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Abtanzen auf dem Dorf

Vor zehn Jahren gab es das erste Deep Village auf einem Feld bei Preititz. Diesmal legen die Lokalmatadoren auf.

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Von Kerstin Fiedler

Radeberg. Sie lieben diese elektronische Musik. Deshalb spielen sie sie für andere: die beiden DJs Frederic Bufé und Georg Hühn. Gemeinsam sind sie Station Süd, ein DJ-Team, das am Sonnabend in der zur besonderen Open-Air-Location umgebauten Feldfläche nahe Preititz auflegt.

Vor zehn Jahren begann die Geschichte dieser Veranstaltung. Deep Village haben Paul Nitsche und seine Freunde sie genannt. Aller zwei, drei Jahre kommen sie zurück in ihre Heimat, um für ein Wochenende die Besucher zu verzaubern. Doch eigentlich ist auch in diesem Jahr der Sonnabend wieder der Höhepunkt und Abschluss von anderthalb Wochen davor. Denn so lange dauern die Vorbereitungen, bei denen dieses Mal auch Frederic Bufé und Georg Hühn kräftig mit anpacken.

Während Georg Hühn sich als Student etwas einfacher ausklinken kann, ist sein DJ-Partner gerade noch an der Berufsschule in Dresden. Er absolviert nach der Lehre zum Kfz-Mechatroniker jetzt noch eine Techniker-Ausbildung. Bufé stammt direkt aus Preititz, Hühn aus Bautzen. Dort sind die beiden schon seit der fünften Klasse gemeinsam aufs Schiller-Gymnasium gegangen. Heute sind beide 24 Jahre und sie eint das gemeinsame Hobby. „Ich habe 2010 im Steinhaus angefangen, aufzulegen“, sagt Georg Hühn. Unter anderem habe er die U-16-Disco mit abgedeckt. Zwei Jahre später kam Frederic Bufé dann mit dazu.

Allerdings haben sie bereits davor in Preititz ihre erste gemeinsame Veranstaltung gehabt. „Wir haben dafür den Jugendclub in Preititz gemietet, den es da noch gab“, sagt Georg Hühn. Er war auch als Schüler schon lieber auf den Dörfern unterwegs als in der Stadt, sagt der Architektur-Student, der im Oktober sein Diplom in Angriff nehmen will. „Die Leute auf dem Land sind einfach besser drauf“, sagt Georg Hühn. Und so hat er dann über seinen DJ- Freund auch Paul Nitsche kennengelernt, der ebenso aus Preititz stammt.

In ihrer Freizeit spielen die beiden jungen Männer in verschiedenen Dresdner Klubs, sind aber auch zu größeren Festivals unterwegs. Erst vor Kurzem waren sie nahe Magdeburg zu einer Veranstaltung, bei der über 20 000 Leute waren. „Das ist schon etwas anders als hier auf dem Dorf oder in Klubs“, sagt Georg Hühn, dessen Freundin in diesem Jahr erstmals aktiv bei der Vorbereitung hilft. Die beiden kennen sich durch das Architektur-Studium. Mittlerweile ist Deep Village für Hühn eine feste Größe. „Es macht Spaß, auf das Publikum einzugehen. Ich finde, wir nehmen die Leute mit auf eine kleine Reise, die durch einen melodischen Wald führt“, sagt Hühn. Dabei bezeichnet er sich selber gar nicht als musikalisch. „Aber ich habe mir mittlerweile ein gutes Rhythmus- und Taktgefühl angeeignet“, sagt Georg Hühn. Ihren Namen haben sie sich nach dem Wohnort ihrer WG gegeben. Sie wohnen in Dresden in der Südvorstadt, Uni-nah. Deshalb Station Süd.

Hilfe von Budissa und Feuerwehr
Doch bevor es am Sonnabend losgeht, ist noch eine Menge zu tun. Das Gelände, wo auch das Hexenbrennen stattfindet, ist mittlerweile eingezäunt. „Wir haben uns Bäume aus dem Wald geholt – natürlich legal“, sagt Paul Nitsche. Dann wurden die Stämme getrocknet und bearbeitet. Nun ist ein großmaschiger Zaun entstanden, der bepflanzt wurde. „Wir sind sehr dankbar, dass die Budissa Preititz und die Feuerwehr des Ortes uns helfen“, sagt Paul Nitsche. Als es jetzt so lange nicht geregnet hat, kamen die Kameraden und haben die Wiese gegossen. Aber auch die Gärtnerei des Ortes und die Gemeindeverwaltung Malschwitz helfen den jungen Leuten. „In der Gemeinde durften wir kostenlos plakatieren“, sagt Paul Nitsche. Auch wenn es nicht ganz einfach ist, aus der Ferne solch ein Event zu stemmen, so ist das Vorbereitungsteam doch mit viel Spaß dabei. „Viele nehmen Urlaub“, sagt Nitsche. Auch er, denn er wohnt in Dresden. Ob er später vielleicht mal wieder nach Preititz ziehen wird, schließt er zumindest nicht aus.

Aber für das Open Air bleibt er auch mal gern in der Heimat. „Es gibt doch immer weniger solche Veranstaltungen, gerade auch, weil wir doch mit der Musik eher eine Nische bedienen“, sagt Nitsche. Und er freut sich schon wieder auf die Gestaltung des Geländes. Omas alte Lampen werden wieder ihren Platz finden. Überhaupt soll es wieder viel Holz, viel Stoff und viel Licht geben. Und erstmals eine 70 Meter lange Wimpelkette aus allem möglichen Material. „Ich glaube, upcycling trifft es am besten“, sagt Nitsche. Also aus eigentlich nutzlosen Dingen etwas Neues schaffen.

Deep Village in Preititz am 23. Juni, Beginn ist 22 Uhr, das Ende frühestens um 5 Uhr, Eintritt: 7 Euro.