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Brandenburgs bester Bäckerlehrling

Marie Angeliqué Kunze wurde für ihre Leistungen ausgezeichnet. Jetzt bäckt sie nicht nur Semmeln bei Bienecks in See.

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© Steffen Gerhardt

Von Steffen Gerhardt

See. Oma und Opa haben es ihr vorgemacht, nun steht die Enkelin in einer Bäckerei. Es ist der Handwerksbetrieb von Simon Bieneck im Nieskyer Ortsteil See. Der Bäckermeister freut sich, seit November nicht nur eine neue Mitarbeiterin zu haben, sondern auch eine, „die für ihren Beruf lebt“. Marie Angeliqué Kunze hatte nur zwei Berufsziele vor Augen: Bäcker oder Landwirtin. Sie entschied sich für Ersteres, die Landwirtschaft ist ihr Hobby geblieben, schließlich stammt sie vom Dorf.

Die 19-Jährige kommt aus dem brandenburgischen Ort Radewiese, unweit von Peitz. Ihr Bäckerhandwerk gelernt hat sie an der Berufsschule in Cottbus. Im vergangenen Herbst bekam sie ihren Facharbeiterbrief. „Und da ich anscheinend die Beste meines Jahrgangs war, wurde ich im Dezember als bester Lehrling im Handwerkskammerbezirk Brandenburg ausgezeichnet“, erzählt die junge Frau. „Für mich eine Überraschung, ich war davon überzeugt, dass es noch bessere Lehrlinge gibt“, ergänzt sie.

Gute beziehungsweise ausgezeichnete Lehrlinge sind rar, nicht nur in Brandenburg. Das bestätigt Simon Bieneck. Vor 15 Jahren hat er die Bäckerei von seinem Vater übernommen. Er setzt die Familientradition inzwischen in der vierten Generation fort und ist heute Chef über fünf Mitarbeiter. „Den letzten Lehrling habe ich bis 2015 ausgebildet. Er war der letzte junge Mann, der sich bei uns beworben hatte. Seitdem hatte ich keine Bewerber mehr“, erzählt Bieneck. Da eine Stelle in seiner Bäckerei frei geworden war, kam ihm die Bewerbung von Marie Angeliqué Kunze wie gerufen.

Sie sagt, dass sie sich bei drei Bäckereien im Altkreis Niesky beworben hatte. Denn sie möchte hier heimisch werden. Durch ihren Freund, der in Jahmen wohnt, ist sie in die sächsische Oberlausitz gekommen. „Obwohl ich wieder auf dem Dorf wohne, gefällt es mir hier besser als in Brandenburg“, sagt sie. Nun hat sie in See ihre Anstellung bekommen. Darüber ist sie glücklich. „Mein Wunsch war, in einem kleinen Handwerksbetrieb zu arbeiten und nicht in einer Großbäckerei nur Knöpfchen zu drücken.“ Darin sieht Marie Angeliqué Kunze ihre berufliche Erfüllung.

Simon Bieneck sagt, dass sich Marie jetzt noch in der Einarbeitungsphase befindet. Künftig wird sie sich um das „Süße“ in der Bäckerei kümmern, also das Herstellen von Torten und das Backen von Kuchen. Eine Tätigkeit, die der jungen Frau liegt, zumal sie gern auch neue Dinge ausprobiert.

Dass ihre Arbeit dann beginnt, wenn andere schlafen gehen, das ist nun mal so in ihrem Beruf. „Ich kenne das nicht anders und es macht mir nichts aus“, sagt sie. Eine Stunde nach Mitternacht fängt sie in der Backstube an, und früh halb neun hat sie ihr Nachtwerk beendet. Das kommt in die Auslage im Hauptgeschäft in der Seer Bäckerei beziehungsweise wird am Morgen an Wiederverkäufer ausgeliefert.

Ihre Anzahl hat sich aber in den vergangenen Jahren weiter verringert, berichtet der Bäckermeister. Denn Bienecks beliefern seit Jahrzehnten einige der Dorfläden mit frischen Backwaren – aber diese Geschäfte sind weniger geworden. Im Sommer kommen noch die Feriengäste am Stausee Quitzdorf und weiteren Naherholungsgebieten um Niesky dazu. Das ist ein saisonales Geschäft für die Bäckerei.

Dass ein fester Wille für die Berufswahl und das Lernen notwendig ist, das kann Marie Angeliqué Kunze nur bestätigen. Denn am Ende der Ausbildung bleiben nicht viele übrig, das hat die Brandenburgerin in ihrer Ausbildungsklasse erlebt. „Zusammen angefangen haben mit mir 27 Lehrlinge. Im zweiten Lehrjahr waren wir nur noch die Hälfte, also 14, und den erfolgreichen Abschluss haben schließlich mit mir noch ein zweites Mädchen und vier Jungs geschafft“, erzählt sie. Die Ursachen, dass so viele abspringen, sind vielfältig. Sie sind aber letztendlich auf jeden Einzelnen zurückzuführen und sei es die Prüfungsangst, die zum Handtuchwerfen verleitet.

Marie Angeliqué Kunze ist jedenfalls froh, ihre Ausbildung erfolgreich und mit einer Auszeichnung beendet zu haben. Ob sie sich mal zum Meister weiterqualifiziert, das lässt sie sich noch offen. Jetzt will sie erst einmal als Bäckerin arbeiten.