Merken

Bald ist Schluss

Viele Kunden sind enttäuscht: Ende Mai schließt Blume 2000 auf der Hauptstraße. Nicht das erste Aus in der Branche.

Teilen
Folgen
© Sebastian Schultz

Von Uta Büttner

Riesa. Ein kleiner Rosentopf zum Einzug des Sohnes – bald kann Kerstin Büttner keine Blumen mehr bei Blume 2000 auf der Hauptstraße kaufen. Denn Ende Mai schließt der Laden. Das ist dann schon das dritte Blumengeschäft in Riesa innerhalb eines Dreivierteljahres. „Ich bin sehr enttäuscht und finde es wirklich schade, dass dieser Blumenladen schließt. Ich war hier öfter Blumen kaufen, habe immer kleine Mitbringsel gefunden“, sagt die Riesaerin.

Trotzdem sind die Umsatzzahlen in den vergangenen sieben Jahren rückläufig: „Die größten Einbrüche hatten wir 2010 und 2013“, sagt Thorsten Heidecker, Leiter Expansion und Immobilien des Unternehmens Blume 2000, das deutschlandweit mehr als 210 Filialen betreibt. „Wir haben es wirtschaftlich nicht hinbekommen. Leider geht uns das in ganz vielen Städten so.“

Um sich von starken Konkurrenten wie großen Lebensmittel- und Baumärkten, aber auch Tankstellen abzusetzen, hat der Branchenriese 2014 ein neues Konzept entwickelt, bei dem er mehr auf Service setzt. Mit der Neuausrichtung vom Blumendiscounter zum Blumenfachgeschäft wirbt Blume 2000 unter anderem mit nachhaltigem Anbau von Pflanzen in der Region. Auch sollen neben fertigen Sträußen vor allem einzelne Blumen im Laden stehen, die vom Floristen vor Ort nach Kundenwunsch gebunden werden. „Wir haben 29 Einzelstiele im Angebot. Frische hat bei uns dabei oberste Priorität“, sagt Heidecker. „Doch Blumen verderben auch schnell.“

Mehr Leute kaufen wieder Blumen

Mit dieser Neuausrichtung liegt das Unternehmen im Trend. Zwar kämpft die Branche seit Jahren gegen sinkende Umsatzzahlen. Doch bundesweit scheint sich der Markt zu stabilisieren, sagt die Sprecherin des Bundesverbandes der Floristen, Nicola Fink. Sicher gebe es regional noch Unterschiede. Doch es gebe immer mehr Kunden, die das Floristikhandwerk schätzen, meint Fink. So seien unter anderem zum Valentinstag in diesem Jahr wieder mehr Blumen verkauft worden. „Viele nehmen Blumen wieder als persönliches Geschenk wahr und bevorzugen deshalb handgefertigte florale Gestecke“, sagt Nicola Fink.

Um das neue Konzept bei Blume 2000 umsetzen zu können, müsse ein bestimmter Grundumsatz in den Filialen erreicht werden, sagt Heidecker. „In Riesa liegt er 30 Prozent darunter.“. Ein Grund dafür sei sicher auch die Lage des Geschäfts. „Wir brauchen eine absolute 1-A-Lage.“ Deshalb habe Blume 2000 in den vergangenen zweieinhalb Jahren versucht, Flächen in der Elbgalerie zu bekommen. „Leider haben wir keine erhalten“, sagt Heidecker.

Auch der Versuch, die Filiale mit einem Franchise-Partner weiterzubetreiben, sei nicht gelungen. Ohnehin hat es die Branche in Riesa schwer: Ende November musste die Riesaerin Angelika Schuster ihren Blumenladen am Friedhof am Poppitzer Platz nach 19 Jahren schließen, weil nicht mehr genügend Kunden kamen. „In den letzten zwei Jahren haben wirklich viele Geschäfte geschlossen, auch in Dresden“, sagte Vera Löwe, Landesgeschäftsführerin des Fachverbandes Deutscher Floristen, damals der SZ. Besonders gefährdet seien „Einzelkämpferinnen“ – die ihren Laden ohne weitere Angestellte betreiben. Sie schätzt, dass auch der Mindestlohn sowie die gestiegenen Einkaufpreise Gründe für das Ladensterben seien.

Nachmieter gesucht

Blume 2000 beschäftigt derzeit noch drei Mitarbeiterinnen und eine Aushilfe in Riesa. Zwei von ihnen arbeiten nun schon seit fast 25 Jahren in dem Laden. „Wir waren von Anfang an dabei“, sagt eine Mitarbeiterin. „Es ist schade, dass nun Schluss ist.“ Aber sie schaut optimistisch in die Zukunft: „Ich werde schon etwas Neues finden.“

Einen Nachmieter für den Laden hat die Vermieterin Annett Margenberg noch nicht. Interessenten gab es zwar schon. Doch in den Räumen müsse auch nach den vielen Jahren einiges gemacht werden, meint Annett Margenberg.