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Bewohner müssen ausziehen

Kommwohnen plant Abrisse in der Arthur-Ullrich-Straße. Mancher Mieter fühlt sich wenig informiert und allein gelassen.

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© nikolaischmidt.de

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Abriss statt Sanierung. Dieses Los trifft nun 21 Mietparteien in Rauschwalde. Nur bis 30. November dürfen sie noch in ihren vier Wänden bleiben. Denn für die Blöcke Arthur-Ullrich-Straße 10-16 plant der städtische Großvermieter Kommwohnen große Veränderungen.

Ähnlich wie zuvor in der Jonas-Cohn-Straße will das Unternehmen hier die meisten Teile der Gebäude abreißen und darauf neu aufbauen. Weil die Bausubstanz zu schlecht sei, dass eine Sanierung sich rechnet, habe man sich so entschieden, sagt Kommwohnen-Chef Arne Myckert. Wann Baubeginn ist, stehe noch nicht fest.

Für die 21 Mieter bedeutet das nun in Rauschwalde das gleiche, wie zuvor unter anderem schon für Mieter in Königshufen, wo Kommwohnen viele Geschosse abriss: umziehen. „Auf die Kündigung wurden die Mieter hingewiesen“, erklärt Myckert. Gleichzeitig sei ihnen angeboten worden, eine andere Wohnung bei Kommwohnen anzumieten. Es sollen dafür Angebote unterbreitet werden, die jeweils ihre konkrete Situation berücksichtigen. „Dabei werden im Einzelfall Miethöhe, Kautionserfordernis, Umzugsunterstützung und Kündigungsfrist den Mieterbedürfnissen angepasst“, sagt Arne Myckert. „Außerdem werden die Mieter der Nummer 10-16 vorrangig bei der Anmeldung bei den altersgerechten Bauvorhaben im Frauenburgkarree und in der Clara-Zetkin-Straße 47 berücksichtigt.“ Insgesamt gibt es in den betroffenen Blöcken der Arthur-Ullrich-Straße 60 Wohnungen, etliche stehen schon leer.

Dennoch ist die Verunsicherung groß. Viele Senioren leben hier. Schon vor Monaten klagte eine Mieterin im Stadtrat öffentlich ihr Leid darüber, dass sie sich nicht informiert und im Stich gelassen fühlen, dass niemand konkret sage, was Sache sei, ob die Abrissgerüchte stimmen. Schon damals wurde versprochen, dass Arne Myckert im Stadtrat zeitnah zu den Vorhaben sprechen soll. „Eine grundsätzliche Berichterstattung über die Arbeit der Kommwohnen im Stadtrat steht nach wie vor im Raum“, sagt Myckert dazu.

Allerdings habe es inzwischen Bewohnerversammlungen für die Blöcke 10-16 gegeben, bei denen über die Vorhaben und die Kündigungen informiert worden sei. „Mein Eindruck war dort, dass sich die Mieter ausdrücklich nicht allein gelassen fühlen“, sagt Myckert. Allerdings spricht er auch davon, dass für sieben Mieter noch eine Lösung gefunden werden muss.

Unruhe macht sich derweil auch unter den Bewohnern der übrigen Blöcke der Arthur-Ullrich-Straße 1-23 breit. „Von zehn Wohnungen stehen bei uns im Haus vier leer, woanders schon sechs“, so eine Mieterin. Namentlich möchte sie nicht genannt werden, die Angst und Unsicherheit seien so schon groß. Sie habe bereits bei Kommwohnen ein Gespräch gehabt, „allerdings nur mit nebulösen Informationen“, wie sie sagt. „Mir wurde da keine Unterstützung in Aussicht gestellt, falls es zur Kündigung kommt.“ In der Tat räumt Myckert ein, dass es für diese Blöcke derzeit keine konkreten Planungen gibt. Allerdings investiere Kommwohnen dort zurzeit nicht mehr. Um 65 Mieter geht es hier, der Rest der 140 Wohnungen steht bereits leer. Mieter, die Fragen hätten, würden über den aktuellen Stand aufgeklärt und, falls gewünscht, auch über Wohnalternativen informiert – vor allem altersgerechte, verspricht der Kommwohnen-Chef.

Besagte Mieterin hat das anders erlebt. „Mir reicht es jetzt, ich ziehe aus.“ Nach mehr als 20 Jahren in der Wohnung tue ihr dieser Schritt sehr weh. Ganz zu schweigen vom Umzugsstress, Altes ausrangieren, neue Möbel kaufen, das stecke man in ihrem Alter nicht mehr so einfach weg. „Und wie mir geht es anderen auch, viele hier sind 80, 90 Jahre alt, manche völlig am Boden zerstört. Das den Leuten mental anzutun, ist einfach unverantwortlich.“