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Barwagen Marke Eigenbau

Der Kulturverein von Seeligstadt hat jetzt einen Verkaufsstand, den nicht jeder hat. Neben handwerklichem Geschick half auch der Zufall.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Seeligstadt. Bier, Limo, Bowle, sicher auch mal einen „Kurzen“ und natürlich eine heiße Wurst verkaufen die Mitglieder des Seeligstädter Kulturvereins jetzt aus ihrem eigenen Wagen heraus. Vier bis fünf erwachsene Leute können bequem darin stehen, alles vorbereiten und bei Veranstaltungen die Gäste bedienen, sagt Vereinschef Ralf Schmidt. Wie gut das klappt, wird sich an diesem Sonnabend zeigen. Zur Sonnenwendfeier auf dem Sportplatz des Großharthauer Ortsteils wird der Verkaufswagen Marke Eigenbau zum ersten Mal eingesetzt. Egal, ob Sommer- oder Wintersonnenwende, Weihnachtsmarkt oder jede andere Open-Air-Veranstaltung – der Verein ist damit in Zukunft wetterfest. Bislang musste ein Zelt als Schutz herhalten.

Der helle Verkaufswagen mit weinroten Streifen und Vereinslogo hat – man sieht es ihm an – natürlich ein Vorleben. Als Campingwagen. Die früheren Eigentümer bauten ihn in den 1980er Jahren selbst auf – aus Teilen, die sie in der Region zusammengestoppelt haben. Der gelernte DDR-Bürger war mangels Material schließlich ans Improvisieren gewöhnt. Wohin die Reise des Gefährts überall hinführte, können wir nur erraten: vielleicht an die Ostsee, den Balaton, das Schwarzes Meer. Nach dem Mauerfall 1989 womöglich in die Alpen oder an den Bodensee ... In den vergangenen Jahren jedenfalls fristete der Wagen in Arnsdorf, dem Nachbarort von Seeligstadt, ein Schattendasein. Die damaligen Eigentümer brauchten den Campingwagen nicht mehr und wollten ihn eigentlich verschrotten. Ein Seeligstädter, Mitglied im Kulturverein, bekam Wind davon und fragte, ob er den Wagen für den Verein haben dürfe. Er durfte ihn abholen, sogar geschenkt.

Viele Vereinsmitglieder haben mitgeholfen

Seit Frühjahrsbeginn haben Vereinsmitglieder den Wagen in ihrer Freizeit umgebaut und modernisiert. Wer konnte, legte mit Hand an. „Das Gute bei uns ist, dass wir viele Mitglieder mit einem handwerklichen Beruf im Verein haben“, sagt Ralf Schmidt. Die Wohneinrichtung im Inneren wurde ausgebaut, Fußboden und Elektroinstallation erneuert; der Tischler war zugange, ebenso Maler und andere Gewerke. Innen und außen wurde der Wagen neu lackiert. Vor ein paar Tagen schließlich kam draußen noch das Vereinslogo dran. Entstanden ist ein schmuckes Gefährt, auf das die 31 Vereinsmitglieder zu Recht stolz sind. Um Würstchen warm zu machen, gibt es im Wagen einen Herd mit Propangasanschluss. Die Schankanlage mietet der Verein von einem Getränkehändler. „Das ist preiswerter, als eine eigene zu kaufen“, sagt Ralf Schmidt.

Die Zeit der weiten Reisen ist für den Veteranen auf zwei Rädern natürlich vorbei. Jetzt geht’s im Schlepptau nur noch kurze Strecken durchs Dorf. An diesem Wochenende zum Sportplatz, wo die Sonnenwendfeier stattfindet. Seit 23 Jahren gibt es den Kulturverein. Ralf Schmidt leitet ihn seit 20 Jahren. Seeligstädter, die dem Jugendklubalter entwachsen waren, und weitere Interessierte gründeten den Verein mit dem Ziel, Veranstaltungen zu organisieren und so das kulturelle Leben im Dorf zu erhalten – auch mit der Sonnenwendfeier. Im Kulturverein hofft man auf viele Besucher. Immerhin hat er ja mit dem Verkaufswagen echt was vorzuweisen.

Sonnenwendfeier: 24. Juni ab 18 Uhr auf dem Sportplatz in Seeligstadt