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Brauchen Europa und Russland einander wirklich?

Die am 19. Februar gehaltene Dresdner Rede von Matthias Platzeck im Wortlaut.

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Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin sehr dankbar hier heute vor Ihnen stehen zu dürfen, um eine „Dresdner Rede“ zu halten. Nicht nur, weil es mir eine Ehre ist, in diese renommierte Veranstaltungsreihe als Redner aufgenommen zu werden, sondern auch, weil Dresden ein Ort ist, der mit seiner Geschichte und mit seiner Gegenwart in ganz besonderer Weise das berührt, über das ich heute zu Ihnen sprechen möchte:

Über Europäer und Russen, die untrennbar zusammengefügt auf einem Kontinent leben, über Deutschland, das mit Russland durch die Geschichte eines ganzen Jahrtausends verbunden ist - mit den tiefen Brüchen und einem neuen Anfang im 20. Jahrhundert - und über den Weg, den wir in Zukunft gehen wollen: gemeinsam oder getrennt, miteinander oder gegeneinander.

Die Brüche des 20. Jahrhunderts - des „Jahrhunderts der Extreme“, sie sind in Dresden spürbar geblieben. Krieg und Frieden haben der Stadt ihr Gepräge verliehen: Dresden steht für die Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs und für den Wiederaufbau.

Die Frauenkirche ist im vereinten Deutschland zu einem Symbol der Hoffnung und der Versöhnung geworden. Als Ruine ein Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung, ist sie in wiedererstrahltem Glanz Zeichen eines neuen gemeinsamen Anfangs, Zeichen dessen, was mit vereinten Kräften bewegt werden kann.

Doch auch die Brüche der Gegenwart sind in Dresden spürbar, die Risse, die durch unsere Gesellschaft verlaufen. Seit mehr als zwei Jahren sehen wir in Dresden die Demonstrationen der Pegida-Anhänger. Und sicher haben wir alle noch die Ereignisse des Einheitstages im vergangenen Jahr in Erinnerung.

Diesem Bild gegenüber steht ein Dresden, das für seine hervorragende Arbeit mit den Partnerstädten, für Schüleraustausche, für das Engagement seiner Bürger in den internationalen Beziehungen, für die Förderung von Frieden und Versöhnung mit dem Europapreis des Europarats geehrt wurde, der höchsten Auszeichnung, die eine Stadt für ihr Tun und Handeln im Sinne des europäischen Einigungsgedankens erhalten kann.

Und es ist auch die Stadt, die Jahr für Jahr in das Schauspielhaus einlädt, zu einer offenen und lebendigen Auseinandersetzung mit den Themen unserer Zeit - und ich bin sehr froh, dass Sie hier auch nicht vor jemandem zurückscheuen, dem der Ruf eines „Russlandverstehers“ vorauseilt.

[Eigene Erfahrungen]

Wie Sie vermutlich alle wissen bin ich Ostdeutscher - „genetisch“ sozusagen. Das ist prägend und das begleitet einen ein Leben lang. Hinzu kommt, dass auch Russland und die Russen ein prägender, ein nicht weg zu denkender Bestandteil meiner Biographie sind, von früh an.

Ich bin in Potsdam aufgewachsen, unmittelbar an der Glienicker Brücke. In den Häusern um uns herum wohnten Russen - in Potsdam waren einige Zehntausend Soldaten der Roten Armee stationiert. Ich bekomme noch heute Heimatgefühle, wenn ich den Kraftstoff rieche, mit dem die Russen ihre Fahrzeuge damals bei uns betankten.

Christa Wolf würde, denke ich, von „Kindheitsmustern“ sprechen. Die Glienicker Brücke wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nach Kriegsende als „Brücke der Einheit“ wiedereröffnet - mit einer weißen Linie in der Mitte, die die Grenze zwischen der DDR und West-Berlin markierte. Und dann schon bald wieder geschlossen wurde.

Bekannt geworden ist dieses Ost-West-Nadelöhr vor allem durch die spektakulären Agententransfers, die hier im Kalten Krieg stattfanden.

In unserer Nachbarschaft befanden sich die russische Kommandantur und der Russenladen, das „Magazin“, wo auch wir einkauften und wo es tschechisches Bier gab - wer noch DDR-Bier kennt, kann sich vorstellen, wie willkommen uns diese Beschaffungsmöglichkeit war.

Meine Russischlehrerin konnte außer der Vermittlung der Sprache mit Büchern und Filmen aus dem großen Land im Osten Europas begeistern. Ich habe die russische Kultur kennen und lieben gelernt und für mein Leben viel Gutes und Schönes daraus gewonnen.

Die Erzählungen Juri Trifonows z.B. oder die unvergänglichen Kompositionen Dimitri Schostakowitschs gehören bis heute zu meinen wichtigen und schönen Lebenserfahrungen.

Im Juni 1989 hatten wir - die jungen Bürgerbewegungen in Potsdam - zu einem alternativen Informations- und Kulturfest auf dem Pfingstberg eingeladen.

Es ging uns um den Erhalt einer lebenswerten Stadt und ihrer historischen Gebäude - unter anderem auch auf dem Pfingstberg. Die Behörden und die Staatssicherheit beobachteten unser Vorhaben natürlich mit Misstrauen und versuchten es mit immer neuen Auflagen zum Scheitern zu bringen.

Schließlich verlangten sie aus hygienischen Gründen eine Versorgung mit heißem Wasser auf dem Festgelände. Da waren wir am Ende, das konnten wir mit unseren Mitteln nicht organisieren.

Wir sind in unserer Not zum sowjetischen Stadtkommandanten gegangen, von dem wir wussten, dass er ein Anhänger Gorbatschows war. Der hat uns angehört und uns Soldaten mit einer Gulaschkanone geschickt. Das muss man sich im Kontext der Zeit vorstellen...

Die Offiziellen waren platt. Im Stasi-Protokoll, in dem wir später lesen konnten, haben sie festgehalten: „Es war leider ein Erfolg. Statt 500 sind 3000 Leute gekommen, und die Russen haben Tee gekocht.“

Das Fest auf dem Pfingstberg hat vielen Bürgern Mut gegeben, sich im Herbst für die politische Wende zu engagieren. Das Denkmalensemble auf dem Pfingstberg ist heute in Potsdam so etwas wie ein Symbol für den Aufbruch der Bürgerbewegung.

Das sind einige der persönlichen Erfahrungen, die ich mit den Russen und mit Russland gemacht habe. Unter dem Strich sind es eher gute Erfahrungen. Auch in den vergangenen 25 Jahren als Politiker habe ich vor allem Positives erlebt.

Ich war als Ministerpräsident Vorsitzender der Freundschaftsgruppe Bundesrat - russischer Föderationsrat, heute ist das übrigens Ihr MP Stanislaw Tillich, habe es genossen mich intensiv über Kultur und Wissenschaft, über Religion, über Wirtschaft und Politik auszutauschen.

Natürlich weiß ich, dass viele Menschen auch ganz andere Erfahrungen mit Russland verbinden. Wie eben immer im Leben ist die Realität vielschichtig und nicht in Schwarz-Weiß zu malen.

Bitte verstehen Sie mich richtig, wenn ich heute in dieser Rede vor allem - salopp gesagt - vor der eigenen Haustür kehre und solche Aspekte anspreche, die ich bei uns im Westen und besonders in Deutschland im Umgang mit Russland nicht ausreichend berücksichtigt oder auch schlicht nicht gut finde.

Das heißt nicht, dass ich mit allem, was in Russland vor sich geht, einverstanden bin. Natürlich weiß auch ich, dass sehr vieles in dem Land im Argen liegt. Vieles von der Kritik an Russland, die in Deutschland in der Politik und in den Medien geübt wird, hat seine Berechtigung.

Doch versuche ich immer, genau hinzusehen und auch, bei aller Kritik, die andere Seite zu verstehen oder zumindest zu erahnen, warum sie so handelt wie sie handelt. Für mich ist das eine Mindestanforderung im Umgang miteinander - vor allem, wenn es ein friedlicher sein soll.

Zwischen Russen und Deutschen habe ich über lange Zeit eine Anziehungskraft verspürt, eine gegenseitige Neugierde. Heute fällt mir auf, dass auf beiden Seiten viel von dieser Faszination verlorengegangen ist, und dass die gegenseitige Neugierde nachgelassen hat. Wir stellen einander immer weniger Fragen, weil wir meinen, die Antworten bereits zu haben.

[Russlandbild]

Im Fernsehen, im Rundfunk, in Zeitschriften und Zeitungen, in der politischen Diskussion - auf Schritt und Tritt begegnet uns ein sehr eindimensionales Bild von Russland und den Russen.

Die Stimmen, die sich um eine Differenzierung bemühen, sind rar geworden. Sicher, das ist in Russland leider nicht anders, auch das ist viel zu einfach, wie dort Europa und Deutschland in Medien und Politik behandelt werden.

Ich möchte aber den Blick auf unsere Gesellschaft richten, auf ein Russlandbild, was in der deutschen Öffentlichkeit - so ist mein Eindruck - in den letzten Jahren beinahe schon kategorisch geworden ist.

Ein Bild, das auf zum Teil jahrhundertealten Vorurteilen und Stereotypen beruht, und eine vermeintlich endgültige Wahrheit transportiert. Diese Wahrheit lautet: Russland und der Westen gehören nicht zusammen; Russland und der Westen - das sind prinzipielle Gegensätze. Man könnte auch sagen: Russland und der Westen - das sind Gegner.

In einer Zeit, in der der politische Dialog zwischen Russland und dem Westen auf Eis liegt, ist das eine gefährliche Wahrheit. Sie wird beständig genährt durch immer neue Gerüchte, Halbwahrheiten, Behauptungen und Schuldzuweisungen. Und scheinbar durch jede Meinungsverschiedenheit, jede Zuspitzung von neuem bestätigt.

[Gemeinsame Geschichte]

Ich finde es wichtig, in dieser Zeit den Blick zurück zu richten auf die gemeinsame Geschichte von Europäern und Russen und von Deutschen und Russen, um sich auch die vielen gemeinsamen Wurzeln in Erinnerung zu rufen.

Auf der Burg Hohenzollern ist gerade [29. Januar 2017] die Ausstellung „300 Jahre Romanow und Hohenzollern“ zu Ende gegangen, auf der vor dem Hintergrund der dynastischen Verbindungen der Fürstenhäuser von der engen Verflechtung russischer und deutscher Kultur im Laufe von drei Jahrhunderten erzählt wurde.

Was mich besonders beeindruckt hat: Der Schlossherr Georg Friedrich Prinz von Preußen und seine Ehefrau Prinzessin Sophie erklärten mit dem Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats Metropolit Hilarion den Eröffnungstag auf der Burg Hohenzollern zum Tag der deutsch-russischen Freundschaft, um auf die Bedeutung des deutsch-russischen Verhältnisses für die Gegenwart und Zukunft in Europa aufmerksam zu machen, verbunden mit einem tiefen Bedauern darüber, dass Deutsche und Russen sich zunehmend entfremden.

Die Gemeinsamkeiten und Gegensätze zwischen den Ländern und ihren Völkern brachten sie, wie ich meine, auf einen klugen Nenner: „Russland ist anders, Deutschland auch“.

Ausstellungen wie diese rufen uns in Erinnerung, dass die Geschichte der Beziehungen zwischen Russland und Westeuropa die Geschichte einer kontinuierlichen Annäherung und immer stärkeren gegenseitigen Durchdringung ist, die Geschichte eines gemeinsamen Raumes und einer gemeinsamen Kultur.

Ich finde es wichtig, sich das in unserer Zeit wieder vor Augen zu führen - insbesondere angesichts dessen, dass in der Diskussion um Russland heute immer wieder einmal die krude These zu hören ist, dass Russland nicht zu Europa gehört.

Natürlich, Russland hat in seiner Geschichte keine demokratischen, liberalen Traditionen wie Westeuropa aufzuweisen, wo in den pluralistischen Gesellschaften heute Werte wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und Minderheitenrechte höchste Priorität genießen.

Doch sollten wir nicht vergessen, dass die westeuropäische Tradition auch nicht ohne Tadel ist: Im Deutschland der Zwischenkriegszeit ist aus einer parlamentarischen Demokratie eine totalitäre Diktatur unvorstellbaren Ausmaßes hervorgegangen.

„Russland gehört nicht zu Europa.“ Wir stellen einen gewaltigen Geistesraum ins Abseits, weil wir nur mit unserem Maßstab messen. Wir, die wir mit völlig anderen Startvoraussetzungen - in einem auch nicht immer einfachen, zum Teil auch langwierigen Prozess - eine liberale Entwicklung genommen haben, die wir heute stolz sein dürfen auf unsere freie und offene Gesellschaft, verlangen von Russland, das aus einer nichtliberalen Tradition kommt, dasselbe Schrittmaß.

Natürlich kann Russland da nicht mithalten! Aber steht es deshalb außerhalb des europäischen Kulturkreises?

Ganz und gar nicht. Dieser europäische Kulturkreis hat sich im intensiven Austausch mit Russland entwickelt. Europas Kultur verdankt dem Riesenreich im Osten großartige Beiträge - in der Literatur, in der Kunst, in der Musik, in der Philosophie, in der Wissenschaft.

Unter Peter dem Großen, der das Fenster nach Europa weit aufgestoßen hat und unter Katharina der Großen, der deutschen Prinzessin von Anhalt-Zerbst, wird Russland nicht nur zu einer politischen Großmacht auf dem europäischen Kontinent, sondern rückt auch ins Zentrum der europäischen Kultur und Wissenschaft.

Seitdem sind die literarischen Meisterwerke eines Puschkin, Tolstoi, Turgenjew, Dostojewski oder Tschechow, die Kompositionen eines Tschaikowski, Rimski-Korsakow, Strawinsky oder Prokowjew, die Malerei eines Chagall oder Kandinsky (Kunstsammlungen Chemnitz - Russische Avantgarde), die Theater- und Filmkunst eines Meyerhold oder Eisenstein und die wissenschaftlichen Forschungen eines Lomonossow, Mendelejew oder Pawlow nicht mehr wegzudenkende Bestandteile der europäischen Kultur.

Seitdem kreist auch die Debatte der russischen Intellektuellen um das Spannungsverhältnis „Russland und Europa“. Ist der Westen ein Vorbild, dem Russland folgen soll, oder soll Russland sich auf seine eigenen religiösen und sozialen Traditionen rückbesinnen?

Der ersten Ansicht hängen die „Westler“ an, die zweite wird von den sogenannten „Slawophilen“ favorisiert. Diesen beiden russischen Denkschulen stehen im westlichen Europa - sozusagen spiegelverkehrt - zwei gleichermaßen entgegengesetzte Russlandwahrnehmungen gegenüber:

Auf der einen Seite die Begeisterung für die „russische Seele“, unter der alles gefasst wird, was in den individualisierten, rational denkenden westlichen Gesellschaften verlorengeht: Emotionalität und Gemächlichkeit, Spiritualität und Gemeinschaft.

Auf der anderen das Stereotyp des barbarischen Russlands, dem die zivilisierte Welt des Westens gegenübersteht.

Im Kern ist es dieses uralte Stereotyp von russischer Despotie und westlicher Zivilisation, das vom Westen heute bemüht wird, um Russland weit von Europa weg zu schieben.

Dass es wieder Urständ feiert hat, hat zu einem guten Teil, aber sicher nicht allein mit den innen- und außenpolitischen Entwicklungswegen Russlands selbst zu tun. Die Entgegensetzung von Russland und Europa dient auch dazu, die eigene europäische Identität zu schärfen.

[Erfahrungen der EU und Russlands]

Die europäische Idee hat in den vergangenen Jahren einiges von ihrer Anziehungskraft verloren. 65 Jahre nach dem Beginn des europäischen Einigungsprozesses ist die Euphorie verflogen; die Integrationskräfte haben spürbar nachgelassen.

Die wirtschaftlichen Probleme der südlichen Länder, die Euro-Krise haben der Union arg zugesetzt. Das europäische Einigungswerk wird immer mehr hinterfragt. Zuletzt hat die Flüchtlingskrise die tiefen Risse innerhalb der europäischen Gemeinschaft noch einmal offen zu Tage treten lassen:

Die in der Visegrad-Gruppe zusammengeschlossenen Länder Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn verfolgen mit ihren Regierungen zunehmend eigene nationale Konzepte und Ziele, die nicht immer mit den vielbeschworenen gemeinsamen europäischen Werten vereinbar sind.

In ganz Europa sind EU-kritische und rechtspopulistische Parteien auf dem Vormarsch. Sie haben zusätzlichen Rückenwind erhalten durch den Austritt der Briten aus der Europäischen Union und die Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.

Das konnten wir im Januar auf dem Treffen der deutschen, niederländischen, französischen und italienischen Rechtspopulisten in Koblenz deutlich spüren.

Gegenüber Russland positioniert sich die in zahlreichen Fragen so zerstrittene Europäische Union geschlossen und entschlossen. Die Kontroverse mit dem größten Nachbarn der Europäischen Union, insbesondere die Ukraine-Krise, sorgte in einer schwierigen Situation für einen Identitätsschub.

Dass dieser der Gemeinschaft nicht aus ihrer Sinnkrise helfen wird, zeigen die bereits erwähnten Entwicklungen, das Erstarken der europafeindlichen Kräfte und der Brexit.

In Europa, das mit seinen Problemen zu kämpfen hat, werden die gewaltigen Aufgaben, vor denen Russland nach der Aufspaltung der UdSSR in 15 unabhängige Nachfolgestaaten stand und immer noch steht, bis heute unterschätzt.

Russland ist ein Land ohne demokratische Traditionen. Nach jahrhundertelanger Zarenherrschaft und Jahrzehnten kommunistischer Diktatur wurde es gleichsam über Nacht umgekrempelt und neu ausgerichtet in Richtung demokratische Prinzipien und marktwirtschaftliche Ordnung.

Die Supermacht Sowjetunion war lautlos von der Weltbühne abgetreten, die Atommacht fiel ohne Aufruhr oder Unruhen in sich zusammen. Im Westen hat das für Erleichterung gesorgt, in Russland ein Trauma verursacht, das bis heute weiter wirkt.

Die einstige Supermacht hat ihre Identität verloren. Geblieben ist ein Gefühl der Minderwertigkeit und der Demütigung - Präsident Obama hat mit seiner Feststellung, Russland sei eben nur noch eine „Regionalmacht“, in genau diese Kerbe gehauen.

Hinzu kommt noch eine Negativerfahrung, die wir im Westen, glaube ich, bis heute nicht richtig verstanden haben. Die Veränderungen in den neunziger Jahren haben die Begriffe „Demokratie“ und „liberale Marktwirtschaft“ in Russland diskreditiert.

Das gesamte Wirtschafts- und Sozialsystem brach zusammen - vielleicht erinnern Sie sich an die Bilder von den Schlangen vor den Banken, von den alten Menschen, die auf die Auszahlung ihrer Renten warten -, die Kriminalität uferte aus, Morde waren an der Tagesordnung; die Exzesse eines entfesselten Kapitalismus bescherten einigen wenigen, den sogenannten „Oligarchen“, ungeheuren Reichtum, ließ viele aber arm zurück.

Für die Mehrheit der Bevölkerung haben seit dem Chaos der Jelzin-Jahre soziale Stabilität und ein funktionierender, verlässlicher Staat oberste Priorität.

Die Rückbesinnung auf die eigenen Kräfte, auf nationale Traditionen und Mentalitäten ist eine beinah zwangsläufige Folge dieser negativen Erfahrungen und des Verlusts des Supermachtstatus. Wir sehen heute ein Russland, das als starker Nationalstaat auf die Weltbühne zurückkehrt. Auf dieser Bühne stehen sich Ost und West wieder so unversöhnlich gegenüber wie zu Zeiten des Kalten Krieges.

[Gemeinsamer Aufbruch: Charta von Paris]

Noch vor gut 25 Jahren schien in Europa eine neue Zeitrechnung zu beginnen. Die Mauer in Berlin fiel, das Symbol des Kalten Krieges. Ich erlebte das damals in der DDR, im Ostblock, als Ende eines totalitären Systems, als Freiheitsgewinn und als Chance für eine tragfähigere europäische Friedensordnung.

Die USA, die UdSSR und mehr als 30 europäische Staaten unterzeichneten die Charta von Paris. In der Präambel wurde festgehalten, dass das „Zeitalter der Konfrontation und der Teilung Europas zu Ende gegangen ist“, dass sich die Beziehungen der Teilnehmerstaaten „künftig auf Achtung und Zusammenarbeit gründen werden“, dass in „Europa ein neues Zeitalter der Demokratie, des Friedens und der Einheit“ anbricht.

Wir erlebten die größte militärische Aktion, die jemals in Europa zu friedlichen Zwecken stattgefunden hat. Die sowjetischen Streitkräfte zogen aus Deutschland ab - hier allein waren es mehr als 500.000 Soldaten mit ihren Angehörigen, die zurück in ihre Heimat gingen - und auch aus Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei.

Die Frage von Krieg und Frieden in Europa schien endgültig entschieden, und der Kampf der Ideologien ein für alle Mal beendet. In der Rückschau erscheint diese Verheißung geradezu naiv und blauäugig.

Die an das Ende des Kalten Krieges geknüpften Hoffnungen, das sehen wir heute, haben sich nicht erfüllt. Die Gräben zwischen Ost und West sind wieder neu aufgeworfen. Krieg in Europa ist wieder möglich geworden - schon sehr bald in Jugoslawien und auch heute im Osten der Ukraine. Das Verhältnis zwischen Russland und Europa, aber auch zwischen Russland und Deutschland ist empfindlich gestört.

Heute müssen wir uns offen und ehrlich mit der Frage auseinandersetzen, wie es wieder dazu kommen konnte, dass wir uns in Europa voneinander abgewendet haben, dass wir uns wieder als Gegner betrachten.

Uns Deutschen, die wir wie keine andere Nation für Russland und seine Belange durch die gemeinsame Geschichte und durch die kulturelle Verflechtung in ganz besonderer Weise sensibilisiert sind, kommt dabei die wichtigste Rolle zu.

[Keine echten Partner]

Die Enttäuschung ist groß, auf beiden Seiten. Die deutschen Erwartungen, dass Russland nach der Auflösung der Sowjetunion rasch eine rechtsstaatliche Demokratie nach westlichem Muster zustande bringe, mit einer marktwirtschaftlichen Ordnung und einer liberalen Gesellschaft, haben sich nicht erfüllt.

Die russische Nation hat einen eigenen Weg eingeschlagen, der unseren Vorstellungen im Westen in vielem nicht entspricht, und der russische Präsident findet in seinem Land großen Rückhalt für diesen Weg.

Auch Russland hatte sich mehr versprochen. Die entthronte Supermacht erwartete eine Begegnung auf Augenhöhe - vom Westen, der im Systemwettstreit die Oberhand behalten hatte, und erst Recht von Deutschland, dem man sich in Europa am nächsten fühlte.

Doch gerade Deutschland gefiel sich eher darin, die junge Demokratie mit erhobenem Zeigefinger zu belehren. Als Partner und als Machtfaktor wurde Russland nicht mehr ernstgenommen. An Signalen dafür, dass die einstige Supermacht ihren Platz in Europa suchte, hat es nicht gemangelt.

Ich erinnere an die Rede des russischen Präsidenten 2001 im Deutschen Bundestag, in der er Europa, ohne dessen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten in Zweifel zu ziehen, eine vollwertige Zusammenarbeit und Partnerschaft mit Russland anbot.

Die ausgestreckte Hand ist von der deutschen Politik nicht ergriffen worden. Putins Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007 war dann schon ein Alarmruf, der deutlich machte, dass Russland seine Sicherheitsinteressen vor allem durch die amerikanische Hegemonie und die Nato-Osterweiterung bedroht sieht.

Präsident Medwedews Vorschlag für einen europäischen Sicherheitsvertrag, den er 2008 in Berlin vorlegte, blieb im Westen ohne nennenswerte Resonanz. Auch die Vision eines gemeinsamen europäischen Raums von Lissabon bis Wladiwostok, die Putin 2010 ins Gespräch brachte, wurde allenfalls wohlwollend zur Kenntnis genommen, aber nicht wirklich ernsthaft diskutiert.

In der Bilanz muss man festhalten, dass Russland nach der Unterzeichnung der Charta von Paris eigentlich nie zu einem gleichberechtigten Gesprächspartner für die westliche Welt und auch nicht für Deutschland geworden ist.

Das zeigte sich in der zügigen Erweiterung der Nato, bei der Russland vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, ebenso wie auch darin, dass Russland in internationalen Fragen, zum Beispiel bei den Interventionen im Kosovo oder in Libyen, übergangen wurde.

Präsident Putin hat all das in seiner Rede im Georgssaal des Kremls 2014 angesprochen [Rede zum Beitritt der Krim]. So konnte Russland auch nicht, und das wiegt weitaus schwerer, zu einem Vertrauens- und Sicherheitspartner werden.

Denn die fehlende europäische Sicherheitsordnung, mit der ja gleichzeitig auch Russland Rolle in der Weltpolitik marginalisiert wird, ist das Urthema, das sich wie ein roter Faden durch die russische Politik der postsowjetischen Zeit zieht.

Dass dieses Thema im Westen kein Gehör fand und bis heute nicht findet, hatte sicher auch viel zu tun mit dem „Triumphalismus“, der die westliche Welt nach dem Ende des Kalten Krieges ergriffen hatte.

Russland war eindeutiger Verlierer, der Westen sah sich im Besitz der seligmachenden Weltformel und war überzeugt, alles richtig zu machen.

Aus dieser Überheblichkeit heraus hat sich die deutsche Politik mit Blick auf Russland dann auch in erster Linie auf die „Umerziehung“ zu westlichen Werten konzentriert. Demokratie, Menschenrechte und Pressefreiheit waren die wesentlichen Themen, auf die Russland angesprochen wurde.

Daran ist nichts falsch - die Kritik an vielen Entwicklungen in der russischen Gesellschaft ist absolut berechtigt. Nur wurde von der wertegeleiteten Außenpolitik das alles entscheidende Thema der gemeinsamen Sicherheit überhaupt nicht angepackt.

Die Integration Russlands in Europa als Partner auf Augenhöhe, die Integration Russlands in eine gemeinsame europäische Sicherheitsarchitektur, also die Anliegen, auf die uns die russische Politik über Jahre hinweg immer wieder aufmerksam gemacht hat, sind bei uns überhaupt nicht ernst genommen worden - auch nicht von uns Deutschen, die uns mit Russland eine tragische Geschichte verbindet.

Die Erklärung, die Ausdehnung des Nato-Verteidigungsbündnisses sei nicht gegen Russland gerichtet - so wahr sie auch sein möge - reicht nicht aus, die russischen Bedenken zu zerstreuen, solange die Frage nach der Rolle Russlands in einer gesamteuropäischen Sicherheitsarchitektur nicht geklärt ist.

[Verletzungen: deutsche Erinnerungslücken]

In der tragischen Geschichte, die uns mit Russland verbindet, liegt auch der Grund für die vielleicht schmerzlichste Enttäuschung auf russischer Seite, nicht nur für die Politiker, sondern auch für sehr viele Bürger.

Deutschland, das von 1941 bis 1945 einen Vernichtungskrieg nie dagewesenen Ausmaßes gegen die sowjetischen Völker geführt hatte, ließ es, so das Empfinden in Russland, an Anerkennung mangeln.

Die große Versöhnungsleistung des russischen Volkes, die für die Deutschen mit dem Geschenk der Deutschen Einheit endete, wurde nicht angemessen gewürdigt. Mehr noch: Das wiedervereinigte Deutschland ließ den gebührenden Respekt gegenüber den Opfern in Russland vermissen. Und das, so spüre ich es in Russland deutlich, wiegt schwer.

Die Deutschen haben nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt, wie die Aufarbeitung und das demütige Annehmen der Vergangenheit ihnen in der Welt viel Anerkennung gebracht hat.

Auch in der jüngsten Vergangenheit hat eine ganze Reihe von Gedenktagen und Gedenkfeiern gerade dadurch eine größere öffentliche Würdigung erfahren, dass sich die deutsche Politik daran beteiligte.

Die großen Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944, zu denen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel 2014 eingeladen war, sind noch im Gedächtnis. An der Gedenkfeier zum 70. Jahrestag des Kriegsbeginns auf der Westerplatte im polnischen Danzig nahm die Kanzlerin 2009 Seite an Seite mit Ministerpräsident Putin teil.

Bundespräsident Gauck besuchte 2013 als erster deutscher Repräsentant das französische Dorf Oradour-sur-Glane, in dem die Waffen-SS 1944 ein Massaker an der Dorfbevölkerung verübte.

Das deutsche Staatsoberhaupt gedachte im selben Jahr in der toskanischen Gemeinde Sant‘ Anna di Stazzema der 560 dort getöteten Menschen, fast ausschließlich Ältere, Frauen und Kinder. Er war 2012 im tschechischen Lidice, einem Dorf, das von den Deutschen 1942 ausgelöscht wurde. Allesamt sind dies wichtige Orte des Gedenkens, und die Besuche sehr gut gewählte Zeichen der Versöhnung und der Mahnung für die Zukunft.

Im vergangenen Jahr, am 22. Juni 2016 jährte sich das „Unternehmen Barbarossa“, der Überfall Nazideutschlands auf die Sowjetunion, zum 75. Mal.

Der brutale Feldzug im Osten hat 27 Millionen Menschen das Leben gekostet, zwei Drittel davon Zivilisten. Allein der Blockade Leningrads, mit der die Bevölkerung der Stadt systematisch ausgehungert werden sollte, fielen mehr als eine Million Menschen zum Opfer.

Tausende Dörfer und Städte in der Ukraine, in Weißrussland und in Russland wurden zerstört. Beinahe jede Familie in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion hat ihre eigene Geschichte vom schrecklichen Leid, das die Deutschen über sie gebracht haben. Der 22. Juni, der Beginn des Vernichtungskriegs gegen die Völker der Sowjetunion, ist ihr Tag des Gedenkens.

An diesem Tag kehrte in Deutschland eine eigenartige Stille ein. Der 75. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion war kein Tag des offiziellen Gedenkens, weder im Bundestag noch in Form von Veranstaltungen der Bundesregierung.

In Berlin feierte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ihr Sommerfest - ganz sicher war das keine böse Absicht.

Wie auch die Erinnerungslücke im Kalender des Deutschen Bundestags für 2016, in dem der 8. Mai nicht mehr - wie noch im Jahr zuvor - als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, sondern als Weltrotkreuztag firmierte.

Natürlich sind das eher Unbedachtheiten und Nachlässigkeiten, und doch bleibt das ungute Gefühl, dass unsere Gedenkkultur ihre Lücken aufweist und ihre Prioritäten setzt.

Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat in seiner historischen und wegweisenden Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes im Deutschen Bundestag gemahnt, dass der 8. Mai ein Tag der Erinnerung sei - mit den Worten: „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“

Gerade angesichts der schweren Spannungen heute müsste es das Gebot der Stunde sein, die Erinnerung zu bewahren und die Versöhnungsleistung der früheren Sowjetrepubliken und Russlands zu würdigen.

Ich meine, dass wir heute nicht gut mit unserer nationalen Verantwortung umgehen und dass wir eine historische Chance für unser Verhältnis zu unserem größten Nachbarn in Osteuropa vergeben.

Ganz besonders in Russland haben wir immer wieder erfahren dürfen, was wirkliches Verzeihen bedeutet. An den Stätten der größten Tragödien des Zweiten Weltkriegs, auf den Schlachtfeldern bei St. Petersburg, Wolgograd und Kursk sind wir Deutsche als Freunde willkommen.

Im vergangenen Jahr hatte ich die Ehre, dem russischen Schriftsteller Daniil Granin den Friedrich-Joseph-Haass-Preis zu überreichen, eine Auszeichnung, die das Deutsch-Russische Forum jedes Jahr für besondere Verdienste um die Verständigung zwischen Deutschen und Russen vergibt.

Für mich war das eine sehr beeindruckende Begegnung. Der heute 98-jährige Granin hat die Gräuel des Krieges erlebt und die Blockade von Leningrad, dem heutigen St. Petersburg.

Vielen wird noch seine bewegende Rede im Deutschen Bundestag 2014 in Erinnerung sein, in der er schilderte, wie schwer es ihm gefallen ist, sich Deutschland, dem Land des Feindes, wieder anzunähern und zu verzeihen.

Daniil Granin ist diesen langen und beschwerlichen Weg der Aussöhnung gegangen - mit dem Mahnruf an Deutsche und Russen, dass man nicht vergessen darf, aber vergeben können muss.

Daniil Granin hat seine Kriegserinnerungen in dem 2011 verfassten Roman „Mein Leutnant“ verarbeitet, für dessen deutsche Ausgabe Helmut Schmidt ein Vorwort schrieb.

Granin und Schmidt standen sich an derselben Front als Feinde gegenüber. Beide hatten Glück und haben den Krieg überlebt. Sie haben sich erst 2014 kennengelernt. Helmut Schmidt sagte darüber: „Heute treffen wir uns als Freunde, nicht als Feinde. Das ist ein wunderbares Geschenk der Geschichte“.

Die allermeisten von uns haben die schreckliche Erfahrung des Krieges nicht mehr machen müssen. Wissen wir dieses „wunderbare Geschenk der Geschichte“ zu schätzen? Und tun wir wirklich alles dafür, unserem Kontinent ein sicheres Haus zu bauen? Mir kommen da bisweilen Zweifel.

[Bruch: Ukraine-Krise]

Die militärischen Auseinandersetzungen, die im Februar 2014 im Osten der Ukraine ausgebrochen sind, und die folgende Krimkrise haben uns drastisch vor Augen geführt, wie schnell die Situation in Europa eskalieren kann.

Seitdem haben sich die Spannungen zwischen Russland auf der einen und Europa und den Vereinigten Staaten auf der anderen Seite immer weiter verschärft. Die Kontrahenten haben Sanktionen gegeneinander verhängt und zeigen ihre Muskeln - auch militärisch.

Heute müssen wir von einer neuen Ost-West-Konfrontation sprechen und uns die Frage stellen, wie es auf dem europäischen Kontinent mit unserem Nachbarn Russland weitergehen soll: Was können wir tun, um die Situation zu entspannen? Welche Wege stehen uns überhaupt noch zur Verfügung?

[Unterschiedliche Narrative]

Wie verfahren die Situation ist und wie gestört das Verhältnis zwischen dem Westen und dem Osten ist, wird vielleicht daran am deutlichsten, dass die Konflikte in der Welt, an denen Russland, die Vereinigten Staaten und Europa mittelbar oder unmittelbar beteiligt sind - nehmen wir nur die Syrien-Krise oder die Auseinandersetzung im Osten der Ukraine -, dass diese Konflikte von den Parteien völlig unterschiedlich dargestellt und bewertet werden.

Ost und West haben jeweils ihre eigenen Narrative dieser Krisen und ihrer Rollen darin entwickelt. In diesen Darstellungen wird ausschließlich in Schwarz-Weiß gemalt, die Rollen sind klar verteilt, nur eben je nach Perspektive unterschiedlich: Schuld sind immer die Anderen.

Inzwischen ist der Diskurs emotional so aufgeladen - verstärkt insbesondere auch durch die Berichterstattung der Medien in beiden Ländern -, dass für eine differenzierte Analyse, geschweige denn für eine selbstkritische Analyse, kein Raum mehr ist.

Ressentiments und irrationale Ängste haben die Oberhand gewonnen und werden eifrig geschürt, alte Feindbilder und Vorurteile werden wieder reanimiert - ich habe davon anfangs bereits gesprochen.

[Neue Ostpolitik]

In den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, einem Jahrzehnt, das durch und durch von der Konfrontation zwischen Ost und West bestimmt war - die Mauer in Berlin wurde gebaut, in der Kuba-Krise schrammte die Welt nur ganz knapp an einer nuklearen Katastrophe vorbei, die Truppen des Warschauer Pakts marschierten in die Tschechoslowakei ein, um den „Prager Frühling“ niederzuschlagen - in dieser Zeit der Konfrontation, in dieser Zeit, „als der Kalte Krieg am kältesten war“, setzten Egon Bahr und Willy Brandt auf Kooperation.

Mit ihrer Verständigungspolitik bereiteten sie den Weg für die Beendigung des Kalten Krieges und die deutsche Wiedervereinigung.

Die Neue Ostpolitik war eine pragmatische Politik. Sie entstand aus dem Bewusstsein, dass das Ziel, Frieden und Sicherheit auf dem europäischen Kontinent zu schaffen mit einem „Weiter so“ des konfrontativen Kurses nicht zu erreichen war, dass im Gegenteil dieser Kurs die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung in Europa erhöhte.

Egon Bahr hat diese Auffassung bis an sein Lebensende vertreten: Dauerhafte Sicherheit in Europa wird es nur gemeinsam mit Russland geben, nicht ohne und schon gar nicht gegen Russland.

Das Verhältnis zu unseren russischen Nachbarn war ihm bis zuletzt eine Herzensangelegenheit. Noch im Juli 2015 war ich mit Egon Bahr in Moskau.

Seine letzte große Rede, sein letzter großer Auftritt.

In seiner direkten Art hat er uns vor diesem Abend gesagt: „Hört genau zu, viele Reden werde ich nicht mehr halten.“ Wir wussten nicht, dass es seine letzte sein würde.

An diesem Abend hat er uns gemeinsam mit Michail Gorbatschow noch einmal aufgerufen, wirklich all unsere Kraft, all unsere Ideen und Fähigkeiten zusammenzunehmen, um die Entwicklung in Europa nicht einfach so fortgehen zu lassen, um alles für eine Entspannung und für einen Neuanfang in den deutsch-russischen Beziehungen zu tun.

Die Politik der Verständigung der Brandt-Ära setzte auf „Wandel durch Annäherung“. Nicht umgekehrt. Das heißt: Die Gespräche mit Russland wurden nicht mit Vorbedingungen verknüpft.

Heute ist das anders. Unsere auf Werte gestützte Außenpolitik stellt die Forderung, dass Russland zunächst einen demokratischen Wandel vollziehen und die westlichen Werte in seiner Gesellschaft etablieren müsse, um überhaupt Partner für Europa oder Deutschland sein zu können.

Russland empfindet das als Einmischung in seine inneren Angelegenheiten, will sich nicht von außen bevormunden und erziehen lassen.

Überhaupt wird der Westen von den Russen nicht als ehrlicher Makler in Sachen Demokratie gesehen, weil er sich in ihren Augen unglaubwürdig gemacht hat, etwa durch die völkerrechtswidrigen Einsätze im Kosovo und im Irak oder durch die militärischen Aktivitäten in Libyen.

Auch durch die doppelten Standards, mit denen er misst, wenn er seine Werte in der Welt einfordert oder eben nicht - mit Saudi-Arabien oder China spricht der Westen anders als mit Russland.

Sicher: Die russische Gesetzgebung zu den sogenannten traditionellen sexuellen Beziehungen ist völlig indiskutabel, und ich meine, wir kritisieren diese Weltsicht zu Recht.

Aber halten wir z.B. auch unseren Freunden in den Arabischen Emiraten, mit denen wir eng zusammenarbeiten, ihren Umgang mit der Homosexualität vor?

Auch in der europäischen Gemeinschaft selbst zeigen sich heute erhebliche Differenzen in der Wertegemeinschaft, die zum Beispiel in der Flüchtlingskrise in Ländern wie Polen und Ungarn offen zutage getreten sind.

Für einen „Wandel durch Annäherung“ müssen wir heute zunächst einmal einen Schritt zurück gehen. Wir müssen sozusagen im Verhältnis mit Russland alles auf Anfang stellen und eine Stunde Null für die deutsch-russischen Beziehungen ausrufen.

Ein solcher Neustart beinhaltet, dass wir Russland als gleichberechtigen Partner behandeln und Augenhöhe herstellen - bei der Begegnung und bei der Verhandlung.

Zuallererst gehört dazu, dass wir uns noch einmal klarmachen, dass es in der Politik immer um Interessen geht, und dass wir anerkennen, dass auch die Interessen der Anderen, auch die Interessen Russlands legitime Interessen sind.

Wir müssen uns darüber hinaus - wohl oder übel - mit dem Gedanken anfreunden, auch abweichende Konzepte, die auf anderen Traditionen, Anschauungen und Denkweisen beruhen, zu akzeptieren und respektieren.

Nur aus einer offenen Haltung und aus der Toleranz gegenüber anderen Vorstellungen wird sich ein Miteinander auf Augenhöhe entwickeln. Dazu gehört eben, sich nicht bestimmend über den Anderen zustellen.

Wir müssen Russland zugestehen, dass es seinen Weg geht und allein bestimmt, welche Schritte es zur Demokratie geht und wie diese Demokratie in näherer oder fernerer Zukunft gestaltet sein wird.

Das bedeutet auch, dass wir uns auf viel viel längere Wege einstellen müssen, wenn wir eine Entwicklung induzieren wollen, die uns aus guten Gründen die bessere scheint, weil sie unseren Werten näher ist.

Voraussetzung dafür aber ist in jedem Fall gegenseitiger Respekt und - ich muss es immer wieder sagen - Augenhöhe.

Die Aufarbeitung dieser Einsichten wird ein beschwerlicher Kraftakt werden. Bislang ist sie auch gar nicht in Sicht. Noch geben Politik und Medien einen ganz anderen Takt vor.

Ob das auch so bleiben wird - diese Frage drängt sich, angesichts der neuen, aus den westlichen Gesellschaften selbst hervorgehenden Herausforderungen, natürlich auf - ich werde darauf gleich noch weiter eingehen.

[Stimmung in Bevölkerung und Wirtschaft]

In der derzeitigen Situation sind Stimmen für eine Verständigung mit Russland am ehesten aus der Bevölkerung und der Wirtschaft der großen europäischen Länder Deutschland, Frankreich oder Italien zu erwarten.

Das Interesse der Wirtschaft an der Partnerschaft mit Russland erstaunt angesichts des riesigen Potenzials für die Kooperation nicht.

Russland ist ein bedeutender Absatzmarkt, für viele Branchen sogar der wichtigste Absatzmarkt in Europa. Inzwischen gibt es hier übrigens auch wieder positive Nachrichten.

Nach zwei schweren Jahren zeichnet sich im deutsch-russischen Handel wieder ein Aufschwung ab. Die deutschen Direktinvestitionen in Russland nehmen ungeachtet der Sanktionen wieder zu. Die sich abzeichnende wirtschaftliche Erholung in Russland dürfte diese gute Entwicklung noch verstärken.

Erstaunlicher als das Interesse der Wirtschaft ist das Interesse der Bürger am Verhältnis zwischen Deutschland und Russland.

In einer Umfrage der Körber-Stiftung vom vergangenen Jahr hat sich eine deutliche Mehrheit von 81 Prozent der Deutschen für engere Beziehungen zwischen den beiden Ländern ausgesprochen. Eine politische Wiederannäherung zwischen Russland und der Europäischen Union halten gar 95 Prozent der Deutschen für wichtig.

In Russland waren die Ergebnisse ähnlich eindeutig. Die Deutschen positionierten sich damit klar gegen den politischen und medialen Mainstream mit seinem russlandkritischen Dauerton.

Nur die Beziehungen zu Frankreich waren den Menschen bei uns noch wichtiger. Die Vereinigten Staaten belegten mit 59 Prozent Platz drei auf der Rangliste der wichtigsten Partner.

Übrigens sprach sich in der Umfrage auch eine deutliche Mehrheit in beiden Ländern für die Aufhebung der gegenseitigen Sanktionen aus - rund 70 Prozent der Befragten in Deutschland und rund 80 Prozent in Russland.

[Vertrauensbildung, Kooperation und Deutsch-Russisches Forum]

Wie geht es nun konkret weiter in den deutsch-russischen Beziehungen? Ich denke, wir werden uns einstweilen auf die kleinen vertrauensbildenden Schritte konzentrieren müssen.

Wir müssen sehen, was in der deutsch-russischen Zusammenarbeit machbar ist. Was uns verbindet, in welchen Feldern gemeinsame Interessen bestehen und welche konkreten Projekte, seien sie auch klein, gemeinsam in Angriff genommen werden können. Wir brauchen gemeinsame Erfolge.

Der wichtigste Rückhalt für die Vertrauensbildung sind die Gesellschaften beider Länder.

Viele Menschen in Deutschland und Russland wissen, dass sie eine besondere Pflicht und Verantwortung dafür haben, den Aussöhnungsprozess der beiden Völker, der so vielversprechend begonnen hat, unumkehrbar zu machen.

Ich glaube, nicht nur mich hat es zutiefst schockiert, in welch rasendem Tempo unsere politischen Beziehungen, die wir fest gegründet glaubten, infolge der Ereignisse in der Ukraine weggespült wurden.

Mir macht es Mut, dass die Menschen nicht bereit sind, die Beziehungen zwischen Deutschen und Russen zur Disposition zu stellen, dass sie nicht bereit sind ihre Beziehungen wieder rückabzuwickeln, jetzt, wo sie gerade erst angefangen haben, sich einander wieder anzunähern, wo sie angefangen haben, sich ihre überreiche Geschichte bewusst zu machen und diese miteinander zu erneuern.

Diese Beziehungen zwischen Deutschen und Russen durch den Dialog und die Kooperation der Bürger in die Gesellschaften hineinzutragen hat sich das Deutsch-Russische Forum, für das ich mich heute engagiere, zur Aufgabe gemacht.

Gegründet wurde es 1993 - nach der Auflösung der Machtblöcke in Europa. Heute, in einer Zeit, in der das Blockdenken in Europa wieder Einzug hält, ist der bürgerschaftliche Dialog wichtiger denn je. Nicht weniger, sondern mehr Zusammenarbeit und mehr Brücken zwischen unseren Gesellschaften muss das Gebot der Stunde lauten.

Das Deutsch-Russische Forum versucht diese Brücken zu bauen und begehbar zu halten, indem es die Begegnung, den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen den Gesellschaften Deutschlands und Russlands in einer Vielzahl von Tätigkeitsfeldern organisiert und moderiert:

Im Jugendaustausch; in Netzwerken für deutsche und russische Eliten wie den Young-Leader Seminaren; in gemeinsamen Veranstaltungen und Konferenzen wie den Potsdamer Begegnungen, mit denen wir den politischen Gesprächsfaden zwischen unseren Ländern auch in schwierigen Zeiten nicht abreißen lassen; im kulturellen Austausch; in den deutsch-russischen Städtepartnerschaften und kommunalen Kooperationen, die heute in einem schwierigen Umfeld mehr Verständigung schaffen und die Kontakte zwischen den Menschen aufrechterhalten - das Spektrum der Zusammenarbeit reicht hier vom Schüleraustausch bis zur beruflichen Bildung, von der kommunalen Verwaltung über die Bürgerbeteiligung bis hin zu wirtschaftlichen Verbindungen.

Ich weiß, wie sehr auch hier in der sächsischen Landeshauptstadt bürgerschaftliche Arbeit und zwischengesellschaftlicher Dialog gepflegt und gefördert werden.

Dresden war 2006 Gastgeber des Petersburger Dialogs, dem wichtigsten Forum für den gesellschaftlichen Dialog zwischen Deutschen und Russen.

Damals hatte die Stadt das ganze Jahr unter das Motto „Russland in Dresden“ gestellt, um mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen sowohl die Bedeutung des Ereignisses zu würdigen als auch das 45-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Dresden und St. Petersburg zu feiern.

Diese kommunale Kooperation ist äußerst lebendig. Ob Treffen mit Kriegsveteranen, Schüler- und Studentenaustausche, Kontakte der Bürger in den Bereichen Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft oder Ausstellungen, Konzerte, Tanzveranstaltungen und Theateraufführungen: Der rege Austausch zwischen den Menschen in Dresden und St. Petersburg zeigt, wie groß das Interesse aneinander ist und wie viele Ansatzpunkte für gemeinsame Initiative es gibt.

Was wir auf kommunaler Ebene sehen, in der täglichen Praxis deutsch-russischer Zusammenarbeit, führt uns vor Augen, wie groß das Potenzial der deutsch-russischen Beziehungen ist.

Ich meine, dass Deutschland und Russland, und auch die Europäische Union und Russland, sich als Partner auf dem Kontinent hervorragend ergänzen können - mit Chancen und Vorteilen für beide Seiten.

Auch werden wir die weltweiten Krisen ohne Einbindung von Russland nicht vernünftig und dauerhaft lösen können.

Heute haben wir es mit einer hochkomplexen multipolaren Welt zu tun, in der vielschichtige Korrelationen und Interdependenzen berücksichtigt werden müssen, in der beinahe alles mit allem zusammenhängt.

Flucht, Vertreibung und Terror in aller Welt, deren Auswirkungen wir heute auch in Europa zu spüren bekommen, aber auch Armut, Klimawandel oder Umweltschutz - all dies sind globale Herausforderungen, die keine Nation der Welt im Alleingang zu lösen imstande ist.

In der Welt von heute sind multilateraler Dialog und konzertiertes Handeln unverzichtbar. In diesem Konzert muss Russland ganz selbstverständlich Partner auf Augenhöhe sein.

[Brüche in der westlichen Welt]

Die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigen Staaten von Amerika hat uns in Europa die Notwendigkeit des multilateralen Dialogs nur noch deutlicher vor Augen geführt.

Natürlich weiß heute noch niemand zu sagen, wie sich die internationalen Beziehungen unter dem neuen Herrn im Weißen Haus entwickeln werden - allerorten wird ja eifrig im Kaffeesatz gelesen.

Sicher aber ist es nicht übertrieben, von einer Zeitenwende zu sprechen. Wird sich der wichtigste Verbündete Europas aus dem transatlantischen Verhältnis zurückziehen? Wird es nach Jahren der angespannten Beziehungen wieder eine Annäherung an Russland geben? Die Verunsicherung ist groß in Europa.

Was das amerikanisch-russische Verhältnis angeht: Mit Gewissheit lässt sich auch hier wenig sagen. Festhalten kann man zumindest, dass die Beziehungen zwischen den USA und Russland auf einem Tiefstand sind, viel schlechter also kann es nicht mehr werden.

Aus meiner Sicht wäre angesichts der stetigen Eskalation, die wir in den letzten Jahren beobachten konnten, eine Entschärfung des Verhältnisses nur wünschenswert.

Wie sich auch das Verhältnis der Großmächte zueinander entwickeln wird - ganz sicher ist, dass Europa und sein Hauptakteur Deutschland künftig international stärker gefordert sein werden.

Dabei hat man in der Europäischen Union sehr viel mit sich selbst und mit seinen eigenen Problemen zu tun. Die überschuldeten Mitgliedsstaaten im Süden - Griechenland, Spanien, Italien -, die Flüchtlingskrise, die erstarkenden nationalen Bewegungen, die Populisten - jetzt stehen in den Niederlanden und in Frankreich Wahlen an, in Deutschland im September die Bundestagswahl.

Das alles hält Europa in Atem, und es hat viel Substanz gekostet und wird es auch weiterhin kosten. Alles keine günstigen Voraussetzungen für die außenpolitische Handlungsfähigkeit der Union mit ihren noch 28 Mitgliedsstaaten.

Die großen politischen Erschütterungen des vergangenen und des noch jungen neuen Jahres, Frank-Walter Steinmeier hat Ende Januar in seiner letzten Rede als Außenminister vor dem Bundestag absolut zu Recht darauf hingewiesen, die großen Erschütterungen kamen nicht mehr von außen, sondern „aus dem Inneren unserer westlichen Gesellschaften“.

Tiefe Risse im europäischen Fundament und - ich will das ganz zurückhaltend formulieren - Haarrisse im transatlantischen Bündnis.

Dass Donald Trump nun in seinen Statements immer wieder einmal an den Grundfesten der westlichen Gemeinschaft rüttelt, birgt aus meiner Sicht für Europa zumindest latent eine ganz neue Gefahr:

Die Europäische Union, wenn sie denn überhaupt zusammenhält, was ich mit sehr wünsche, könnte Gefahr laufen, am Ende im Kontext der Beziehungen in der Welt recht allein dazustehen:

Wenn nämlich die Vereinigten Staaten einen isolationistischen Kurs verfolgen und Russland sich - was durch die Sanktionen des Westens derzeit noch befördert wird - stärker nach China und überhaupt nach Asien orientiert. Ich hielte das für eine fatale Entwicklung.

Angesichts dieser sehr schwierigen Lage sollten wir in Europa alles daran setzen, unser Verhältnis zu Russland zu entspannen und zu verbessern.

Wir sollten auch in Erwägung ziehen, dafür in Vorleistung zu treten und beginnen, einseitig Sanktionen abzubauen. Auch das kann dazu beitragen, Bewegung in die festgefahrene Situation auf dem Kontinent zu bringen.

Das Potenzial der Beziehungen ist gigantisch, mit Chancen und Vorteilen für beide Seiten - ich habe das bereits gesagt. Unabdingbare Voraussetzung aber für die Kooperation ist eine Sicherheitsordnung auf dem europäischen Kontinent, in die Russland als gleichberechtigter Partner eingebunden ist.

Denn ohne oder gar gegen Russland - auch hier wiederhole ich mich - wird es keine Stabilität und keine Sicherheit in Europa geben.

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland sind mehr als die Summe pragmatischer Erwägungen - sie erschöpfen sich nicht in geostrategischen Aspekten, wirtschaftlichen Interessen und politischen Rationalitäten.

Deutsche und Russen haben eine gemeinsame geographische und eine gemeinsame kulturelle Heimat in Europa. Sie sind verbunden durch über Jahrhunderte gewachsene Beziehungen und eine wechselvolle Geschichte in Krieg und Frieden in Europa.

In diesem Europa hat Deutschland aufgrund seiner Vergangenheit und seiner geographischen Lage eine besondere Verantwortung.

In vielen Gesprächen in Deutschland und Russland erfahre ich immer wieder, wie sehr unsere Beziehungen die Menschen in beiden Ländern bewegen.

Das bestätigen ja auch die Ergebnisse der Umfrage, die ich erwähnt habe. Deutsche und Russen stehen einander nicht mit kaltem Herzen gegenüber.

Mich stimmt das zuversichtlich, und es bestärkt mich darin, dass der Weg, gemeinsam mit Russland in die Zukunft zu gehen, eine gute Perspektive hat.

„Manchmal muss man sein Herz am Anfang über die Hürde werfen“, das hat Willy Brandt einmal gesagt. Ich wünsche mir und uns allen, dass heute in Europa und in Deutschland die Stimmen jener lauter werden, die die in Jahrhunderten gewachsene gemeinsame Geschichte mit Russland und seinen Menschen auch für eine gemeinsame Zukunft im Kopf und im Herzen haben.