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Anstehen für die Westtangente

Die Linksabbieger-Ampel auf der Neusalzaer Straße schaltet nur kurz auf Grün. Viele Autofahrer sind verärgert – und nehmen lieber gleich den Weg durchs Zentrum.

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© Uwe Soeder

Von Marleen Hollenbach

BAutzen. Schon wenn er sich der Ampel nähert, bekommt Matthias Kunath schlechte Laune. Der Bautzener weiß, was ihn jetzt erwartet. Vom Oberland kommend möchte er an der Kreuzung Neusalzaer Straße und Zeppelinstraße einfach nur links auf die Westtangente abbiegen. Doch das kann dauern. Vor ihm stehen bereits zwei Autos dazu noch ein Laster. „Es muss nur einer spät reagieren, dann komme ich nicht mit einem Mal drüber“, sagt er.

Tatsächlich schaltet die Ampel für Linksabbieger gerade einmal 15 Sekunden auf Grün. Drei Autos schaffen es, der Vierte biegt bei Gelb, der Fünfte schon fast bei Rot ab. Deutlich entspannter sieht es auf der Spur aus, die geradeaus über die Zeppelinstraße führt. Immerhin dauert die Grünphase dort mehr als 30 Sekunden. Autofahrer haben also doppelt so viel Zeit.

Schneller durchs Zentrum

Dass nicht jede Ampel gleich ist und sich die Grünphasen unterscheiden, weiß auch Matthias Kunath. Doch an dieser Stelle ärgert es ihn besonders. Entscheidet sich doch genau dort, ob die Autofahrer die Westtangte und damit Bautzens Ortsumfahrung nutzen oder ob sie den Weg durch die Innenstadt wählen. „Die Stadt möchte, dass möglichst viele Autofahrer ums Stadtzentrum herumfahren. Warum macht sie es ihnen dann so schwer“, fragt er. Sieht Kunath schon von Weitem, dass sich auf der Linksabbiegerspur ein Auto an das andere reiht, dann nimmt er lieber den Weg durch die Stadt. „Da komme ich am Ende schneller. Das kann doch nicht so gewollt sein“, meint er. Der Bautzener erzählt, dass er sich mit diesem Problem schon an die Stadtverwaltung gewandt hat. Doch eine Antwort habe er bislang nicht erhalten.

Tatsächlich wird die Westtangte deutlich weniger genutzt, als zunächst angenommen. Nach der Öffnung der Strecke im Jahr 2013 rechneten die Verkehrsplaner noch mit 12 000 bis 17 000 Fahrzeugen täglich. Zwar belegen neuere Untersuchungen, dass immer mehr Autofahrer die Ortsumgehung nutzen. Doch an die Erwartungen von einst kommen die Zahlen nicht heran. Zuletzt ermittelte die Stadt, dass pro Tag 9 500 Fahrzeuge über die Strecke rollen. Die Zahl stammt aus dem Jahr 2016. Neuere Messungen gibt es nicht.

Bei der Bautzener Stadtverwaltung weiß man: Die problematische Ampelschaltung hat auch etwas mit der Baustelle an der Zeppelinstraße zu tun. Dort werden gerade die Bahnbrücke und die darunterliegende Straße erneuert. Deshalb ist die Strecke derzeit eine Sackgasse. Die meisten Autofahrer, die aus Richtung Autobahn auf der Westtangente zu der besagten Kreuzung kommen, wollen deshalb nicht die Zeppelinstraße geradeaus und damit in eine Sackgasse fahren, sondern nach links auf die Neusalzaer Straße abbiegen. Für diese Autofahrer hat die Stadt die Grün-Phase verlängert. Gleiches könne man aber nicht einfach für die Linksabbieger in Richtung Westtangente tun, erklärt Matthias Almert, der bei der Stadt die Abteilung Ordnung und Verkehr leitet. Denn das ließe sich nicht mit den anderen Ampeln koordinieren. „Unter Normalbedingungen funktioniert die Regelung auch“, meint er.

Grüne Welle mit Zwischenstopp

Dabei ist die kurze Grün-Phase der Linksabbieger-Ampel nicht das einzige Problem. Seit der Eröffnung der Westtangente wünschen sich Autofahrer eine Grüne Welle. Denn das Durchfahren mit einem Rutsch ist auf Bautzens Ortsumfahrung nicht möglich. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Nicht alle Ampeln sind aufeinander abgestimmt. Das zuständige Landesamt für Straßenbau und Verkehr erklärte schon kurz nach der Eröffnung der Strecke, woran das liegt. Der Abschnitt zwischen den Kreuzungen vor dem Tunnel und vor der neuen Spreebrücke sei zu lang, um eine einzige Grüne Welle auf der gesamten Westtangente realisieren zu können.

Deshalb hat man die Grüne Welle in zwei Abschnitte geteilt. So kommen Autofahrer aus Richtung Autobahn theoretisch bis in den Tunnel, ohne anhalten zu müssen. Die Ampeln zwischen Autobahn und der Unterführungen wurde aufeinander abgestimmt. Doch Schluss ist spätestens an der Kreuzung Neustädter Straße kurz vor der Spreebrücke. Dort müssen Autofahrer warten. Danach beginnt eine zweite Grüne Welle bis zum Ende der Westtangente.