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Beförderung eines Streitbaren

Dirk Matschenz ist wie erwartet neuer Skeleton-Bundestrainer. Dabei hat der Ilmenauer den Verband mal im Streit verlassen.

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© dpa PA/Peter Kneffel

Von Tino Meyer

Die Nachricht kam in den frühen Morgenstunden und eigentlich auch nicht überraschend – oder doch? Dass Dirk Matschenz nach dem freiwilligen Rückzug von Jens Müller die Position des Bundestrainers übernimmt, lag einerseits nahe. Immerhin arbeitete der 38-Jährige seit einiger Zeit bereits als Müllers Stellvertreter und war außerdem nach den Olympischen Spielen in Sotschi 2014 auch schon mal Interimsbundestrainer, als Müller wegen eines Herzinfarkts pausieren musste.

Bis kurz vor der WM im Februar 2015 in Winterberg kümmerte sich Matschenz um die besten deutschen Skeleton-Fahrer. Und aus dieser Zeit rühren auch die Fragezeichen, die nun hinter der Beförderung des gebürtigen Ilmenauers stehen. Von kleinen und großen atmosphärischen Störungen ist damals die Rede gewesen. So soll Matschenz, an sich Bundesstütztrainer in Königssee und damit Heimtrainer von Tina Hermann, die Weltmeisterin von 2016 bevorzugt behandelt haben – was bei den anderen Athleten alles andere als gut ankam.

Selbst der deutsche Verbandschef Thomas Schwab erklärte angesprochen auf die Unruhe in der Nationalmannschaft: „Ich glaube, mit Jens Müller werden wir diese Probleme wieder lösen.“ Tatsächlich kehrte mit Müller, seinerseits Rodel-Olympiasieger von 1988, die Harmonie zurück. Nun aber erklärte Müller aufgrund einer unbefriedigenden sportlichen Entwicklung, der schlechten Trainer-Bezahlung und der Ungewissheit über die zukünftige Förderung der Sportart seinen Rücktritt, nicht zuletzt aber auch infolge seiner gesundheitlichen Vorgeschichte mit dem Herzinfarkt.

Verbandschef Schwab wiederum hat indes die andere Vorgeschichte mit der Unruhe im Team offenbar vergessen. Denn seit Matschenz’ Interimszeit „wissen wir, dass wir uns auch in schwierigen Situationen auf ihn verlassen können“, sagte er nun. Und auch Matschenz selbst freut sich natürlich auf die neue Aufgabe innerhalb des Verbands, mit dem er sich 2002 komplett überworfen hatte und sogar die Nationalmannschaft wechselte. Für die Niederlande wurde der Streitbare 2004 und 2006 jeweils EM-Vierter. Nach einem Unfall in Oberhof, als er auf der Startstrecke mit einem Bob zusammenstieß und schwere Beinverletzungen erlitt, musste Matschenz seine Karriere 2007 beenden. Als Trainer arbeitete er danach für die Niederlande, Norwegen und Neuseeland – bis ihn Müller 2010 in den deutschen Verband zurückholte. (mit sid)