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Alle wollen viel Geld investieren

Die Stadt- und Gemeindekassen sind anständig gefüllt, vor allem aber die von Land und Bund. Weshalb die Bürgermeister auf eine ordentliche Förderung ihrer Bauvorhaben hoffen.

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© Norbert Millauer

Radebeul will endlich den mittleren Abschnitt der Meißner Straße angehen.

Bert Wendsche (parteilos), Oberbürgermeister von Radebeul
Bert Wendsche (parteilos), Oberbürgermeister von Radebeul © privat
Frank Neupold (parteilos), Oberbürgermeister von Coswig
Frank Neupold (parteilos), Oberbürgermeister von Coswig © Thomas Kube
Michaela Ritter (parteilos), Bürgermeisterin von Radeburg
Michaela Ritter (parteilos), Bürgermeisterin von Radeburg © Thomas Kube
Siegfried Zenker (CDU), Bürgermeister von Weinböhla
Siegfried Zenker (CDU), Bürgermeister von Weinböhla © priivat
Jörg Hänisch (parteilos), Bürgermeister von Moritzburg
Jörg Hänisch (parteilos), Bürgermeister von Moritzburg © privat

Herr Wendsche, was sind die wichtigsten Vorhaben für die Stadt Radebeul 2018?

Die großen Themen 2018 ranken sich um den Dreiklang Hochwasser-schadensbeseitigung – Hauptstraßennetz – Bildung. Bei der Hochwasserschadens-beseitigung steht insbesondere der Fortgang des Ausbaus der Kottenleite im Fokus. Im Hauptstraßennetz wären Kiefern-, Forst-, Emil-Schüller-Straße sowie Gerhart-Hauptmann-Straße/Mittlere Bergstraße zu nennen und im Bildungsbereich der Anbau an das Luisenstift, die weitere Bauvorbereitung der Neubauten Schillerhort und Hort Oberlößnitz sowie die Wettbewerbsentscheidung über die neue Oberschule Kötzschenbroda.

Ein weiteres großes Vorhaben ist zudem die Realisierung des zweiten Bauabschnitts beim Bootshaus. Und im Stadtgrün die Sanierung und Erweiterung des Karl-May-Hains.

Es gab 2017 beim Straßenbau viele Verzögerungen. Wie soll das 2018 vermieden werden, besonders beim großen Bauvorhaben Meißner Straße?

Im Straßenbau werden wir leider auch künftig vor „Überraschungen“ im Untergrund nicht gefeit sein. Wir werden versuchen, dies noch besser in der Planung zu berücksichtigen. Keine Baufirma zieht eine Maßnahme absichtlich in die Länge.

Bei der Meißner Straße im Abschnitt Rennerbergstraße – Dr.-Külz-Straße kann der Baubeginn aufgrund anhängiger Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss derzeit leider noch nicht terminiert werden. Wir stehen jedenfalls mit unseren Partnern von den Dresdner Verkehrsbetrieben in den Startlöchern, die Umleitungsstrecken sind vorbereitet.

Für junge Familien werden dringend Wohnungen gebraucht. Wann startet das städtische Bauvorhaben Kötitzer Straße?

Im gesamten Stadtgebiet werden auch im kommenden Jahr durch Investoren zahlreiche Wohnungen neu gebaut. Das städtische Areal „ehemaliger Sportplatz Kötitzer Straße“ hat demgegenüber den Charakter einer Stadterweiterung. Umso umfangreicher sind daher die notwendigen Vorarbeiten, die zu leisten sind. Durch die Fertigstellung der Hochwasserschutzmaßnahme Naundorf soll im kommenden Jahr in Abstimmung mit dem Landkreis überhaupt erst einmal eine Bebauung ermöglicht werden.

Derzeit ist das Territorium ja noch Überschwemmungsgebiet. Erst nach der Entscheidung können wir in die Bebauungsplanung einsteigen. In dem Gebiet sollen zukünftig genossenschaftliche, private und städtische Vorhaben miteinander koordiniert werden.

Coswig steckt gehörig was in Schulen und Kindergärten.

Herr Neupold, was sind die wichtigsten Vorhaben für die Stadt Coswig 2018?

Unser neuer Doppelhaushalt sieht einen starken Anstieg bei den Investitionen vor, auf 4,8 Millionen Euro in diesem Jahr und sogar 8,7 Millionen Euro im Jahr 2019. 48 Prozent, fast die Hälfte davon, gehen in den Schul- und Kitabereich. Die Brandschutzarbeiten an der Oberschule Kötitz werden zu Ende geführt. Gemeinsam mit der Stadt Radebeul schaffen wir eine neue Kita mit 100 Plätzen, davon 36 für Coswig. Und an der Grundschule Mitte entsteht ein Erweiterungsbau für die Musikschule, für die es aufgrund der vielen Grundschüler im Schulgebäude langsam eng wird.

Wie steht es um den Neuaufbau des Sörnewitzer Sportlerheims, wird es dort eine Vier-Bahnen-Kegelanlage geben?

Ja, das ist geplant. Trotz Versicherung wird dieser Brand die Stadt Coswig sehr viel Geld kosten: 620 000 Euro zusätzlich zur Versicherungssumme sind für den Wiederaufbau des Vereinsgebäudes, einschließlich der baulichen Hülle für eine Vier-Bahn-Kegelanlage, eingeplant. Die Kegelbahnanlage selbst wird durch den Sportverein Motor Sörnewitz e.V. beschafft. Dafür versuchen wir auch noch Fördermittel zu akquirieren. Denn den heutigen Anforderungen – des Baurechts, der Technik und der Nutzer gleichermaßen – genügt ein Bau wie der abgebrannte aus dem Jahr 1975 in keinerlei Hinsicht.

Sind noch andere Investitionen auf sportlichem Gebiet geplant?

Ja. Darüber wird jedoch erst mit dem Stadtrat im Rahmen der Haushaltsberatung zum Doppelhaushalt 2018/2019 beraten, so dass diese noch nicht verraten werden.

Was kann die Stadt tun, damit solche ruinösen Gebäude wie Sachsenwelle, Mohnsches Gut oder das Haus Prasseweg 9, einst als Asylunterkunft geplant, saniert werden oder verschwinden?

Diese Frage bewegt die Öffentlichkeit verständlicherweise ständig. Es ist aber so, dass ungenutzte oder ruinöse Gebäude zwar das Stadtbild trüben – aber wenn sie der Stadt nicht gehören, haben wir weder das Recht noch gar eine Pflicht, dort einzugreifen. Es sei denn, von einem Objekt gehen Gefahren für die Allgemeinheit aus. Dann werden wir selbstverständlich sofort aktiv, wenn wir davon Kenntnis erhalten. Was wir tun können und laufend aktiv tun, ist die Kontaktpflege zu den Eigentümern und Beratungsangebote unserer städtischen Wirtschaftsförderung, zum Beispiel über Fördermöglichkeiten für eine Sanierung oder neue gewerbliche Nutzungen oder eventuell auch Abriss. Oder wir geben ihnen Beratung und Unterstützung bezüglich der denkmalpflegerischen Forderungen.

Beim Mohnschen Gut sind wir ebenfalls mit dem Investor in ständigem Kontakt. Es ist vereinbart, dass er in der ersten Hälfte dieses Jahres einen tragfähigen Sanierungsvorschlag vorlegt.

In Radeburg sollen das neue Feuerwehrhaus in Großdittmannsdorf fertig gebaut und die Sporthalle der Oberschule saniert werden.

Frau Ritter, was sind die wichtigsten Vorhaben für die Stadt Radeburg 2018?

Wir haben eine Reihe von Baumaßnahmen geplant bzw. bereits begonnen, diese wollen wir zu Ende bringen, auch um bereitstehende Fördergelder optimal zu nutzen. Dazu gehören u. a. der Trinkwasser- und Straßenbau „Röderaue“, der Neubau des Feuerwehr-Gerätehauses Großdittmannsdorf und die Ortsdurchfahrt Volkersdorf. Für das Heimatmuseum Radeburg sind vor der Wiedereröffnung konzeptionelle Arbeiten nötig. Weiterhin stehen die Turnhalle an der Oberschule Radeburg sowie die Planungen für den Ersatzneubau der Kita Sophie Scholl auf unserer Agenda.

Das Stadtarchiv ist saniert, das Heimatmuseum auch fast. Der Drogeriemarkt ist eröffnet und der Straßenbau in Volkersdorf gestartet. Was hätten Sie gern noch zu dieser Liste hinzugefügt? Und was stand dem entgegen?

Zuerst einmal möchte ich festhalten, dass sehr vieles geschafft wurde. Man vergisst ab und an, auch einmal Rückschau zu halten. In Ihrer Aufzählung fehlt der Breitband-Ausbau, der zum Ende des Jahres in allen Ortsteilen fertiggestellt wurde -– für uns ist dies ein wesentlicher Standortfaktor. Für die bereits genannte Straße „Röderaue“ stehen Fördermittel aus dem Programm „Brücken in die Zukunft“ zur Verfügung, die 2017 zum Einsatz kommen sollten. Leider haben wir auf die Ausschreibung keine Angebote von Baufirmen erhalten, sodass wir den Neubau der Trinkwasserleitung verschieben mussten. Die Brücke „Meißner Straße“ in Radeburg sollte ebenfalls saniert werden, dafür kam allerdings kein Zuwendungsbescheid.

Am Hofwall sollen 32 Wohnungen für Familien entstehen. Die Stadt plant ein Neubaugebiet mit bis zu 40 Eigenheimen. Etwa die gleiche Anzahl könnte Am Heroldstein entstehen. Reichen dafür künftig die Kapazitäten der Kindertagesstätten und Schulen?

Dies ist eine berechtigte Frage, mit der wir uns verwaltungsintern gerade befassen. Nicht alle Vorhaben werden allerdings gleichzeitig zur Umsetzung kommen, dies wird sich über mehrere Jahre erstrecken. Endgültige Hochrechnungen liegen uns noch nicht vor, ich gehe aber von einer erhöhten Nachfrage nach Betreuungsplätzen aus, die wir mit entsprechenden Angeboten untersetzen werden. Und wir dürfen nicht vergessen, dass die Stadt Radeburg bis vor wenigen Jahren noch eine „schrumpfende“ Stadt war – also Einwohnerverluste zu verzeichnen hatte. Diese Entwicklung ist zum Stillstand gekommen, auch weil wir mehr Zuzug zu verzeichnen haben, der natürliche Defizite ausgleicht.

Die Weinböhlaer nehmen sich Fußwege an Hauptstraßen und die Straßenbahnhaltestelle der Linie 4 vor.

Herr Zenker, was sind die wichtigsten Vorhaben für die Gemeinde Weinböhla 2018?

Wir wollen 2018 Gemeindestraßen wie die Spitzgrundstraße und Reichsstraße sanieren. Im Oberdorf soll die Nahversorgung gesichert werden. Auf der Brückenstraße und der Moritzburger Straße wird schon ab diesem Jahr die Fahrbahn erneuert und in dem Zusammenhang möchten wir gleich die Fußwege instand setzen.

Wir wollen die Straßenbahnendhaltestelle weiter aufwerten – elektronische Abfahrtstafel und Fahrgastunterstände gibt es bereits, der Wartestreifen soll noch befestigt werden, ein Fahrkartenautomat muss auch noch kommen. Wir wollen die Grundschule funktional erweitern, der Tennenausbau als Fahrraderlebniswelt ist geplant und am Ratsweinberg soll es vorangehen mit dem Sanieren der Trockenmauern.

Welche Perspektiven sind für den Wohnungsbau noch vorhanden?

Da wollen wir den Bebauungsplan „Schindlerstraße“ als neuen Wohnstandort zur Baureife führen. Der Bebauungsplan „Dresdener Straße/Schwarzer Weg“ soll ebenso zur Baureife geführt werden. Die Bebauungsplanung im Bereich „Forststraße/Am Vogel“ soll begonnen werden, um die für diesen Standort gebotene maßvolle städtebauliche Entwicklung zu ermöglichen. Bei allen B-Plänen soll der durchgrünte Charakter der Gemeinde erhalten bleiben.

Gibt es weitere Möglichkeiten, das Ortszentrum um Zentralgasthof und Kirche aufzuwerten?

Wir stellen gerade den Ausbau des zweiten Obergeschosses für die Bibliothek und des dritten Obergeschosses als Vereinsbereich fertig. Dadurch rückt der Zentralgasthof noch mehr in das Leben der Weinböhlaer und verleiht dem Ortskern eine noch größere Lebendigkeit.

Was wird mit den bisherigen Räumen der Bibliothek?

Diese Räumlichkeiten stehen dem KIZ für die wertvolle Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung.

In Moritzburg will die Gemeinde in Kinderhaus und Schule investieren.

Herr Hänisch, was sind die wichtigsten Vorhaben für die Gemeinde Moritzburg 2018?

Für Moritzburg stehen größere Investitionen nach innen und nach außen an. Sozusagen in Köpfe und in Beton. Mit dem Eintritt unserer Hauptamtsleiterin Jutta Kochta Anfang 2018 in den wohlverdienten Ruhestand beginnt der große altersbedingte Wechsel in der Mitarbeiterschaft. Deshalb arbeiten wir zurzeit gemeinsam mit einem externen Unternehmen an einer neuen Personalstruktur. Ziel ist es, gemeinsam mit den Mitarbeitern der Verwaltung und durch Neueinstellungen die Moritzburger Gemeindeverwaltung fit zu machen für künftige Aufgaben und die neuen Herausforderungen des kommunalen Alltags.

Im Bereich der Investitionen nach außen stehen drei Großvorhaben für die jungen Einwohner an. Wenn alles gut geht, ist im Herbst Baustart für das Kinderhaus in Boxdorf. Der Kinderland Sachsen e.V. wird mit dem Um- und Anbau der Freien Celestin-Freinet-Grundschule in Friedewald beginnen. Und auch der Anbau für die Kurfürst-Moritz-Oberschule soll starten.

Mit dem beschlossenen Auftrag zur Erstellung einer Ortsentwicklungskonzeption wird das neue Jahr auch wieder gut gefüllt sein mit Workshops in allen Ortsteilen. Denn Ziel muss und wird es sein, die Einwohnerinnen und Einwohner unserer Gemeinde gemeinsam mit den Gemeinde- und Ortschaftsratsgremien von Anbeginn in den Prozess der Ortsentwicklung aktiv einzubinden.

Die Dreizügigkeit der Kurfürst-Moritz-Oberschule ist genehmigt. Wann sollen die benötigten zusätzlichen Räume fertig sein?

Das Raumprogramm für den geplanten Erweiterungsbau steht und der Fördermittelantrag ist eingereicht. Noch gibt es auf diesen aber keine Reaktion. In den nächsten Wochen soll nun die Entscheidung fallen, ob der Anbau massiv oder aus Modulen errichtet werden soll. Die Bauzeit ist abhängig von der Art der Bauweise. Der Baustart könnte im Herbst sein.

Nicht nur für die Moritzburger Feuerwehrleute ist der Bau eines neuen Gerätehauses in diesem Ortsteil von Interesse. Wie weit ist die Suche nach einem Standort und wann könnte der Bau beginnen?

Anfang 2018 soll zunächst die Standortentscheidung fallen, dann können zügig nach der Haushaltplangenehmigung die Planungsaufträge vergeben werden. Wenn alles gut läuft, soll bis zum Herbst der Fördermittelantrag eingereicht werden. Abhängig von der Sicherstellung der Gesamtfinanzierung ist der Baustart dann im Jahr 2019 vorgesehen.