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Acht Ausfälle und ein Pokalsieg

Mit der zweiten Reihe setzt Dynamo seine erstklassige Serie fort und gewinnt wie in der Liga gegen Chemnitz.

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© Robert Michael

Von Tino Meyer

Der Satz stammt von Christoph Franke, Dynamos Aufstiegstrainer. „Je länger eine Serie hält, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie reißt.“ Dieses Spiel am Freitagabend im Pokal, der zudem noch seine eigenen Gesetze hat, wäre also geradezu prädestiniert für die erste Pflichtspielniederlage der Dresdner seit Mai. Doch was macht die Mannschaft? Stört sich nicht an Wahrscheinlichkeiten und Gesetzen, sondern gewinnt immer weiter – und steht nach dem 2:1-Erfolg gegen den Chemnitzer FC im Viertelfinale des Landespokals.

Impressionen vom Spiel

Jim-Patrick Müller (3.v. li.) jubelt nach seinem Tor zum 1:0 mit (v.l.) Mathias Fetsch, Luca Drholtz, Aias Aosman und Niklas Kreuzer.   Foto: Robert Michael / Robert Michael / Robert Michael
Jim-Patrick Müller (3.v. li.) jubelt nach seinem Tor zum 1:0 mit (v.l.) Mathias Fetsch, Luca Drholtz, Aias Aosman und Niklas Kreuzer. Foto: Robert Michael / Robert Michael / Robert Michael
Sinan Tekerci gegen den Chemnitzer Torwart Kevin Kunz.
Sinan Tekerci gegen den Chemnitzer Torwart Kevin Kunz.
Sinan Tekerci (r.) und der Chemnitzer Philip Türpitz Kopf an Kopf.
Sinan Tekerci (r.) und der Chemnitzer Philip Türpitz Kopf an Kopf.
Dresdens Aias Aosman jubelt nach seinem Tor zum 2:1.
Dresdens Aias Aosman jubelt nach seinem Tor zum 2:1.
Aosman (2.v.re.) nach dem Tor mit (v.l.) Jannik Müller, Robert Andrich, Mathias Fetsch.
Aosman (2.v.re.) nach dem Tor mit (v.l.) Jannik Müller, Robert Andrich, Mathias Fetsch.
Die Dynamo-Spieler ...
Die Dynamo-Spieler ...
... nach dem Abpfiff.
... nach dem Abpfiff.

Franke hat auch das mindestens geahnt, wenn nicht sogar gewusst: „Im Moment liegen natürlich alle Vorteile eindeutig aufseiten von Dynamo Dresden“, sagt der Aufstiegstrainer im Interview mit der Stadionzeitschrift Kreisel und prognostiziert trotzdem ein enges Spiel, in dem Kleinigkeiten entscheiden.

Am Freitagabend ist das der doppelte Doppelpass von Aias Aosman mit Sinan Tekerci nach einem Eckball, den Aosman in der 50. Minute aus spitzem Winkel zum Siegtreffer unter die Querlatte des Chemnitzer Tors knallt.

Das sagen die Trainer

Uwe Neuhaus (Dynamo Dresden): „Der Sieg war hochverdient. Die Art und Weise unseres Weiterkommens hat mich schon beeindruckt. Mit so einer konzentrierten, souveränen Leistung habe ich nicht gerechnet. Doch das ist mir in Hinblick auf die nächsten Spiele lieber als wenn wir heute sang- und klanglos verloren hätten. Wir wissen ja, dass wir einen Kader zusammenhaben, der auch in der Breite gut aufgestellt ist.“

Karsten Heine (Chemnitzer FC): „Das Ausscheiden ist sehr bitter. Dynamo hat sehr verdient gewonnen und war über weite Strecken die klar bessere Mannschaft. Wenn bei uns nicht alle elf Spieler ihre Top-Form erreichen, können wir Dynamo nicht schlagen. Man muss auch anerkennen, dass der Gegner momentan mit einer Leichtigkeit Fußball spielt und es heute wieder sehr, sehr gut gemacht hat.“

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Aller schlechten Dinge sind zunächst jedoch einmal acht: Auf so viel Spieler wie noch nie in dieser Saison muss Uwe Neuhaus dieses Mal verzichten. Das punktspielfreie Wochenende kommt dem Cheftrainer deshalb gerade recht – oder eben auch nicht. Gegen Chemnitz bekommt jedenfalls die zweite Reihe, die Neuhaus eher als bessere 1 b-Mannschaft betrachtet, nun endlich ihre Einsatzchance, zwangsläufig.

Das trifft insbesondere auf die Mittelfeldspieler Luca Dürholtz und Robert Andrich zu, die ebenso ihr Startelf-Debüt geben wie die Müllers Jim-Patrick und Jannik sowie Mathias Fetsch.

Dass anfangs Abläufe nicht passen, die Abstimmung fehlt, ist offensichtlich – aber auch wenig verwunderlich. Schließlich ist die Liste der Ausfälle deutlich prominenter besetzt als die Anfangsformation. Neben den Langzeitverletzten Patrick Wiegers und Quirin Moll gehören am Freitagabend auch Marco Hartmann, Justin Eilers, Michael Hefele, Tim Väyrynen und kurzfristig selbst Pascal Testroet dazu. Der Stürmer, der tags darauf am 10.10. im niedersächsischen Zeven seine Freundin Michelle heiraten will, hat sich einen Magen-Darm-Virus eingefangen.

Fest steht inzwischen auch die Diagnose bei Väyrynen, der wegen einer Knieverletzung vorzeitig vom finnischen Nationalteam zurückgekehrt ist. Der 22-jährige Angreifer hat sich eine Schienbeinprellung sowie eine Kreuzbandzerrung zugezogen. Der befürchtete Kreuzbandriss bestätigte sich also nicht. Trotzdem wird Väyrynen voraussichtlich vier Wochen fehlen. Die Liste der Ausfälle komplettiert Marvin Stefaniak. Dynamos Top-Vorbereiter befindet sich mit der deutschen U20-Auswahl auf Länderspielreise. Zudem schont Neuhaus mit Andreas Lambertz auch seinen erfahrendsten Spieler.

Dass Dynamo die Serie ungeschlagener Spiele fortsetzt, steht für den Trainer dennoch außer Frage. Denn die, die in Schwarz und Gelb auflaufen, würden wohl bei jedem anderen Drittligisten zu den Stammkräften zählen – was diese 1 b-Mannschaft dann auch unter Beweis stellt. Mit zunehmender Spielzeit findet sie sich besser zurecht, erhöht Aggressivität, Geschwindigkeit und Risiko im Vorwärtsgang und kommt damit zwangsläufig immer gefährlicher vors Chemnitzer Tor.

Genau dort liegt nämlich die Schwachstelle der Gäste, wie CFC-Insider Christoph Franke durchblicken lässt, wenn er sagt: „Wenn sich die Abwehr wieder etwas stabilisiert, kann auch Chemnitz für eine Überraschung sorgen.“

Zunächst sind es aber die Dresdner, die in Führung gehen. Und das deutet sich an. Erst lenkt CFC-Torhüter Kevin Kunz einen Kopfball von Jim-Patrick Müller mit den Fingerspitzen noch über das Tor (18.) und kann danach den Schuss von Sinan Tekerci aus spitzem Winkel parieren (19.). Bei Müllers zweiter Gelegenheit ist er jedoch geschlagen. Von Dürholtz gut freigespielt, schiebt der Mittelfeldspieler den Ball am verdutzten Schlussmann vorbei zur verdienten Führung in der 25. Minute ein.

Der Chemnitzer Ausgleich zehn Minuten später fällt überraschend und ist selbstverschuldet. Im Bemühen, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, wird Jannik Müller von Torwart Janis Blaswich zu einem Befreiungsschlag gezwungen. Postwendend kommt der Ball zurück. Marc Endres spielt CFC-Kapitän Fink an, der mit einem Heber über Blaswich das 1:1 erzielt.

Das ist der Pausenstand und Vize-Kapitän Hartmann am Stadionmikrofon ebenfalls unentschieden. Sehr, sehr ballsicher habe Dynamo gespielt und Chemnitz viel laufenlassen. „Nach der Führung haben die Jungs dann aber ein bisschen die Zielstrebigkeit nach vorne verloren“, sagt Hartmann und stellt in Aussicht, am kommenden Sonnabend im nächsten Ostduell gegen Energie Cottbus wieder dabei zu sein.

In der zweiten Hälfte fällt erst der Siegtreffer und dann ein Spieler nach dem anderen. Kleine und große Fouls häufen sich, ein Böller vorm Dynamo-Fanblock knallt. Chemnitz müht sich, Dynamo bleibt souverän und kontert mehrfach.

Unterm Strich steht ein weiterer Sieg der Dresdner, der auch diesmal ein historischer ist: der erste gegen Chemnitz im Landespokal nach bislang vier Niederlagen.