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Ach, du buntes Ei!

Die Künstlerin Ingeborg Geißler stellt Ostereier im Stadtmuseum aus. Bekannt wurde sie durch ein politisches Symbol.

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© Stadtmuseum

Von Nancy Riegel

Neustadt. Da sagte Ulrike Hentzschel nicht nein. Im Mai 2017 wandte sich die Dresdner Grafikdesignerin Ingeborg Geißler an die Leiterin des Neustädter Stadtmuseums. Aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters wollte die Künstlerin der Einrichtung gerne etwas vermachen: 160 bunte, in penibler Handarbeit gefertigte Ostereier.

Diese ovalen Kunstwerke sind nun in der Osterausstellung des Museums zu sehen, die an diesem Sonnabend eröffnet wird. Auf den ersten Blick wirken sie mit dem Pinsel bemalt. Tatsächlich aber umspannt die Eier ein dünnes Garn, das Ingeborg Geißler millimetergenau auf die Schale geklebt hat. Entstanden sind so vielfältige Muster wie Schriftzüge, Tiere und Pflanzen, Farbspiele, optische Täuschungen oder Patchwork. „Die farbigen Garne leuchten auf den Eiern und so kann man sich der heiteren Stimmung, die sie verbreiten, kaum entziehen“, sagt Ulrike Hentzschel. Neben den Eiern selbst wird in der Ausstellung erklärt, wie diese Arbeiten entstanden sind.

Die Künstlerin studierte von 1962 bis 1965 Angewandte Kunst in Heiligendamm. Ab 1967 arbeitete sie freischaffend. Seit 1975 ist sie Mitglied im Verband Bildender Künstler und war Mitglied des Sächsischen Künstlerbundes. Ingeborg Geißler arbeitete in ihrem Leben in diversen Feldern, unter anderem entwarf sie Plakate, Verpackungen, Schriften, Illustrationen und Grafiken. Die Ostereier entstanden in Kooperation mit dem Museum für sächsische Volkskunst in Dresden.

Ihre bekannteste Arbeit ist aber eine andere. Sie gilt als die künstlerische Schöpferin des Symbols „Schwerter zu Pflugscharen“. Die christliche Friedensbewegung in den 1980er-Jahren in der DDR wandte sich gegen Aufrüstung und Wehrunterricht an den ostdeutschen Schulen. An Jacken, Jeans und Pullovern trugen vor allem junge Leute einen Aufnäher mit einem kreisrunden Logo, das ein Abbild der Sowjetstatue „Schwerter zu Pflugscharen“ zeigt, die die UdSSR der Uno 1957 zum Geschenk machte und die bis heute in New York steht.

Der Aufnäher, der zum Friedenssymbol wurde, wurde im Jahr 1980 vom damaligen sächsischen Landesjugendpfarrer Harald Bretschneider erfunden, der für sein Engagement vor einigen Jahren das Bundesverdienstkreuz erhielt. Gezeichnet hat das Symbol allerdings jemand anderes – nämlich Ingeborg Geißler. Um die Druckgenehmigung zu umgehen, wurde das Bildnis nicht auf Papier, sondern auf Vliesstoff gedruckt und in Friedensgottesdiensten am Bußtag 1980 überall im Land verteilt. Wer es auf seine Kleidung oder Tasche nähte, wurde nicht selten von Schule oder Uni geworfen, so mancher landete im Gefängnis. Polizei und Stasi, aber auch Lehrer griffen damals hart durch.

Ganz und gar unpolitisch, dafür kunterbunt und filigran, kommen da die Ostereier daher, die jetzt im Stadtmuseum ausgestellt werden. Geöffnet hat die Schau vom 17. März bis 8. April. Die Eier kommen danach ins Depot des Museums.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 9.30-16 Uhr, Freitag 9.30-14 Uhr, Wochenende 13 bis 17 Uhr

Geschlossen am Karfreitag, an Ostersonnabend bis -montag von 13 bis 17 Uhr geöffnet