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Bis 2020 ist die Flutmulde fertig

Die Arbeiten laufen unter Hochdruck. Es ist eines der ambitioniertesten Vorhaben des Landes Sachsen. Einen absoluten Schutz gibt es trotzdem nicht.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Beim Hochwasserschutz in Döbeln geht es vorwärts. Davon wollte sich der Bauherr am Donnerstag selbst ein Bild machen. Der Bauherr, das ist das Land Sachsen. In diesem Fall in Person des Umweltministers Thomas Schmidt. Neben Grimma, wo der Bau fast abgeschlossen ist, ist das Vorhaben in Döbeln eines der komplexesten im Freistaat, sagte er. In den nächsten fünf Jahren will der Freistaat im Land noch 630 Millionen Euro für den Hochwasserschutz verbauen. Döbeln bekommt einen guten Teil davon ab. Bis zu 55 Millionen Euro werden die Hochwasserschutzanlagen insgesamt kosten.

Axel Bobbe (links), Chef der Talsperrenmeisterei Rötha, erklärt Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) die Bauarbeiten in der Flutmulde.
Axel Bobbe (links), Chef der Talsperrenmeisterei Rötha, erklärt Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) die Bauarbeiten in der Flutmulde. © André Braun
Eines von zwei Bohrgeräten steht auf einer Arbeitsrampe an der Flutmulde. Die Bohrpfähle reichen bis 14 Meter tief in den Boden.
Eines von zwei Bohrgeräten steht auf einer Arbeitsrampe an der Flutmulde. Die Bohrpfähle reichen bis 14 Meter tief in den Boden. © André Braun

Die Flutmulde ist derzeit eine imposante Baustelle. Die Firma Hundhausen baut am dritten Bauabschnitt auf über 400 Meter Länge. Bis zu 14 Meter tief werden die über einen Meter starken Bohrpfähle der Hochwasserschutzwand in den Boden gelassen. Um bis zu 15 Meter wird die Flutmulde verbreitert. Axel Bobbe, Leiter der Talsperrenmeisterei Rötha, lobt die Zusammenarbeit mit der Stadt und den Bewohnern. Die Akzeptanz sei groß. Von den Döbelnern sei seinerzeit erst der Vorschlag gekommen, die Flutmulde zu erweitern. „Zehn bis 15 Meter teures Bauland abzugeben, das wäre in anderen Städten undenkbar. Dort heißt es: Wasch‘ mich, aber mach‘ mich nicht nass. Das ist in Döbeln anders“, sagte Bobbe. Die Landestalsperrenverwaltung erfüllt einige Wünsche der Stadt. Die Betonwände sind imitierte Bruchsteinmauern. Die Farbe des Betons ist dem Rochlitzer Porphyr nachempfunden. Das Einfärben des Betons sei keine Routine. „Dadurch verliert er seine Frostsicherheit. Wir haben Pigmentierungsversuche an der Bauhaus Universität Weimar durchführen lassen, damit der Beton frost- und wasserbeständig ist.“

Ein anderes sehr spezielles Problem hat die LTV in Döbeln durch die hohe Schadstoffbelastung des Erdaushubs – besonders auf diesem Abschnitt. Zu den mehr oder weniger natürlichen Schwermetallablagerungen der Mulde kommen hier die Altlasten der früheren Firma Tümmler, später VEB DBM, die an der Schillerstraße über Jahrzehnte eine Galvanik betrieben. Das Erdreich sei hoch belastet. „Es ist schon ein Problem, eine Deponie zu finden, die uns das abnimmt“, sagte Bobbe. Allein die Transport- und Entsorgungskosten betragen rund zwei Millionen Euro.

Bis 2020 will die LTV die Arbeiten in der Flutmulde abgeschlossen haben. Der Flutgraben ist das wichtigste Element für den Hochwasserschutz in Döbeln. Im Hochwasserfall werden zwei Drittel des Wassers am neuen Verteilerwehr in den Kanal umgelenkt – bis zu 220 000 Liter pro Sekunde. Die Klappen des Wehres öffnen aber schon viel eher. An mehreren Stellen ertönen dann Warnsignale, damit Menschen die Flutmulde verlassen können. Dazu sind Rampen und Aufgänge vorgesehen.

Nach Fertigstellung der Mauern an der Flutmulde beginnen die Arbeiten an den anderen Muldenufern. Auch der Bau einer sogenannten Binnenentwässerung ist vorgesehen. Dabei werden an mehrere Stellen im Stadtgebiet Pumpschächte gebaut, die im Hochwasserfall den Grundwasserspiegel regulieren sollen, sagte Bobbe.

Die Mauern werden die Stadt vor einem Hochwasser schützen, das statistisch gesehen alle 50 Jahre auftritt. Wenn die beiden Rückhaltebecken in Oberbobritzsch und Mulda realisiert sind, erhöht sich der Schutzgrad erheblich. Einen hundertprozentige Sicherheit wird es aber nie geben, betonte Minister Thomas Schmidt. „Die private Vorsorge bleibt ein entscheidender Faktor.“ Mit Veranstaltungen wie dem Hochwasserschutztag in Bad Schandau soll die Bevölkerung für das Thema sensibilisiert werden. In Leipzig werde ein Kompetenzzentrum für den privaten Hochwasserschutz aufgebaut. „Da sieht man am Beispiel, was man tun kann“, so Schmidt.