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Bangen und Hoffen bei Küpper

Die Firmengruppe, zu der der Cunewalder Betrieb gehört, hat Insolvenz angemeldet. Wie geht es jetzt weiter?

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© Uwe Soeder

Von Katja Schäfer

Wiedermal Küpper. Nachdem der Betrieb im Cunewalder Ortsteil Weigsdorf-Köblitz vor einem Jahr wegen mehrerer Warnstreiks im Kampf für einen Haustarifvertrag in den Medien war, sorgt er jetzt erneut für Schlagzeilen. Diesmal jedoch ohne eigenes Zutun. Die Amtek Küpper Gruppe, zu der er gehört, hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Wuppertal hat als vorläufigen Verwalter für den Betrieb in Cunewalde Rechtsanwalt Nikolaos Antoniadis aus Wuppertal eingesetzt. Die Geschäftsführung der Unternehmensgruppe am Hauptsitz in Velbert in Nordrhein-Westfalen äußert sich nicht zur aktuellen Situation. Eine Anfrage der Sächsischen Zeitung lässt sie unbeantwortet.

Im Betrieb in Cunewalde läuft die Arbeit gegenwärtig wie gewohnt, berichtet Werkleiter Holger Schumann. Er hatte seine über 200 Mitarbeiter bereits am Freitag bei einer kurzen Zusammenkunft über die bevorstehende Insolvenz informiert. Mit Spannung sieht die Belegschaft nun einer Versammlung mit dem eingesetzten Verwalter entgegen, die für Mittwoch angekündigt ist. – Bei der Küpper System- und Modultechnik - kurz SMT – in Cunewalde werden aus angelieferten Rohlingen verschiedene Autoteile hergestellt, unter anderem Kupplungs- und Getriebegehäuse, Radflansche und Teile für Turbolader.

Größter Arbeitgeber im Ort

Der Betrieb ist der größte Arbeitgeber in Cunewalde. Dementsprechend besorgt und zugleich engagiert zeigt sich Bürgermeister Thomas Martolock (CDU). Er war schon kurz nach Bekanntwerden der Insolvenzpläne im Betrieb, hat sofort den Gemeinderat über die Lage informiert und in den vergangenen Tagen mehrere Briefe geschrieben, unter anderem an die Geschäftsführung von Amtek. Außerdem an den vorläufigen Insolvenzverwalter. Darin unterbreitet er das Angebot zu Gesprächen, auch im Namen des sächsischen Staatssekretärs für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Stefan Brangs (SPD), und Landrat Michael Harig (CDU). Dem Betriebsratsvorsitzenden vom Cunewalder Küpper-Werk hat er ebenfalls seine Gesprächsbereitschaft signalisiert. Denn für Martolock ist es „jetzt das Wichtigste, dass die Mitarbeiter am Standort hier nicht auseinanderdividieren“. Der Bürgermeister versucht, Mut zu machen. „Wir müssen die Insolvenz als Chance verstehen“, sagt er. Als Chance darauf, dass der Cunewalder Betrieb neue Eigentümer bekommt. Der Amtek-Konzern, der als größter indischer Zulieferer der Automobilindustrie gilt, hatte die Küpper-Gruppe im Jahr 2014 gekauft.

„Mit Blick auf die Historie unseres Betriebes halte ich die Herauslösung aus der Gruppe für das Beste. Meiner Meinung nach sollte so schnell wie möglich ein neuer Eigentümer – möglichst aus dem mittelständischen Bereich – gesucht und dann neu gestartet werden“, sagt Thomas Martolock. Dabei sieht er gute Chancen für den Cunewalder Standort der Küpper System- und Modultechnik. Der Betrieb sei hochtechnologisiert und profitabel, schätzt er ein. „Er hat richtig gute Leute, eine junge Belegschaft und wurde mehrfach für die gute Lehrlingsausbildung ausgezeichnet“, betont der Bürgermeister.

Werkleiter Holger Schumann schätzt die Lage für den von ihm geführten Betrieb als „nicht bedrohlich“ ein, ist überzeugt, dass er eine Zukunft hat. Gegründet wurde das Unternehmen 1992, die Produktion begann 1994. Nach und nach sanierte SMT alte Hallen des ehemaligen Cunewalder Motorenwerkes. Im Jahr 2008 folgte die Einweihung eines großen Neubaus. Seitdem produziert der Betrieb auf einer Fläche von rund 6 000 Quadratmetern.

Nicht der erste Fall

Die Gewerkschaft ist über die Insolvenz informiert. „Wir schauen ganz genau hin, was jetzt im Betrieb in Cunewalde passiert und wollen konstruktiv auf den Prozess Einfluss nehmen“, sagt Philipp Singer von der IG Metall in Bautzen. „Dabei geht es natürlich darum, die Arbeitsplätze zu erhalten“, betont er. Konkrete Aktionen sind noch nicht geplant. Sie sollen „in enger Abstimmung mit der Belegschaft“ erfolgen.

Außer der Küpper-Gruppe hat der Amtek-Konzern in den letzten Jahren einige weitere deutsche Unternehmen gekauft. Unter anderem die Firma Rege, die ihren Hauptsitz mit etwa 800 Leuten bei Eisenach hat. Sie produziert verschiedene Teile für die Autoindustrie, unter anderem Gehäuse für Antiblockiersysteme – und ist seit einigen Wochen in Insolvenz.