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Besuch auf verbotener Erde

Die Gauernitzer Insel ist ein natürliches Kleinod mit einem Geheimnis. Künftig soll sie ab und an wieder begehbar sein.

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© Arvid Müller

Von Uta Büttner

Coswig. Kormorane, Waschbären, Graureiher. Der Ärger, aber auch die Sorge um sie bestimmen die Schlagzeilen um die Gauernitzer Insel, die durch einen schmalen Damm mit Kötitz verbunden ist. Doch das Elbeiland hat viel mehr zu bieten – Kulturelles, Naturwissenschaftliches und Geheimnisvolles. All dem ist der Landesverein Sächsischer Heimatschutz, in dessen Besitz sich das Naturschutzgebiet seit 2006 befindet, auf der Spur. „Ziel des Vereins ist es, dieses sächsische Natur- und Kulturdenkmal zu erhalten“, sagt Vereinsvorsitzender Professor Hans-Jürgen Hardtke.

So gibt es inmitten der Insel ein Denkmal, das Friedrich August von Zinzendorf seiner Frau Louise Johanna Sophie gewidmet hat. Doch viel ist davon nicht mehr übrig. Dank einer Spendenaktion des Vereins im vorigen Jahr kann nun die etwa zwei Meter große Sandsteinstele mit aufgesetzter Urne, Schrifttafel und Blattgirlanden neu errichtet werden. „Das Projekt haben wir dieses Jahr ausgeschrieben. Zwei Bewerber gibt es.“ Ob allerdings die komplette Wiederherstellung – so das Ziel des Vereins – möglich ist, muss erst noch mit der Denkmalbehörde geklärt werden.

Weil das Betreten der Insel eigentlich verboten ist, soll zumindest dann, wenn das Denkmal fertig ist, einmal im Jahr zum Tag des offenen Denkmals der Besuch möglich werden. 2018 könnte es soweit sein, denkt Hans-Jürgen Hardtke. Der Verein setzt sich nicht nur für den Natur-, sondern auch für den Kulturschutz ein. Und das Denkmal hat weit über die Grenzen Sachsens hinaus besondere Bedeutung. Für die Zukunft kann sich Hans-Jürgen Hardtke auch die Wiederherstellung der vier Sandsteinbänke vorstellen. Das ist derzeit aber noch nicht geplant. „Dafür wären wir auf jeden Fall auch wieder auf Spendengelder angewiesen.“

Aber in erster Linie ist die Insel ein Naturschutzgebiet, in dem sich Reste eines Auwaldes mit zwei Schwarzpappeln befinden, betont er. Seltene, geschützte Pflanzen, vor allem Kräuter, die im Auwald wachsen, sind dort zu finden.

So blühen der Taubenkropf, der Wiener Blaustern, der Gelbe Beinwell und das Büchsenkraut auf der Insel. Alle Pflanzen sind sehr selten geworden. Hinzu kommen bemerkenswerte Pilze und Moose sowie Insekten. „Vieles ist aber noch nicht erforscht.“ Über ein Projekt strebt der Verein derzeit eine Ausweitung dieses seltenen Naturstreifens an.

Und auch die Waschbären-Plage will der Verein in den Griff bekommen. Wie genau das klappen könnte, weiß Hans-Jürgen Hardtke noch nicht. Er favorisiert die Aufstellung von Fallen. Doch das ist nicht so einfach. Deshalb plädiert er für eine Zahlung von Prämien. „Wenn der Waschbär weg ist, siedeln sich die Graureiher und Kormorane von ganz allein wieder an.“ Denn Nistplätze gibt es auf der Insel keine mehr. So brüten die Vögel in der Nähe von Teichen und plündern deren Bestände. „Für die Fischer ist es deshalb schade, dass solche Standorte wegen der Waschbären verloren gehen, denn die Elbe hat genügend Fischreichtum, um die Kormorane zu ernähren.“

Jedes Jahr kostet die Insel den Verein sehr viel Geld. So wird mit jedem Hochwasser Unrat, wie beispielsweise Plastiktüten, angespült. „Deshalb wird die Elbinsel einmal im Jahr von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) gesäubert. Denn wir arbeiten mit NABU – Naturschutzbund – und UNB gut zusammen.“ Aber umgekippte Bäume beispielsweise werden nicht entfernt. Alles soll natürlich erhalten bleiben.

Aber die Elbinsel birgt auch noch ein Geheimnis. So soll es einen unterirdischen Gang vom ehemals berühmten Park des Gauernitzer Schlosses zur Insel geben. Hans-Jürgen Hardtke hält das für ein Gerücht. „Ich kenne es, glaube es aber nicht.“

Doch der Sächsischen Zeitung sind Anwohner bekannt, die als Kinder in einen Gang gekrochen sind und nach etwa 20 Metern auf eine verschlossene Stahltür stießen. Einer erzählt: „Ich habe das erste und letzte Mal Schläge von meinem Vater dafür bekommen, solche Angst hatte er um mich.“ Der Professor ist erstaunt: „Davon hatte ich noch nichts gehört. Dann muss ich der Sache mal nachgehen.“ So bleibt es spannend, ob dieser mutmaßliche Geheimgang dank moderner Technik einmal gefunden wird.

Spendenkonto: Ostsächsischen Sparkasse Dresden: IBAN DE55 8505 0300 3120 0588 22, Verwendungszweck: Pflege und Erhaltung Eigentum Gauernitz