum arbeiten wir ständig daran, unser Angebot weiterzuentwickeln“, sagt der Bäckermeister. Unter diesem Anspruch sind in den vergangenen Jahren auch ein neues Café und das Holzofenstübl in der Oderwitzer Bäckerei entstanden. Letzteres bietet Platz für kleine Gruppen und Gesellschaften, aber auch die Möglichkeit, in Workshops das Holzofenbacken vorzustellen. Otto jedenfalls hat es nie bereut, die seit vier Generationen bestehende Bäckertradition in seiner Familie fortgesetzt zu haben. Eine Tradition, mit der er nun 22 Leute beschäftigt.