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Auszeit vom Mamasein

Magdalena Neuner ist lange nach ihrem Rücktritt immer noch eine der bekanntesten deutschen Sportlerinnen. Jetzt kehrt sie nach der Babypause zurück.

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© dpa

Von Sandra Degenhardt

Vor fünf Jahren schwebte sie zu den Klängen des James-Bond-Songs „Skyfall“ vom Gelsenkirchener Hallendach auf die improvisierte Loipe. 50 000 Fans verabschiedeten Magdalena Neuner auf Schalke in die frühe Sportler-Rente. Jetzt ist die 30-Jährige wieder da – als Expertin für die ARD bei der World Team Challenge an diesem Donnerstag. „Gold-Lena“ genießt die Rückkehr ins Rampenlicht als kurze Auszeit von der Familie mit Mann Josef und den beiden Kindern, der dreijährigen Verena Anna und dem ein Jahr alten Josef junior.

Schon beim Weltcup in Hochfilzen war sie im TV zu sehen. Nach der Babypause kann Magdalena Neuner wieder ihrem Beruf nachgehen. Doch welchen hat sie überhaupt? „Mein Beruf ist, Magdalena Neuner zu sein, und damit kann ich Gott sei Dank mein Geld verdienen und habe auch noch Spaß dabei“, sagt die zweimalige Olympiasiegerin. Es sei ein „Traumberuf“. Und das Beste daran: „Ich kann ich selbst sein.“

Neben ihren Fernsehjobs ist die Wallgauerin bei Projekten dabei und für Sponsoren unterwegs. Ihre Auftritte haben einen positiven Nebeneffekt: „Als Mama bekommt man nicht immer die tägliche Anerkennung. Durch meinen Job bekomme ich die Anerkennung und Bestätigung, die ich früher im Sport erhalten habe.“ Sportlich geht es mittlerweile nur noch um den Genuss, sie macht, worauf sie Lust hat.

Die Zeit seit dem Karriereende 2012 hat sie sehr verändert. Jemals Leistungssportlerin gewesen zu sein, kann sich Neuner kaum noch vorstellen. „Ich habe mich sehr schnell in mein neues Leben eingefunden, weil ich sofort Dinge hatte, die mir sehr viel Spaß gemacht haben“, erzählt Neuner, die eine weitere Veränderung durch die Geburt ihrer Wunschkinder erlebte. „Die Momente, die Liebe der Familie und der Kinder, halten länger als der sportliche Erfolg.“

Vreni und Seppi fordert und fördert sie, manchmal auch streng, denn Respekt vor anderen ist ihr sehr wichtig. Ist sie eine Helikopter-Mama? „Das versuche ich bewusst nicht zu sein, ich bin auch nicht so aufgewachsen. Ich versuche, sie viel auszuprobieren und mitmachen zu lassen“, sagt Neuner. Sie versuche, ihre Kinder „mit Weitblick zu erziehen, dass sie offen durch die Welt gehen und nicht engstirnig“.

Die Frage nach dem dritten Kind erübrigt sich. Erstens seien sie und ihr Mann derzeit ausgelastet, zweitens fehlt schlicht der Platz. Aber im kommenden Jahr will Familie Holzer, so ist Neuners offizieller Name nach der Heirat mit ihrer Sandkastenliebe, in ihrem Heimatdorf Wallgau endlich mit dem Hausbau beginnen.

Vor allem mit ihrer dreijährigen Tochter ficht die zwölfmalige Weltmeisterin ab und zu kleinere Kämpfe aus. „Sie ist stur, und da erkenne ich mich total wieder. Ich bin auch so ein extrem sturer Mensch. Da hält sie mir ab und zu den Spiegel vor.“ Während Vreni ein richtiges Mädchen mit Vorlieben für Tanzen, Verkleiden und Singen sei, ist Seppi laut Neuner „ein Haudrauf und gibt immer Vollgas, er hat mehr Temperament“. Bilder von den Kindern in sozialen Medien gibt es – aber nur von hinten. Ihre Gesichter zeigt sie bewusst nicht, sie will ihre Privatsphäre schützen. Später könnten die Kinder selbst entscheiden. „Macht man es, weil man dann mehr Follower hat? Es gibt Wichtigeres“, sagt sie.

Neben ihrer Expertentätigkeit engagiert sich Magdalena Neuner für soziale Stiftungen. Leute würden zudem oft sagen, es sei ihre Pflicht, etwas im Sport zu machen. „Noch habe ich keine Zeit dafür. Aber ich habe im Hinterkopf, dass es meine Pflicht ist, Kindern was von meinem Wissen weiterzugeben“, sagt Neuner. Derzeit ist aber erst mal im Fernsehen ihr Expertenwissen gefragt. (dpa)