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Aus Sachsen, wo die Bäume wachsen

Heiko Petasch sorgt jetzt für Nordmänner und Blaufichten. Seinen Blumenladen in der Kamenzer Oststraße muss er aber schließen.

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© Matthias Schumann

Von Frank Oehl

Kamenz. Die Bäume wachsen in den Himmel, die Träume meistens nicht. Diese Erfahrung hat Gartenbaumeister Heiko Petasch aus Kamenz schon häufiger gemacht. Auch jetzt gerade wieder. Immerhin ist für den Familienbetrieb aus dem Herrental die Vorweihnacht eine Zeit besonderer Anstrengungen. Etwa 200 Weihnachtsbäume sind an den Mann und die Frau zu bringen. Nordmänner, Blaufichten, Schwarzkiefer – wie alle Jahre wieder. „Was wir verkaufen, ist aus sächsischen Beständen“, versichert der 48-Jährige. Ein paar baut Petasch an Gickelsberg und Eselsburg auch selbst an, das meiste aber kommt aus Gelenau oder Stolpen. Das heißt, es kommt nicht, es muss geholt werden. Verkauft wird wie immer direkt vom Hof, aber auch beim Spectaculum rund ums Malzhaus am dritten Adventswochenende ist die kleine Firma traditionell zugange. Mit dem beliebten Bringeservice. „Wir sind mit einem ausgesuchten Baum sogar schon mal bis nach Dresden gefahren.“ Wer als Selbstständiger unterwegs ist, muss besonders serviceorientiert sein. Keine Frage.

Allerdings hat auch dieses Engagement Grenzen, und das ist neben dem hoffentlich guten Weihnachtsgeschäft eine wirklich schlechte Nachricht: Der Gartenbaubetrieb Petasch schließt zum Ende des Jahres seinen Blumenladen in der Oststraße. Nicht nur die beiden Beschäftigten wissen Bescheid, sondern auch die Stammkundschaft. „Wir haben jetzt einen offiziellen Hinweis angebracht.“ Damit geht das Ladensterben in diesem speziellen Segment in der Stadt Kamenz also weiter.

Der Chronist erinnert sich, dass es vor 15 Jahren in der Bautzner Straße drei Läden gab, davon einen von Petaschs, sowie jeweils einen weiteren auf der Weststraße und am Markt. Inzwischen hält nur noch der verlegte Anlauf-Punkt die Innenstadt-Fahne hoch. Ohne Jubelpose, wie man weiß. „Der Ladeneinzelhandel bei Blumen und Gestecken ist immer schwieriger geworden“, sagt Heiko Petasch. Mittlerweile bieten ja nicht nur Bau- und Heimwerkermärkte das Gewachsene und Gebundene an, sondern auch Supermärkte und sogar LebensmittelDiscounter. Zum Beispiel Balkonpflanzen, aber zu welchen Preisen! „Da können wir nicht mehr mithalten“, sagt Petasch. Zuletzt seien an manchen Tagen nur noch sieben Kunden in der Oststraße gewesen. „An vielen Tagen im Monat bin ich von einem einträglichen Geschäft weit entfernt. Die Mitarbeiter sind aber natürlich mit Mindestlohn zu bezahlen. Das schaffe ich nicht mehr.“ Beim Frühjahrsgeschäft auf dem Wochenmarkt bleibe es aber.

Der Familienbetrieb hat sich schon länger ein neues Hauptstandbein gesucht: die professionelle Grabpflege. Als Auftragspartner der sächsischen Grabpflegegesellschaft ist man vor allem in Kamenz zugange. Immerhin 400 Gräber, vor allem in den Gemeinschaftsanlagen, sind regelmäßig zu kontrollieren und jahreszeitgemäß zu bepflanzen. „Das macht viel Arbeit, aber auch Spaß.“ Und so soll es ja auch sein.

Was mit den beiden Petasch-Läden auf der Bautzner Straße und auf der Oststraße – beide in Familienhand – einmal werden soll, ist noch offen. „Es wäre schön, wir fänden Mietinteressenten. Sie könnten sich gern bei uns im Herrental melden ...“