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Altes Wappen, neuer Glanz

Ein Wappen Augusts des Starken bekommt Farbe. Dabei war die Krone des Medusentors der Festung Königstein wohl ursprünglich gar nicht so bunt.

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© Dirk Zschiedrich

Von Katharina Klemm

Königstein. Vorsichtig trägt die behandschuhte Hand mit dem Pinsel eine weitere Schicht Ölfarbe auf. Tina Dömling ist konzentriert. Schließlich hat die Restauratorin aus Dresden ein fast 300 Jahre altes Bauwerk vor sich. Sie hockt auf einem Baugerüst, über sich eine vor Regen schützende Plane, vor sich die Torbekrönung des sogenannten Medusentors an der Westbebauung der Festung Königstein. Benannt ist es nach der Medusa auf dem Schlussstein des Torbogens.

Bei einer Begutachtung hatte sie mit ihrem Kollegen Dawid Wardak festgestellt, dass einige Sandsteinteile am Tor locker sind und runterzufallen drohen. Um die Sicherheit für Besucher weiter gewährleisten zu können, müssen die Schäden behoben werden. Daran arbeiten die beiden Restauratoren nun seit Mai. Bereits abgebrochene Teile haben sie wieder angeklebt, Risse gekittet und den dunkel patinierten Sandstein gereinigt. Für beide Restauratoren ist die Festung Königstein kein unbekannter Arbeitsort. Der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) beauftragte sie bereits damit, die Wandmalereien im Zeughaus zu restaurieren und den Abdruck einer alten Klosterpforte anzufertigen.

Jetzt ist das Medusentor dran. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Bekrönung des Tores. Sie zeigt das polnisch-litauische Königswappen mit dem kursächsischen Wappen, das die 1697 unter August dem Starken hergestellte sächsisch-polnische Union repräsentiert. Auf dem Stein waren noch Farbreste zu sehen, erklärt Tina Dömling. In Abstimmung mit der Denkmalpflege entschied man, die Farbgebung nach heraldischen Vorgaben zu erneuern. Dafür recherchierten die Restauratoren, wie das Wappen aussah und fertigten auf dieser Grundlage mehrere Farbvarianten an. Wie das Wappen letztendlich tatsächlich gestaltet wird, besprechen die beiden während des Arbeitsprozesses mit ihren Auftraggebern und den Denkmalbehörden.

Farbenspiel in der Abendsonne

Die Umrandung des Wappens, die sogenannte Kartusche soll jedoch naturfarben bleiben. „Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Wappen in der Mitte“, sagt Tina Dömling. Das soll bald in Rot, Blau und Gold erstrahlen – genauso wie die Krone, die auf der Kartusche platziert ist. Interessant ist: Die Farbreste sind gar nicht so alt. Sie stammen etwa aus den 1970er-Jahren, sagt die Restauratorin. Ursprünglich sei das Wappen wohl nicht farbig gewesen, vermutet sie. Warum erhält man es also farbig? Agnes Harnisch, zuständige Sachbearbeiterin beim SIB erklärt, dass Denkmalpflege auch bedeute, verschiedene Geschichtsschichten zu erhalten. Daher werde man auch diese etwa 50 Jahre zurückliegende Schicht als Historie betrachten und für die Nachwelt konservieren.

Die beiden Restauratoren haben die Arbeit fast geschafft. Ende August wollen sie mit dem Tor komplett fertig sein. Festungs-Geschäftsführerin Angelika Taube freut sich bereits darauf, wie das Wappen dann täglich in der Abendsonne leuchten wird. Und das für die nächsten 40 bis 50 Jahre. Solange soll die Farbe Tina Dömling zufolge halten. Wichtig dafür sei, den Sandstein mit der Farbe richtig abzudecken. Sonst könne Wasser eindringen. Fünf Schichten Ölfarbe tragen sie und ihr Kollege daher auf. Von der Kraft der Farben können sich bald auch die Besucher überzeugen.