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Achtung, sehr niedrige Brücke

An der Bahnüberquerung auf der Meißner Straße, Ecke Ehrlichtweg stecken regelmäßig Fahrzeuge fest. Jetzt will der Landkreis was dagegen tun.

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© Matthias Schumann

Von Ines Scholze-Luft

Weinböhla. Mitte Juli erwischt es einen Reisebus. Der ist Richtung Niederau unterwegs, bleibt unter der Bahnbrücke am Gewerbegebiet Ehrlichtweg hängen. Nicht nur, dass am Bus Schaden von über 50 000 Euro entsteht. Der Busfahrer wird leicht verletzt. Und das alles, weil er die Durchfahrtshöhe unterschätzt hat. 3,10 Meter sagt das Schild davor. Der Bus misst 70 Zentimeter mehr.

Ein- bis zweimal im Jahr bleibt ein großes Fahrzeug hängen an der Bahnbrücke auf der Meißner Straße (K 8012) am Ehrlichtweg in Weinböhla.
Ein- bis zweimal im Jahr bleibt ein großes Fahrzeug hängen an der Bahnbrücke auf der Meißner Straße (K 8012) am Ehrlichtweg in Weinböhla. © Matthias Schumann

Im Januar schafft es ein Laster, sich festzuklemmen: 7 000 Euro Sachschaden.

Die Liste ließe sich fortsetzen. Wie lange noch, fragen sich Lkw-Fahrer und Anwohner. Die mit bisherigen Behördenantworten, die Unfallbrücke sei ordnungsgemäß ausgeschildert, nicht zufrieden sind.

Einer von ihnen ist Uwe Gebhardt. Der Chef des gleichnamigen Unternehmens für Gartengestaltung hat seinen Betrieb auf der Meißner Straße, nicht weit entfernt von der Brücke. Mit seinem Lkw passe er dort gerade so durch, sagt der Diplom-Gartenbauingenieur. Doch andere haben das Glück nicht. Er leide mit, wenn wieder was passiert an der Brückenfalle Ehrlichtweg, wie er den Unfallort nennt.

Selbst wenn formal juristisch alles richtig sein soll, aus seiner Sicht bringt die unübersichtliche Lage der Brücke gerade Orts-unkundige immer wieder in Schwierigkeiten. Dass Weinböhlas ausgewiesenes Gewerbegebiet Ehrlichtweg für größere Lkws nur über Nachbarorte zu erreichen ist, nennt Uwe Gebhardt einen denkbar unglücklichen, wenn nicht gar unzumutbaren Umstand. Deshalb müssten Beschilderung und Sicherheitsvorkehrungen an der Brücke deutlich verbessert werden.

Entscheidungsträger sollten die Strecke mal vom Platz eines Lkw(bei)fahrers sehen, schlägt er vor. Damit sie erkennen, dass alles zusammenkommt, was Unfälle begünstigt – schlechte Vorhersehbarkeit des Hindernisses durch Kreisverkehr und Kurvenlage, dazu die Fahrbahnabsenkungen, wodurch die Durchfahrtshöhe sehr schlecht abschätzbar sei. Vom allgemeinen Stress und Zeitdruck der Brummikollegen ganz zu schweigen, schreibt er.

Um Crashs zu vermeiden, schlägt er eine ausreichende, auffällige, beleuchtete Beschriftung des Brückenträgers vor, ebenso das Beschriften der Fahrbahn mit übergroßem Warnhinweis, im Vorfeld aufgehängte Höhenmarkierungen, gegebenenfalls mit Lichtschranke und Alarm. Immer noch preiswerter als die Schäden an Brücke und Fahrzeugen, sagt er. Ganz zu schweigen vom Ärger und Leid der Berufskraftfahrer.

Uwe Gebhardt sieht auch die Bahn in der Pflicht. Damit sie dem Eindruck entgegenwirkt, dass die jährliche Brückeninstandsetzung ein fester, willkommener Haushaltsposten für die Eigentümer sei.

Die Bahn hat wegen der Schäden bereits reagiert, heißt es aus der DB-Pressestelle. Weil trotz der ausgeschilderten 3,10 Meter Durchfahrtshöhe – die 1999 neu gebaute Eisenbahnüberführung hat eine lichte Höhe von 3,60 Metern – ein- bis zweimal im Jahr Fahrzeuge anstoßen, verstärkte die DB Netz AG vor fünf Jahren die Betonkanten der Brücke mit eisernen Anprallwinkeln. Die Folge: weniger Beschädigungen. Verursachter Schaden werde gegen den Verursacher geltend gemacht.

So schlimm, dass die Brücke nicht mehr standsicher ist, seien die Schäden nicht gewesen, informiert die Pressestelle. Um künftige Beschädigungen zu vermeiden, könnte der Straßenbaulastträger sogenannte Profiltore vor und hinter der Brücke aufstellen, dann stoße der Lkw nur daran, nicht an die Brücke, so der Vorschlag.

Der Landkreis setzt auf einen anderen Weg. Das Kreisverkehrsamt hat Ende Juli eine örtliche Verkehrsschau organisiert, informiert Helena Musall von der Pressestelle des Landratsamtes. Mit Polizeidirektion, Kreisstraßenbauamt als Baulastträger, Gemeindeverwaltung Weinböhla, Verkehrsamt. Und obwohl die derzeitige Beschilderung den Vorschriften entspreche, die Unfälle auf Fehler der Kraftfahrer zurückzuführen seien, sollen nun zusätzliche Schilder für mehr Sicherheit sorgen.

Im Kreisverkehr an der Nassauhalle Richtung Niederau kommen das Verbotsschild für Fahrzeuge über 3,1 Meter und der Zusatzpfeil Gefahrstelle nach rechts extra auf eine weiße Tafel. In Niederau erhält die Meißner Straße an der Kreuzung Weinböhlaer Straße in beiden Fahrtrichtungen das 3,1-Meter-Schild samt Pfeil und Zusatz Zufahrt bis Gewerbegebiet frei. Auch auf der Meißner Straße in Weinböhla steht künftig 80 Meter vor der Unfallbrücke das 3,1-Meter-Zeichen plus Pfeil – beidseitig. Dazu wird die Mittelmarkierung auf der Meißner im Brückenbereich erneuert.

Die Straßenmeisterei Meißen arbeitet jetzt daran. Ob die neuen Schilder ausreichen, werden die Unfallberichte zeigen.