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Auf den Leib geschneidert

Die Modedesignerin Anett Krause fertigt hochwertige Abendkleider komplett in Sachsen an. Dafür war sie für den Gründerinnenpreis nominiert.

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© Nox

Von Stephan Hönigschmid

Schnittmuster, Stoffe, Schneiderpuppen. Wer die Werkstatt von Modedesignerin Anett Krause in der Lingnerstadt in Dresden betritt, kann die kreative Atmosphäre förmlich spüren. Von der Stange ist hier nichts, stattdessen handelt es sich bei ihren Kleidern um edle Sonderanfertigungen, die den Käuferinnen quasi auf den Leib geschneidert werden. Ihr Modelabel „NOX“ – eine Reminiszenz an die römische Göttin der Nacht – setzt konsequent auf die Anfertigung von individuellen Abendkleidern mit exklusiver Note und besonderer Ästhetik.

Es sind nicht nur, aber auch, die dreidimensionalen Effekte, die die Roben von Anett Krause so besonders machen.
Es sind nicht nur, aber auch, die dreidimensionalen Effekte, die die Roben von Anett Krause so besonders machen. © Bernd Hentschel

Dass sich die 41-Jährige gerade für diese Spezialisierung entschieden hat, hat einen ganz bestimmten Grund. „Dresden ist eine Stadt der Kunst und Kultur. Da passen Abendkleider sehr gut“, sagt Krause. Leicht war der Start in die Selbstständigkeit trotzdem nicht. „Es ist zwar ein Vorteil, dass Dresden im Modebereich nicht so überlaufen ist wie andere Städte. Dennoch zählt eine Gründung in dieser Branche zu den schwersten überhaupt, weil es ja schon alles gibt“, sagt die Designerin.

Obwohl sie das von Anfang an wusste, kam nach ihrem Studienabschluss mit Auszeichnung kein anderer Karriereweg infrage. „Ich wollte nicht in einem großen Konzern arbeiten, weil dort in der Regel vieles in Fernost hergestellt wird, was mich vor allem mit Blick auf den Arbeitsschutz und die Kinderarbeit stört“, sagt sie. Auch deshalb lautet in ihrem Ende 2015 gegründeten Unternehmen der im Textilbereich inzwischen ungewöhnliche Slogan: Made in Saxony. „Alle Arbeitsschritte erfolgen in Sachsen. Und selbst die Materialien kommen aus dem Freistaat, zum Beispiel von Stoffherstellern aus dem Erzgebirge“, sagt die Designerin und fügt an: „Das funktioniert natürlich nur, wenn man sich mit der Kleidung abhebt und diese dann einen entsprechenden Preis hat.“ In diesem Sinne verkauft Anett Krause Kleider aus Samt und Seide, die jedes für sich ein kleines Kunstwerk darstellen. Die Preise sind gehoben, aber nicht unerschwinglich. So gibt es einen aus Seidentop und -rock bestehenden Zweiteiler bereits ab 450 Euro, während sich aufwendige Ballkleider für Anlässe wie den Semperopernball im vierstelligen Bereich bewegen. „Solche Kleider brauchen aber genügend Vorlauf. Acht Wochen sind das Minimum“, sagt Krause, die von ihren Kunden noch lange nach dem Kauf positives Feedback bekommt. „Auch wenn sich manche Leute das Geld zusammensparen müssen, schreiben sie mir später oft, dass es eine gute Investition war, weil das Kleid wie eine zweite Haut sitzt.“

Gründerinnenpreis

Seit 2008 werden erfolgreiche Unternehmerinnen aus Sachsen mit dem Sächsischen Gründerinnenpreis ausgezeichnet. Ziel des jährlich vergebenen Preises ist es, die Existenzgründung von Frauen in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.

Die Bewerbungsphase für den „Sächsischen Gründerinnenpreis 2018“ startet am 1. August 2017. Weitere Informationen und die Bewerbungsmodalitäten gibt es zeitnah unter www.saechsischer-gruenderinnenpreis.de.

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Eine besondere Spezialität von Krause ist seit Studienzeiten die Gestaltung von Oberflächen. So erzielt sie dreidimensionale Effekte, indem sie Stoffe erst in Stücke schneidet und dann verflechtet oder es durch Falttechniken schafft, ähnlich wie bei einer Fischschuppe, zum Beispiel bei silbernen Kleidern graue Elemente durchschimmern zu lassen.

Fünf Kollektionen hat sie bisher auf den Markt gebracht, und ständig kommen weitere hinzu. „Pro Jahr entwerfe ich zwei neue Kollektionen, was notwendig ist, um im Geschäft zu bleiben“, sagt die 41-Jährige. Als neuestes Projekt hat sie Taschen kreiert, auf denen die Grundrisse von bekannten Städten zu sehen sind. Dresden gibt es bereits. Paris und Venedig sollen bald folgen. Anders als die Kleider, kann sie diese in größeren Stückzahlen über das Internet verkaufen. Der Preis liegt bei etwa 200 Euro. „Demnächst wird es einen Online-Shop geben“, sagt sie.

Sowohl für die Taschen als auch für die Kleider wächst der Kundenstamm stetig. „Ich habe zwar die meisten Kunden in Dresden und Sachsen, es waren aber auch schon welche aus Hamburg oder der Schweiz dabei“, sagt Krause. „Eine Durststrecke gab es nie. Da ich mir bereits im Studium ein Netzwerk aufgebaut hatte, hatte ich vom ersten Tag an Kunden“, sagt die Designerin.

Dennoch macht sie keinen Hehl daraus, auf mehreren Standbeinen zu stehen. „Man sagt, dass man etwa sieben Jahre benötigt, um vollständig von der Mode leben zu können. Ich bin deshalb zusätzlich noch als Dozentin an meiner früheren Fachhochschule tätig.“

Obwohl Anett Krause für ihre Arbeit Feuer und Flamme ist, ist es ein mühsamer Weg. Oft steht sie bis 22 Uhr in ihrem Atelier und arbeitet nicht selten auch die Wochenenden durch. Umso wichtiger ist es ihr, von Zeit zu Zeit mal rauszukommen und sich mit anderen auszutauschen. Eine gute Gelegenheit dafür war in diesem Jahr der Gründerinnenpreis des Freistaates Sachsen, für den sie nominiert war. „Mir ging es in erster Linie gar nicht um den Gewinn des Preises. Wertvoller waren die Gespräche mit den anderen Gründerinnen.“Ihren Studentinnen, die sich auch selbstständig machen wollen, rät sie: Lernt viel, damit ihr fachlich top seid, und eignet Euch ein gutes Zeitmanagement an: Organisation ist alles.