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Aufbruch am Bautzener Bahnhof

Die Sanierung des Bahnhofes in Bautzen soll im Frühjahr starten. Auch für das Parkplatzproblem gibt es jetzt eine Idee.

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© Uwe Soeder

Von Sebastian Kositz

Bautzen. Buchstäblich über Nacht hatte die Bahn die Reisenden ausgesperrt, die Zugänge der Empfangshalle verriegelt und verrammelt. Fast vier Jahre ist das her. Seither wetteifert der Bautzener Bahnhof mit um den inoffiziellen Titel des größten städtischen Schandflecks. Doch das soll sich jetzt ändern. Während der Putz an dem 170 Jahre alten Bau weiter rege bröckelte, haben die privaten Investoren Jörg Drews und Gerhard Lucas sowie Stadt und Kreis die Planungen für den Bahnhof und das Umfeld vorangetrieben. Die SZ erklärt den Stand der Dinge – und welche Vorstellungen darüber hinaus auf dem Tisch liegen.

Die künftige Nutzung: Aus dem Bahnhof wird ein Behördenzentrum
Von Beginn an, stand fest: Hauptmieter im neu hergerichteten Bahnhof wird die Kreisverwaltung. Das Landratsamt möchte künftig große Teile des Gebäudes belegen – insgesamt eine Fläche von mehr als 4 600 Quadratmetern. Konkret geht es um die kompletten oberen Etagen: das erste und zweite Stockwerk sowie das Dachgeschoss. Weil der Bahnhof mit dem Auto, Bus und Bahn gut erreichbar ist, hat die Verwaltung entschieden, im Bahnhof vor allem Ämter unterzubringen, in denen die Bürger öfter ein- und ausgehen. In dem Bau werden künftig 235 Mitarbeiter des Sozialamts, Jugendamts, Ausländeramtes sowie Gesundheitsamtes sitzen. Für die Empfangshalle sind kleinere Geschäfte im Gespräch – und ein Reisezentrum des Verkehrsverbundes Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon). Laut Kreisverwaltung will der Verband eine Fläche von 150 Quadratmetern anmieten.

Der Denkmalschutz: Gemälde von Alfred Herzog bleiben erhalten
Die Wandgemälde des Künstlers Alfred Herzog sind markant: An beiden Seiten der Empfangshalle zeigen je vier Motive traditionelle Oberlausitzer Wirtschaftszweige. Der Waggonbau gehört ebenso dazu wie die Weberei oder die Fischzucht. Die Denkmalbehörde hatte auf den Erhalt der nach dem Krieg entstandenen Bilder bestanden, die Investoren deshalb noch einmal Grundrisse geändert. „Die Bilder müssen und werden erhalten bleiben“, sagt Udo Witschas (CDU), Beigeordneter im Landratsamt. Sie sollen in der renovierten Halle, die zugleich zentraler Zugang zu den Ämtern sein wird, besonders zur Geltung kommen.

Das Parkplatzproblem: Stadt und Kreis prüfen Neubau eines Parkhauses
Bereits jetzt fehlen am Bautzener Bahnhof die Parkplätze. Vor allem Pendler lassen am und in der Nähe des Bahnhofs tagsüber ihre Autos stehen, um mit dem Zug in Richtung Dresden oder Görlitz zu fahren. Die Nachfrage wird sich definitiv verschärfen. Denn neben den Pendlern werden künftig auch Stellflächen für die mehr als 200 Mitarbeiter und die Besucher der Behörden benötigt. Zwar werden die Investoren Parkplätze schaffen – laut Kreisverwaltung geht es dabei um 250 Stellflächen. Für Besucher sind 30 Kurzzeitparkplätze in dem Bereich, in dem heute die Taxis stehen, vorgesehen. Doch das reicht nicht aus. Deshalb prüfen Stadt und Kreis gemeinsam den Bau eines Parkhauses. Als Standort dafür ist der Bereich hinter der Kfz-Zulassungsstelle an der Tzschirnerstraße im Gespräch. Das Gelände gehört dem Kreis. Als Vorbild dient das vor einem Jahr neu errichtete Parkhaus an der Bautzener Klinik an der Behringstraße, sagt die Beigeordnete Birgit Weber (parteilos). Das Haus soll einerseits Parkplätze für die Mitarbeiter des Landratsamts bieten – aber auch für Pendler. Angedacht ist ein direkter Zugang hinter dem benachbarten Penny-Markt entlang zu den Bahnsteigen.

Der Vorplatz: Verkehrsverbund und Kreis drängen auf Umgestaltung
Im Fokus der Planer steht nicht nur das Gebäude – sondern auch das Bahnhofsumfeld, allen voran der Vorplatz. Der Zvon hatte wiederholt auf die schlechten Umsteigemöglichkeiten zwischen Bus und Bahn hingewiesen, drängt auf Verbesserungen. Der Verkehrsverbund, der Kreis und die Stadt lassen derzeit deshalb die Umgestaltung des Vorplatzes untersuchen. Eine Variante sieht vor, den Autoverkehr nicht mehr direkt gerade vor dem Bahnhofseingang vorbeirollen zu lassen, stattdessen dort Haltemöglichkeiten für Regional- und Stadtbusse und möglicherweise auch Fernbusse zu schaffen. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen bis Mitte 2018 vorliegen.

Der Zeitplan: Sanierung soll im kommenden Frühjahr starten
Nach den monatelangen Planungen gehen die Vorbereitungen jetzt in die heiße Phase. Die Stadtverwaltung als zuständige Baubehörde verweist auf enge Abstimmungen, die derzeit zwischen Rathaus und den beiden Investoren Jörg Drews und Gerald Lucas laufen. Bis Ende Februar, so heißt es aus der Stadtverwaltung, sollen die Pläne stehen. Die Investoren hatten selbst den Baustart für März angepeilt. Der Landkreis geht indes weiter davon aus, ab 2019 die neuen Amtsstuben beziehen zu können.

Die Vision: Neues Wohnviertel auf dem heutigen Güterbahnhof
Die Idee ist noch nicht konkret, wird aber bei den Planungen für das Umfeld schon mit betrachtet: Langfristig könnte auf dem Areal des alten Güterbahnhofs ein neues Wohnviertel errichtet werden. Für dieses Szenario gibt es bereits Gedanken für eine Fußgängerbrücke, die den Bahnhof und das Gebiet auf der südlichen Seite der Gleise direkt miteinander verbindet. Kreis und Stadt verweisen jedoch darauf, dass es sich dabei nur um ein mögliches Vorhaben handelt, das sehr wahrscheinlich nicht in den nächsten Jahren realisiert werden wird.