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Ärger wegen der LED-Lampen

Leuchtdiodenlampen machen die Stadt nachts für manche viel zu hell. Die Verwaltung will daran aber nichts ändern.

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© Kristin Richter (Archiv)

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Fachleute sprechen schon von Lichtverschmutzung: Auf immer mehr LED (Light Emitting Diodes) werden die Straßen und Plätze umgerüstet, so auch im Sommer an der Berliner und Gabelsberger Straße im Zuge der Fahrbahnsanierung. Nachts ist es hier jetzt viel heller als vorher. Und viel heller als anderswo. Während in den allermeisten Straßen der Stadt ab 22 Uhr jede zweite Leuchte bis zum Morgen abgeschaltet wird, brennen die neuen Straßenlampen an der Berliner und Gabelsberger alle durchweg die ganze Nacht.

„Viel zu viel Licht, was nicht immer notwendig ist“, sagt dazu Wissenschaftler Christopher Kyba vom Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam. Und auch Großenhainer Anwohner sind dieser Meinung. Sie haben sich bereits im Rathaus beschwert, weil ihnen zum Beispiel eine Leuchte ununterbrochen genau ins Schlafzimmer scheint. Oder weil sie es einfach als Verschwendung empfinden. Mehr und hellere Beleuchtung – das bringt doch keine Einsparung, sagen sie.

Reduzierung erst ab 23 Uhr

Im Großenhainer Rathaus sieht man das anders. „Eine wesentliche Aufgabe der modernen Straßenbeleuchtung ist es, die Verkehrssicherheit aller Verkehrsteilnehmer in der Nacht zu verbessern“, so Stadtsprecherin Diana Schulze. Bei der Sanierung der Berliner Straße und Gabelsberger Straße seien LEDs mit nur 32 Watt gewählt worden. Die alten Natriumdampflampen (NAV) hatten noch 70 Watt. Zusätzlich werden die neuen Lampen noch zwischen 23 und 5 Uhr um die Hälfte leistungsreduziert. Anders als die NAV-Leuchtmittel, die ein gelbes Licht hatten, sind LEDs in Warmweiß, nicht reinweiß, eingebaut worden.

Grundsätzlich sei davon auszugehen, so die Stadtverwaltung, dass sich die LEDs gegenüber anderen Lichtquellen in den nächsten Jahren durchsetzen werden. Durch die Energiewende seien diese Überlegungen eingeleitet worden. Und den Städten und Gemeinden wird die Umstellung mit Fördermitteln versüßt. Die Auslegung der Straßenbeleuchtung sei in Regeln und Normen festgelegt. „Die Ausleuchtung der Berliner Straße wurde nach der gültigen DIN-Norm für Straßenbeleuchtung ermittelt, die Grundlage für die Straßenbeleuchtung ist“, so Diana Schulze.

Generell bestehe zwar die technische Möglichkeit, Lampen auszuschalten oder die Leistung zu reduzieren. Die Stadtsprecherin: „Bei solchen Änderungen müssen jedoch stets alle Belange – unter anderem der Kfz-Verkehr, die Fußgängersicherheit und die Anwohnerinteressen – betrachtet und abgewogen werden. Aktuell haben wir keine Veranlassung, eine Änderung der Straßenbeleuchtung im Bereich der Berliner Straße/Gabelsberger Straße vorzunehmen.“

Die Anwohner stellt das nicht zufrieden. Ein Familienvater von der Gabelsberger Straße, der namentlich nicht genannt werden möchte, ist sich zwar im Klaren, dass die früheren Glühlampen nur eine Lebensdauer von 1000 Stunden hatten, die LED-Lampen aber bis zu 100 000 Stunden strahlen können. Doch der Energieverbrauch sei das eine, der Charakter, der von einer Lampe ausgehe, das andere. Seiner Meinung nach passte das gelbe Licht besser ins Stadtbild als das warmweiße.

Ziehen weniger Insekten an

Das Rathaus lässt sich allerdings von der weiteren Umrüstung nicht abhalten: wegen Energie- und Kostenersparnis sowie dem Wartungsaufwand. So würden die LED-Straßenleuchten weniger Insekten anziehen. Die Verschmutzung durch Insektenbefall sei deshalb geringer als bei Leuchtstoff- und Quecksilberdampflampen. Dass sich die Anwohner weniger durch die allabendliche Helligkeit vor ihrem Fenster gestört fühlen, hat sich aber offenbar nicht überall bewahrheitet.