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Glocken kosten mehr Geld

Damit das Baruther Geläut erneuert werden kann, sammelt ein Verein Spenden. Beim Maibaumwerfen helfen auch andere mit.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler

Baruth. Momentan ist sie nicht so schön anzusehen, die kleine Glocke aus dem Kirchturm in Baruth. Das macht aber nichts, sagen Bernd Lorenz und Andreas Lehmann vom Glockenförderverein. Denn bis sie wieder in den Kirchturm kommt, bleibt genug Zeit, sie zu säubern. Doch das ist das kleinste Vorhaben am Kirchturm, in dem in der nächsten Zeit nicht nur Glocken erneuert werden. Um für das Projekt Spenden zu sammeln, organisieren die Ortsfeuerwehr Baruth, der Dorf- und Heimatverein und der Glockenförderverein am Wochenende gemeinsam das 19. Maibaumwerfen in Baruth.

Einige Jahre schon weiß der Kirchenvorstand vom desolaten Zustand der Glocken sowie des Glockenbodens und weiterer dazugehörender Technik. Doch erst vor gut zwei Jahren wurde die Suche nach dem Geld für das Projekt intensiviert. Nämlich mit der Gründung eines Glockenfördervereins. Immer wieder organisieren dessen Mitglieder Veranstaltungen, bei denen Geld für das Vorhaben zusammenkommt. Auf dem Konto des Vereins stehen jetzt knapp 38 000 Euro. Es gibt einen Baukostenzuschuss der Landeskirche, und auch bei Gottesdiensten wird immer um Spenden gebeten. Außerdem gibt es Förderung vom Freistaat. Doch das reicht noch nicht.

Nacht- und Nebelaktion

Dass die kleine Glocke nun schon unten steht, verdankt sie einer Nacht- und Nebelaktion. Zum Glück, sagt Bernd Lorenz aus heutiger Sicht. Denn nur an diesem Dienstag im März waren die Wege rund um die Kirche noch gefroren und der Kran konnte sicher zwei Glocken aus dem Turm heben. „Dadurch waren zu diesem Schauspiel leider nur wenige Leute da“, sagt Lorenz. Aber immerhin läuteten die Glocken noch einmal, bevor sie nach unten kamen.

Die andere Glocke, die sogenannte Prinzen-Glocke, kam dann zur Untersuchung in ein Dresdner Prüflabor. Dort wurde die Glocke, die der Geschichte mit der Familie des Baruther Schlosses zugeschrieben wird, geröntgt. Vermutet wurde, dass der veränderte Klang durch einen Riss zustande kam. Doch weit gefehlt. „Es gab auch schon damals Schummeleien bei der Materialzusammensetzung“, lacht Bernd Lorenz. Erst eine chemische Analyse ergab, dass der Bleianteil im Bronzematerial doppelt so hoch als üblich bei Bronzeglocken ist. Dadurch hätte sich der Klang verändert und die Glocke könne keinen Hall erzeugen.

Beauftragt wurde nun bereits der Guss zweier neuer Glocken. Die Firma Bachert im Badischen hat den Auftrag bekommen und versprochen, dass die Glocken trotz Firmenumzugs in diesem Jahr fertig werden. Das Problem des Vereins ist es, dass die Glocken teurer werden. Zum einen, weil Fachleute eine andere Variante bevorzugten als der Verein. Zum anderen, dass der Materialpreis in der Zeit, in der die Baruther auf die Bestätigung von Fördermitteln aus dem ländlichen Raum gewartet haben, enorm gestiegen ist. Anstelle von geplanten 31 000 Euro kosten die beiden Glocken nun 36 000 Euro.

ein Lichtblicl

Doch es gibt auch einen Lichtblick. Die Familie Lippe-Weißenfeld, Nachfahren der Schlossbesitzer, will zum einen dem Förderverein beitreten. Zum anderen bezahlt sie die Untersuchung der Glocke, die von der Firma Geitner & Söhne aus Breslau gegossen und 1920 von der Prinzessin zur Lippe und Ihrem Sohn Ferdinand Prinz zur Lippe gestiftet wurde.

Die Arbeiten im und am Glockenturm werden dann erst im Winterhalbjahr beginnen. „Schließlich müssen wir auf die Fledermäuse achten“, sagt Andreas Lehmann. Der Chef der Ortsfeuerwehr Baruth freut sich auf das Wochenende. Schließlich gibt es das Maibaumwerfen nach einem Jahr Pause nun wieder. „Da viele Baruther auch Mitglied in mindestens zwei Vereinen sind, fanden wir die Idee gut, dieses Mal den Erlös für den Kirchturm zu geben“, sagt er. So organisiert der Dorf- und Heimatverein am Sonnabend einen geselligen Nachmittag, an dem die Interessenten bei einem Vortrag alles über die Glockenerneuerung erfahren. Der Sonntag beginnt mit dem traditionellen Kesselgulaschkochen, bevor es um 8.30 Uhr einen Zeltgottesdienst gibt. Die Pferdefreunde Rackel erfreuen dann mit einer Kutschenparade. Ab 14 Uhr beginnt das Ausgraben des Maibaums mit einem Bändertanz.