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Aus dem Büro auf die Plantage

René Fischer baut in Eulowitz Aroniabeeren und Äpfel an. Daraus macht er Saft und mehr.

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© Steffen Unger

Von Katja Schäfer

In dicken Büscheln hängen die Aroniabeeren an den Sträuchern. Noch sind sie grün, klein und hart. Doch René Fischer ahnt schon jetzt, dass er dieses Jahr eine richtig gute Ernte einfahren wird. „Hoffentlich kommt nicht etwa noch ein Hagelschauer dazwischen“, sagt der 45-Jährige. Davor kann er seine Beeren nicht schützen. Vor Vögeln aber schon. Dieser Tage ist er gerade damit beschäftigt, Netze über die Sträucher zu spannen. Das dauert mehrere Tage. Immerhin handelt es sich um fast 700 Büsche. Und Fischer kommt nur nach Feierabend und am Wochenende dazu.

Hauptberuflich arbeitet der Rodewitzer als Produktionsleiter in einer Gießerei. Seine Obstplantage betreibt er im Nebenerwerb. Sie liegt in Eulowitz und umfasst etwa 4 000 Quadratmeter. Außer den Beerensträuchern stehen darauf rund 50 große Apfelbäume der alten Sorten Ontario, James Grieve und Carola. „Die hat der Vater meines Schwiegervaters in den 70er Jahren gepflanzt“, berichtet René Fischer. Zu DDR-Zeiten wurde das Obst von Sammelstellen aufgekauft. Doch nach der Wende war damit Schluss. Vor vier Jahren entschlossen sich René Fischer und seine Frau, die Plantage wiederzubeleben und pflanzten die ersten Sträucher an.

„Für Aroniabeeren haben wir uns entschieden, weil sie so gesund sind und weil der Anbau eine Nische ist“, sagt der Mann mit den braunen Augen und dem kurzen gepflegten Vollbart. Außerdem seien die Sträucher recht anspruchslos und pflegeleicht. Gerade richtig für jemanden, der sich nur nebenbei darum kümmern kann. Trotzdem: Die Bewirtschaftung der Plantage, die Verarbeitung und der Verkauf der Ernte machen Arbeit. Warum halst sich jemand so was auf? „Für mich ist das ein schöner Ausgleich zum Beruf. Da ich den ganzen Tag im Büro bin, freue ich mich, wenn ich nach der Arbeit raus ins Grüne kann und dabei auch noch was Sinnvolles tue. Das hilft mir beim Runterkommen“, sagt René Fischer, der aus Bischofswerda stammt. Hauptberuflich will er den Obstbau aber nicht betreiben. „Ich möchte nicht, dass es von der Natur abhängt, ob ich mir die Wurst aufs Brot leisten kann.“

Was der Rodewitzer erntet, verarbeitet er zu Saft und Brotaufstrichen. Den Keller des Hauses, in dem er mit seiner Frau, der 16-jährigen Tochter, dem zwölfjährigen Sohn und einem Hund der Rasse Shih Tzu lebt, hat er dafür ausgebaut. Eine Saftpresse, ein Obstschredder und ein Pasteur zum Erhitzen stehen dort. Sowohl den Aroniasaft als auch den sortenreinen Apfelsaft füllt der Obstquetscher, wie René Fischer sich nennt, in Drei-Liter-Boxen mit Zapfhahn ab. Außerdem stellt er süße Aufstriche in verschiedenen Sorten her. Was nach dem Auspressen von den Aroniabeeren übrig bleibt, trocknet er für Tee.

Angebot spricht sich herum

Alle Produkte vertreibt er das ganze Jahr über direkt auf der Plantage, die in Eulowitz an der B 96 liegt. Jeden Sonnabendvormittag – im Winterhalbjahr aller zwei Wochen – öffnet René Fischer seinen Verkaufsstand, der nahe der Straße steht und aufgrund seiner leuchtend gelben Farbe nicht zu übersehen ist. Im vergangenen Jahr hat er ihn aufgestellt. Zuvor verkaufte er bei sich zu Hause. Vom Zuspruch der Käufer ist René Fischer positiv überrascht. Zuerst kamen die Kunden vor allem aus seinem Bekanntenkreis. Doch das Angebot des Obstquetschers spricht sich mehr und mehr rum. Wenn die produzierten Mengen größer werden, will er auch gern mit Gasthöfen und Pensionen in der Gegend ins Geschäft kommen. – In diesem Jahr rechnet René Fischer mit etwa einer Tonne Aroniabeeren; letztes Jahr waren es 700 Kilogramm. Ende August/Mitte September werden sie reif. Alle auf einmal.

Dann kommt für René Fischer die arbeitsreichste Zeit des Jahres. Gepflückt wird per Hand. Frau, Kinder, Eltern und Schwiegereltern helfen mit. Er selbst macht dann meist Donnerstagmittag im Büro Schluss und am Freitag gleich ganz frei. An diesen Tagen erntet er mit; sonnabends und sonntags verarbeitet er die Beeren. So geht es drei Wochen lang. Eine zweite sehr intensive Phase folgt im Herbst, wenn die Äpfel reif sind.

Großen Wert legt René Fischer auf natürlichen Anbau und Nachhaltigkeit. Er setzt weder Dünger noch Spritzmittel ein. Außerhalb der Wege wird das Gras nur selten gemäht, sondern darf wachsen. „Für die Insekten, vor allem die Bienen“, erklärt der Rodewitzer, der sein Angebot noch erweitern will. Unter anderem hat er Weißdorn gepflanzt. Daraus möchte er Tee machen. Auch weitere Beerensorten sollen hinzukommen. – Der Obstquetscher trinkt selbst jeden Tag Aroniasaft und mag von seinen Apfelsäften besonders den vom Ontario, weil der „nicht so süß“ ist.

www.der-obstquetscher.de