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Beim Tanzen Haltung zeigen

Wie das geht, lernt man zum Beispiel im Tanzclub. Zwei Jonsdorfer fahren dafür jede Woche extra bis nach Görlitz.

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© Rafael Sampedro

Von Elke Schmidt

Auf die Haltung kommt es an! Selbst die raffiniertesten Tanzfiguren wirken verkrampft, wenn sie mit hochgezogenen Schultern oder krummem Rücken getanzt werden. Viel schöner sind Paare, die regelrecht über die Tanzfläche zu schweben scheinen. Was aber besonders bei Turnieren so leicht aussieht, ist gleichwohl harte Arbeit. Auch für die Hobbyturniertänzer Sibylle Hepper und Andrzej Olejnik kann das schon mal bedeuten, dass sie eine geschlagene Stunde oder länger an einem einzigen Schritt proben. Sie müssen ja nicht nur die Bewegung an sich beherrschen und die richtigen Muskeln im richtigen Moment anspannen, sondern gleichzeitig die Körperspannung aufbauen, den tänzerischen Ausdruck beachten und bei alledem das Lächeln nicht vergessen.

Einmal pro Woche wird trainiert

Um das perfekt umzusetzen, trainieren die beiden Jonsdorfer mindestens einmal in der Woche und fahren dafür sogar bis in die Kreisstadt, wo sie im Tanzclub Grün-Gold Görlitz trainieren. Wie jeder Tanzsportverein will auch dieser den Amateurtanzsport sowie den Breitensport fördern. Die Betonung liegt dabei vor allem auf dem sportlichen und leistungsbezogenen Aspekt. Das bedeutet, dass man zwar auch hier „einfach so“ tanzen kann. Im Gegensatz zur eher lockeren und freizeitorientierten Tanzschule ist es jedoch das erklärte Ziel eines Tanzclubs, dass die Paare früher oder später an Wettbewerben teilnehmen. Die einzelnen Figuren werden als bekannt vorausgesetzt. Erlernen kann man sie zum Beispiel in einer Tanzschule, denn dort liegt der Focus besonders auf den „Basics“ und Grundschritten der Tänze und man nimmt sich viel Zeit zum Üben.

Dieses Wissen ist wichtig, denn man muss sie sozusagen im Schlaf beherrschen, damit man sich auf die verschiedenen Techniken, die Posen, den Ausdruck oder die korrekte Beinarbeit konzentrieren kann. Im Tanzsportverein wird jede Figur in kleinste Einzelbewegungen zerlegt. Die werden dann solange trainiert, bis sie in Fleisch und Blut übergegangen sind. Wieder zusammengesetzt ergeben sie das elegante Auftreten der Tänzer.

Sibylle Hepper und Andrzej Olejnik tanzen seit vier Jahren zusammen, anfangs noch in Bautzen, obwohl sie damals noch in Görlitz wohnten. Für sie stand dabei immer der Spaß an der Sache im Vordergrund. Doch damals lernten sie die Trainerin Jenny Müller kennen und waren sofort begeistert. „Sie ist ein Genie“, beschreibt sie das Tanzpaar. Bei ihr könne man sehr viel lernen. Die Dresdnerin ist selbst sehr erfolgreich und aktuell deutsche Meisterin über zehn Tänze bei den Profis. Sie habe eine wunderbare Art, etwas zu erklären und sei außerdem immer gut gelaunt. Bei ihr macht das Trainieren neben aller Anstrengung großen Spaß. Als sie dann als Trainerin nach Görlitz ging, überlegten die beiden nicht lange und wechselten ebenfalls zum TC Grün-Gold.

Jetzt auch bei Turnieren dabei

Das Tanzen auf Turnieren jedoch stand zunächst überhaupt nicht auf ihrer Agenda. Lange hätten sie sich dagegen gesträubt, sagt das Paar. Sie befürchteten, beim Tanzen um Pokale und Medaillen den Spaß an der Sache zu verlieren. Aber ihre Trainerin machte ihnen Mut. Mit fachmännischem Blick erkannte sie, dass die beiden mehr konnten. Also nehmen sie seit einiger Zeit regelmäßig an Turnieren teil.

Dabei zeigte sich bald, dass sie auch bei Wettbewerben großen Spaß haben können. Von Anfang an hatten sie einen Grundsatz: „Wir wollen niemanden besiegen, sondern gemeinsam tanzen.“ Die Unternehmerin und der Polizist nehmen es locker. Selbst wenn sie sich mal vertanzen, können sie darüber lachen. Sie feuern ihre Gegner an und freuen sich mit ihnen, wenn diese auf dem Siegertreppchen stehen. Das scheint die richtige Strategie zu sein. Jedenfalls bescherten ihnen die Turniere und die Begegnungen mit den anderen Paaren ihre schönsten Erlebnisse.

Dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb sind die beiden ziemlich erfolgreich. Gleich bei ihrem ersten Turnier, den Landesmeisterschaften im letzten Jahr in Radebeul in der Klasse Senioren II D Standard, kamen sie unter 28 Paaren bis aufs Siegertreppchen. Und das setzte sich bei ihren nächsten Wettbewerben fort. Ende Februar wollen sie bei den Landesmeisterschaften der Senioren im Standardtanzen versuchen, sich in die nächsthöhere Klasse zu tanzen. Dafür trainieren sie derzeit zwei- bis dreimal die Woche. Das alleine reicht aber nicht. Um einen langen Turniertag auch rein physisch durchzustehen, muss man  sehr fit sein. Also laufen und joggen sie regelmäßig und machen Kraftsport. Der Aufwand ist also recht hoch, zumal sie wie die meisten Tänzer im TC Grün-Gold ja einem geregelten Beruf nachgehen.