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Asylbewerber verlassen Dörfer

Der Landkreis will die Wohnungen für Flüchtlinge in der Nikopoler Straße aufgeben. Und nicht nur dort.

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© Sebastian Schultz

Von Antje Steglich

Zeithain. Die Unterbringung von Flüchtlingen in der Nikopoler Straße gehört bald der Vergangenheit an. Seit Ende 2014 wohnen in den Neubaublöcken Asylbewerber, doch mit den sinkenden Zuwanderungszahlen will der Landkreis jetzt die Unterkünfte deutlich zurückfahren. Wird das Unterbringungskonzept am Donnerstag vom Kreistag verabschiedet, würden die Flüchtlinge deshalb nicht nur aus Zeithain wegziehen, sondern auch aus beinahe allen anderen Kommunen im Altkreis Riesa.

Bald leer: Der Betreibervertrag im TGZ Glaubitz läuft im Oktober 2017 aus.
Bald leer: Der Betreibervertrag im TGZ Glaubitz läuft im Oktober 2017 aus. © Sebastian Schultz
Schon leer: Das Elektrolager Zeithain schloss als Unterkunft im August.
Schon leer: Das Elektrolager Zeithain schloss als Unterkunft im August. © Sebastian Schultz
Schon leer: Seit dem Frühsommer wohnen keine Flüchtlinge mehr im FTZ.
Schon leer: Seit dem Frühsommer wohnen keine Flüchtlinge mehr im FTZ. © Sebastian Schultz

Nur in Gröditz, der Röderaue und in Riesa sollen ab 2018 insgesamt noch 1 077 Plätze zur Verfügung stehen. Zurzeit leben laut Landratsamt 941 Asylbewerber im Altkreis – die meisten in Riesa, Gröditz und Zeithain. Nachdem bereits die Unterkunft im Feuerwehrtechnischen Zentrum in Glaubitz und im ehemaligen Elektrolager in Zeithain aufgelöst wurde, will der Landkreis noch in diesem Jahr auch die Asyl-Wohnungen in Nünchritz, Stauchitz und teilweise in Strehla abstoßen. Später unter anderem auch die in der Nikopoler Straße in Zeithain. Doch obwohl es anfangs große Diskussionen und stürmische Bürgerversammlungen gegeben hat, wird das nun durchaus kritisch gesehen.

„Eine Lösung wie in der Nikopoler Straße ist vielleicht die bessere Unterbringung als in einem Heim. Aber das ist meine persönliche Meinung“, sagte Zeithains Bürgermeister Ralf Hänsel (parteilos) mit Blick auf die großen zentralen Unterkünfte zum Beispiel in Riesa. Denn mehrere Wohnungen an einem Standort würden einerseits die Betreuung erleichtern, andererseits genug Privatsphäre bieten. „Diese Mischvariante funktioniert ja auch in Gröditz scheinbar gut“, so Ralf Hänsel. Er lobt zudem das Engagement von Diakonie und Sprungbrett. Die haben zusammen viele Projekte in dem Neubaugebiet angestoßen, die für Zeithainer und Flüchtlinge gleichermaßen gedacht waren. Dass es nun beispielsweise kein Quartiersmanagement mehr gibt, bedauert er deshalb.

Viele Wohnungen für Flüchtlinge werden frei

Glaubitz: Das TGZ als Gemeinschaftsunterkunft schließt bis Oktober 2017.

In Gröditz leben Flüchtlinge derzeit in 39 Wohnungen, 38 sollen bleiben.

Hirschstein hat zurzeit vier Asyl-Wohnungen, ab 2018 keine mehr.

Nünchritz: Die elf Wohnungen für Flüchtlinge fallen noch 2016 weg.

Riesa stellt zurzeit 147 Wohnungen und zwei Gemeinschaftsunterkünfte, 2018 sollen es 115 Wohnungen und drei große Unterkünfte sein.

Röderaue: Die eine Asyl-Wohnung hat auch über 2018 Bestand.

Stauchitz: Die zwei Wohnungen für Flüchtlinge fallen noch 2016 weg.

Strehla: Die aktuell zwölf Wohnungen werden ab 2017 auf sieben, ab 2018 auf null runtergefahren.

Wülknitz: Die aktuell sechs Wohnungen fallen ab 2018 weg.

Zeithain: Die 27 Wohnungen fallen ab 2018 weg.

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„Vom Landkreis wurde uns gesagt, dass Zeithain kein Schwerpunkt mehr ist. Deshalb haben wir die Sozialarbeit Stück für Stück zurückgefahren“, erklärte Sprungbrett-Chef Andreas Näther. Fahrradwerkstatt, mobiler Spielplatz oder die Dorfrundgänge „Talk & Walk“ gibt es nicht mehr – obwohl gerade das für Näther Erfolgsrezepte für eine gelungene Integration sind, weil hier Anwohner und Flüchtlinge ganz zwanglos zusammenkommen können. Nun sei man zwar noch in Kontakt, aber nicht mehr regelmäßig vor Ort wie in den vergangenen eineinhalb Jahren. „Dabei wäre in dem Wohngebiet mobile Jugendarbeit nötig – unabhängig davon, wie viele Asylbewerber dort wohnen“, ist sich Andreas Näther sicher. Zurzeit ist sein Verein noch für das Quartiersmanagement in Riesa-Weida und -Merzdorf zuständig.