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Bertsdorfer träumt von Olympia

Skilangläufer Valentin Mättig hat realistische Chancen, die Qualifikation zu schaffen. Dabei hat er schon viele Rückschläge hinter sich.

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© action press (Archiv)

Von Reiner Seifert

Valentin Mättig kennt die olympischen Skilanglaufstrecken bereits. Der für den WSC Erzgebirge Oberwiesenthal startende Oberlausitzer gehörte zum sechsköpfigen Aufgebot des Deutschen Skiverbandes (DSV), das im Februar die Olympiastrecken in Pyeongchang testete. Für Mättig waren die Reise nach Südkorea und die Teilnahme an der olympischen Generalprobe für Skilangläufer der Höhepunkt der Saison 2016/17, in der er 16 Weltcuprennen bestritt, als 37. die über sieben Etappen führende Tour de Ski beendete, acht der insgesamt 16 Rennen des Continentalcups absolvierte und im B-Weltcup als zweitbester Deutscher den 14. Platz belegte.

Diese Ergebnisse waren umso bemerkenswerter, da er in dieser Saison keinen DSV-Kaderstatus besaß und seine Trainingspläne selbst aufstellen musste. Hinzu kamen die Abschlussprüfungen an der Polizeifachschule und das dazugehörige mehrmonatige Praktikum. „Das neben den Wettkämpfen 16-stündige Tagespensum mit Ausbildung, Dienst und Training hat sich gelohnt. Ich bin zum Polizeimeister ernannt worden, habe wieder Anschluss an das DSV-Team gefunden und gehöre jetzt zum B-Kader sowie zu den 13 Athleten der Lehrgangsgruppen 1a und 1b des deutschen Skiverbandes“, bilanziert Mättig seine bisher wohl erfolgreichste Saison.

Neues Missgeschick vor der Saison

In der bevorstehenden will er noch einen draufsetzen und sich einen Traum erfüllen: „Nach der Generalprobe möchte ich auch bei der Premiere der 23. Olympischen Winterspiele am 9. Februar im Alpensia Cross-Country Center von Pyeongchang mit dabei sein.“ Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, als zweiter Bertsdorfer nach René Sommerfeldt, der mit der Staffel in Lake City (2002) Bronze und in Turin (2006) Silber gewann, an Olympischen Winterspielen teilzunehmen. Der Weg bis dahin ist aber noch weit, zumal Valentin Mättig nach einer Verletzung erst seit Kurzem wieder voll trainieren kann. „Dabei hatte die Saison gut begonnen. Die DSV-Leistungskontrollen im Crosslauf und Skirollerrennen bestand ich mit zwei zweiten Plätzen und der Note „Sehr gut“. Anschließend das Missgeschick. Bei einem Hockeyspiel riss das linke Außenband am Fuß, und ich musste fast acht Wochen auf jegliches Lauftraining verzichten“, erzählt Mättig. Jetzt scheint wieder alles in Ordnung, denn beim 31. Fichtelberglauf über 9,1 Kilometer erreichte er als Erster von 242 Startern den Gipfel des höchsten Berges Sachsens.

In dieser Woche beginnen auf dem Dachsteingletscher die zehntägigen Vorbereitungen auf Schnee. Anschließend folgen Testrennen in Davos, ehe Anfang Dezember die ersten Rennen im Continentalcup auf dem Programm stehen. „Mein Ziel sind vordere Platzierungen im B- und einige Platzierungen unter den ersten 15 im A-Weltcup, um damit das Olympiaticket zu lösen“, hofft der ehemalige Zittauer Gebirgsläufer, der sich aber auch auf den Sprint-Weltcup am 13./14. Januar in Dresden freut.

Valentin Mättig fand als Zehnjähriger zum Skilanglauf. Hortnerin Sylvia Eifler machte ihren Mann auf den aufgeweckten Jungen aufmerksam. Trainer Hartmut Eifler nahm Valentin beim Bertsdorfer SV unter seine Fittiche. Mit Trainer Eifler und dem Bertsdorfer SV besteht noch heute ein enger Kontakt. „Valentin ruft mich regelmäßig an, kommt bei uns vorbei und berichtet von seinen Wettkämpfen und dem Training“, erzählt sein ehemaliger Heimtrainer. 2005 wechselte Valentin nach Oberwiesenthal, besuchte die Eliteschule des Wintersports, trainierte bei Holger Bauroth, wurde in den C-Kader des DSV aufgenommen und nahm 2007 am Europäischen Olympischen Winter-Jugendfestival im spanischen Jaca und zwei Jahre später an den Junioren-Weltmeisterschaften in Praz de Lys (Frankreich) teil.

Familie hat finanziell geholfen

Nach der Geburt seiner Tochter Amelie zog er 2010 aus familiären Gründen nach Dresden und versuchte, seine sportliche Karriere auf eigene Faust fortzusetzen, was aber schiefging. Nach vielen Gesprächen mit seinem heutigen Trainer Janko Neuber kehrte er nach Oberwiesenthal zurück, schaffte zwar die Qualifikation für den B-Kader, verlor aber die Sportförderung durch den Zoll. „Anschließend konnte ich mich nur durch die Unterstützung meiner Familie, Eltern und Freunde finanziell über Wasser halten, ehe ich 2012 in die Sportfördergruppe der Landespolizei Sachsen aufgenommen wurde und mit der Ausbildung bei der Polizei in Chemnitz begann“, erzählte Valentin Mättig. 2013 verlor er zwar den DSV-Kaderstatus, konnte sich aber mit Unterstützung seiner Trainer Janko Neuber und Rene Sommerfeldt für die U23-Weltmeisterschaften in Liberec qualifizieren. Unterstützung erhielt er auch vom tschechischen Olympia- und WM-Teilnehmer Lukas Bauer, der ihn 2014 in sein Team Pioneer Investments aufnahm und Lehrgangsteilnahmen ermöglichte.

Ab 2014/2015 ging es mit einigen Top-Ten-Ergebnissen auf internationaler Ebene (Continentalcup) sowie mit dem deutschen Meistertitel im Zehn-Kilometer-Einzel- und Bronze im Verfolgungsrennen aufwärts. Dann der nächste Rückschlag. Das Pfeiffersche Drüsenfieber vermasselte dem Bertsdorfer die komplette Saison 2015/2016, und die Fortsetzung der Karriere stand infrage. „Doch ich wollte so nicht aufhören, entschloss mich, noch einmal hart und diszipliniert zu trainieren, und ging dabei mit Janko Neuber auch neue Wege. Letztlich haben sich Wille und Ausdauer ausgezahlt und mich in die DSV-Mannschaft und den B-Kader zurückgeführt“, sagt Valentin Mättig mit Blick auf die Olympischen Winterspiele nicht ganz ohne Stolz.