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Ärzte-Netzwerk holt neue Mediziner nach Görlitz

Eine Ecuadorianerin arbeitet im Carolus-Krankenhaus auf Probe, eine Ärztin aus der Ukraine will nach Vierkirchen – erste Schritte auf einem langen Weg.

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© dpa

Von Steffen Gerhardt

Es ist ein langer Weg: Wer heute sein Abitur in der Tasche hat, kann erst in elf, zwölf Jahren als Arzt seine eigene Praxis eröffnen. „Das sollten wir immer vor Augen haben, wenn wir junge Ärzte in die Oberlausitz holen wollen“, sagte Hans-Joachim Tauch gegenüber den Nieskyer Stadträten. Der Netzmanager der Ärzte-Netz Ostsachsen GbR informierte die Abgeordneten, wie engmaschig das Ärztenetzwerk bereits verflochten ist.

Inzwischen zählt die vor drei Jahren mit zwölf niedergelassenen Ärzten gegründete Gesellschaft 25 Mitglieder. Sie setzen sich aus Haus- und Fachärzten aus den Landkreisen Görlitz und Bautzen sowie dem Medizinischen Versorgungszentrum Rothenburg zusammen. Das anspruchsvolle Ziel lautet: die Optimierung einer interdisziplinären, kooperativen medizinischen Betreuung und Versorgung von Patienten. Dazu zählen unter anderem die Verbesserung der Kommunikation und Kooperation der Ärzte sowie die Förderung niederlassungswilliger Haus- und Fachärzte. Einen ersten Erfolg kann Hans-Joachim Tauch vorweisen: Innerhalb von zwei Monaten bekam das Netzwerk Anfragen von acht Ärzten, die ihre berufliche Zukunft in Ostsachsen sehen. Unter ihnen sind aber nur zwei Deutsche. „Damit haben wir mehr Anfragen, als Assistenzstellen zur Verfügung stehen“, erläutert Hans-Joachim Tauch. Denn bevor die Bewerber selbst praktizieren können, müssen sie nach ihrem Studium und Praxisjahr eine Weiterbildung durchlaufen, die sich über fünf Jahre erstreckt. Hierbei bringt sich das Ärztenetzwerk ins Spiel – als Kooperationspartner für die Krankenhäuser und als Anlaufstelle für Absolventen der Medizin. So arbeitet seit einem Monat Leslie Michelle Correa-Gomez aus Ecuador aus der Inneren im Görlitzer St. Carolus-Krankenhaus, und in Vierkirchen will sich eine Ukrainerin als Kinderärztin niederlassen.

Ein zarter Ansatz, um dem Ärztemangel entgegenzuwirken. Dieser ist weiter akut. Hans-Joachim Tauch nannte die Zahl der Ärzte, die bereits über 58 Jahre sind. Im Versorgungsgebiet Weißwasser, das dem Altkreis gleichzusetzen ist, sind neun Ärzte über diesem Alter, in Niesky elf und in Görlitz zehn Mediziner. Das heißt, in den nächsten Jahren müssen sie durch neue und jüngere Kollegen ersetzt werden, damit die ärztliche Versorgung der Bevölkerung weiter gewährleistet ist.

Also müssen Ärzte aufs Land gelockt werden. Ein Mittel dazu ist eine Imagekampagne, die das Ärztenetzwerk angeschoben hat. Begleitet mit einem Video, das die Vorzüge der Oberlausitz für Mediziner und ihre Familien zeigt. Auf Youtube haben es die dreieinhalb Minuten schon zu 1 635 Aufrufen geschafft. An die Stadträte gewandt, sagte Hans-Joachim Tauch: „Wir müssen positiv reden, dann kommen die Ärzte.“ Denn auch Niesky hat das Problem, dass Praxen aus Altersgründen schließen und eine Weiterführung oft fraglich ist. Dennoch wird es zum 1. Oktober eine Neueröffnung in Niesky geben, so Tauch.

Der Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen Sachsen hat dazu Fördermaßnahmen beschlossen, die es Ärzten schmackhaft machen sollen, aufs Land zu ziehen. Ein Investitionskostenzuschuss beziehungsweise die Gewährung eines Mindestumsatzes zählen dazu. Bedarf sieht der Landesausschuss aufgrund der Unterversorgung bei den Hausärzten im Bereich Niesky bei vier Stellen, in Rothenburg, Weißwasser und Bad Muskau jeweils bei zwei Stellen.

Als nächste Aufgabe zählt Hans-Joachim Tauch die Schaffung eines Weiterbildungsverbundes auf. Ziel soll eine Koordinierungsstelle sein, die Kliniken und Weiterbildungspraxen zusammenbringt. Dazu unterschreiben Landkreis, Ärztekammer und das Ärzte-Netzwerk an diesem Freitag im Landratsamt eine Absichtserklärung. Das Projekt fördert der Freistaat finanziell. Auf ein Wort