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Bautzens Problem-Ampeln

Eigentlich sollen die Verkehrsanlagen für Ordnung auf den Straßen sorgen. Doch einige lösen bei den Autofahrern nur Frust aus.

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© Uwe Soeder

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Der Fahrer des schwarzen Autos zögert kurz. Obwohl bei der Ampel vor ihm das grüne Licht leuchtet, gibt er nur vorsichtig Gas. Kein Wunder, befindet sich doch die nächste rote Ampel keine 300 Meter weiter. Kaum kann der Mann seine Fahrt durch Bautzen fortsetzen, muss er wieder anhalten. Verärgert schaut er aus, hält verkrampft das Lenkrad fest. Wie ihm geht es derzeit vielen Autofahrern an der Wallstraße in Bautzen. Dort, zwischen der August-Bebel-Straße und der Bahnhofstraße schütteln viele nur noch den Kopf.

Linksabbieger sehen an der Kreuzung Neusalzaer Straße/Zeppelinstraße Rot. Pro Grünphase kommen nur zwei bis drei Fahrzeuge durch.
Linksabbieger sehen an der Kreuzung Neusalzaer Straße/Zeppelinstraße Rot. Pro Grünphase kommen nur zwei bis drei Fahrzeuge durch. © Uwe Soeder

Auch eine Frau im roten Kleinwagen kommt nicht sehr weit. Zwar leuchtet bei der Ampel auf Höhe der August-Bebel-Straße immer noch grünes Licht, doch fahren kann die Frau nicht. Schuld ist der Rückstau. An der zweiten Ampel warten bereits vier Autos. Mehr Platz ist nicht. Notgedrungen muss die Autofahrerin an ihrer grünen Ampel stoppen und darauf hoffen, dass die Auto-Schlange vor ihr weiterrückt.

Grünphase ist zu kurz

„Die Ampelschaltung ist völlig unlogisch“, erklärt Helmar Brauer, der schon oft mit seinem Auto auf der Strecke unterwegs war. Seit etwa einem Jahr ärgert er sich jedes Mal, wenn er die Wallstraße entlangfahren muss. „Die Stadt müsste sich die Ampeln genauer ansehen“, findet er.

Und das ist nicht die einzige Stelle, die Autofahrer in Bautzen wütend macht. Auch an der Kreuzung Neusalzaer Straße und Zeppelinstraße atmen viele tief durch. Einer von ihnen ist Matthias Kunath, der jedes Mal schlechte Laune bekommt, wenn er aus dem Oberland kommend links auf die Westtangente abbiegen will. Für Linksabbieger schaltet die Ampel gerade einmal 15 Sekunden auf Grün. Drei Autos schaffen es, der Vierte biegt bei Gelb, der Fünfte fast bei Rot ab. Entspannter sieht es auf der Spur aus, die geradeaus über die Zeppelinstraße führt. Immerhin dauert die Grünphase dort mehr als 30 Sekunden. Autofahrer haben also doppelt so viel Zeit. Für Matthias Kunath ist das nicht nur deshalb ärgerlich, weil er warten muss. An dieser Stelle entscheidet sich auch, ob die Autofahrer die Westtangente und damit die Ortsumfahrung nutzen, oder ob sie den Weg durch die Innenstadt wählen. Die Stadt sollte doch eigentlich jene Autofahrer mit einer langen Grünphase belohnen, die an der Stadt vorbeifahren wollen, findet er. Nur zwei Beispiele aus Bautzen, die zeigen: Einige Ampeln, die für Ordnung sorgen sollen, verursachen bei Autofahrern Frust. Wie schwierig es ist, an diesem Zustand etwas zu ändern, zeigt sich am Beispiel der Neusalzaer Straße. Dort hat die Stadt die Ampelschaltung angepasst, weil die Zeppelinstraße derzeit eine Sackgasse ist. Autofahrer, die aus Richtung Westtangente kommen, wollen an besagter Kreuzung nicht mehr geradeaus auf die Zeppelinstraße fahren, sondern links abbiegen. Die Stadt hat für sie die Grünphase verlängert. Gleiches könnte sie auch für Linksabbiegern aus dem Oberland tun. Doch das geht nicht, weil sich das nicht mehr mit den anderen Ampeln koordinieren lässt, weiß Matthias Almert, der in Bautzen die Abteilung Ordnung und Verkehr leitet.

Hoffnung für die Wallstraße

Das klingt kompliziert und auch für das Problem an der Wallstraße gibt es keine einfache Antwort. Laut Stadtsprecher André Wucht ist die Situation dort durchaus so gewollt. Seit der Sanierung der August-Bebel-Straße vor einem Jahr dürfen Autofahrer von der Wallstraße aus links in die Bebel-Straße einbiegen. Damit das funktioniert, wurde die Ampelschaltung angepasst. Und das kann nicht so schnell geändert werden. „Generell müssen Ampeln über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, bevor Änderungen vorgenommen werden können“, erklärt André Wucht.

Allerdings gibt es an der Wallstraße Grund zur Hoffnung. Weil seit der Sanierung der Schilleranlagen mehr Fahrradfahrer auch die angrenzende Wallstraße nutzen, überlegt die Stadt, an den aufeinanderfolgenden Ampeln Fahrradsignale anzubringen. Bei der Wartungsfirma liegen bereits Aufträge vor. In diesem Zusammenhang sollen auch die Grünphasen für die Autofahrer geändert werden.