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Biber fällen Sporbitzer Bäume

An der Kiesgrube ist wieder eine Familie der Pelztiere aktiv. Anwohner sorgen sich.

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© Sven Ellger

Von Nora Domschke

Wann die Biber das idyllische Naturparadies an der östlichen Grenze von Sporbitz für sich entdeckt haben, ist nicht bekannt. Gottfried Mann weiß, dass die Nagetiere vor 15 bis 20 Jahren elbaufwärts nach Dresden gekommen sind. Dem Dresdner Umweltamt ist die Biberansiedlung am Sporbitzer Kiessee seit etwa drei Jahren bekannt. Seitdem beobachtet auch Biberexperte Gottfried Mann die Veränderungen am südlichen Ufer des Gewässers: abgenagte Bäume, große Holzspäne, sorgsam geschichtete Stämme und Äste.

Mit seinen spitzen Nagezähnen leistet der Biber Präzisionsarbeit.
Mit seinen spitzen Nagezähnen leistet der Biber Präzisionsarbeit. © dpa

Die Biberburg befindet sich direkt neben einem Anglerplatz. Menschlicher Besuch in den Abendstunden scheint die Biberfamilie also nicht zu stören. Ob es in diesem Jahr Bibernachwuchs gibt, wird sich in den kommenden Wochen herausstellen, sagt Mann. Der Leubener ist seit 1990 Mitglied im Bund für Umwelt und Naturschutz, seit 2006 wohnt der Erzgebirgler in Dresden. In Sporbitz und Zschieren ist er sprichwörtlich auf den Biber gekommen. „Damals wurden die Kiesgruben gerade zugeschüttet“, erinnert sich der 65-Jährige heute. Die ursprünglich bis zur Pirnaer Landstraße ausgedehnte Wasserfläche hatte sich dadurch verkleinert, neue Bäume und Sträucher wurden angepflanzt, damit Biotope entstehen konnten.

Das ist gut gelungen, sagt Mann. Viele Vogelarten haben Nistplätze im Schilfgürtel rund um den Kiessee und entlang des Brüchtigtgrabens gefunden: Schilfrohrsänger, Stockenten, Blessrallen. Auf dem Wasser zieht ein Schwanenpaar einsam seine Kreise, am Ufer haben sich Graugänse mit ihren Küken niedergelassen. Hier fühlt sich offenbar auch der Biber wohl. Auch, weil er mit Strauch- und Baumweiden, Birken, Ebereschen und Espen genug Baumaterial findet. „Im Winter dient das Holz auch als Futter“, erklärt Mann. Die frisch abgenagten, bleistiftförmigen Baumstümpfe und Äste am Ufer zeugen davon, dass die nachtaktiven Biber auch in diesem Frühjahr an ihrer Burg bauen.

Doch längst nicht jeder betrachtet das Naturschauspiel hier am Dresdner Stadtrand mit ungetrübter Freude. Margit Trenkner macht sich Sorgen um den Baumbestand. Sie wohnt seit 1997 in Sporbitz, heute nutzt die 64-Jährige die freie Zeit im Ruhestand, um regelmäßig um den Kiessee zu spazieren. „Die Biber haben fast alles abgenagt – das wächst doch nie wieder nach“, sagt sie. Gottfried Mann kann sie beruhigen: „Die Bäume treiben am Stumpf wieder aus.“ Dabei zeigt er auf eine Weide, an deren kläglichem Überrest bereits erste Äste sprießen.

Das bestätigt auch Harald Wolf, Biberexperte im Umweltamt. „Da es sich um einen natürlichen Prozess handelt, ist keine Wiederaufforstung oder Neupflanzung geplant.“ Als die Kiesgrube renaturiert wurde, sind neun Gehölzinseln angelegt worden. Dass der Biber sich ansiedelt, war damals aber nicht absehbar. Wie viele Tiere heute am Ufer des Gewässers leben, kann Wolf nicht mit Sicherheit sagen. „Da eine Burg vorhanden ist, gehen wir zumindest von einem Biberpaar aus.“ Gottfried Manns geschultes Auge entdeckt allerdings einen Hinweis darauf, dass es im vergangenen Jahr Bibernachwuchs gegeben hat. Er hält einen zarten Stock in der Hand, die Rinde ist fein säuberlich abgeschält. „Das machen erwachsene Tiere in der Regel nicht.“ Vielmehr „üben“ die kleinen Biber an den Ästchen, bevor sie sich an große Gehölze herantrauen. Wenn es so weit ist, werden die Jungtiere aber längst eigene Wege gehen – meist entlang der Elbe stromaufwärts. „Die Biber haben sich mittlerweile bis nach Tschechien ausgebreitet“, erklärt Mann. Er hofft, dass in einigen Jahren auch die letzte der drei Kiesgruben in Sporbitz und Zschieren renaturiert ist. Dort wäre Platz für eine weitere Dresdner Biberfamilie, die sich dauerhaft dort niederlässt.