Merken

Abschleppen gibt‘s nicht zum Discountpreis

An der Lidl-Filiale in der Löbauer Poststraße sind zu viele Falschparker. Jetzt droht der Handelsriese mit Maßnahmen.

Teilen
Folgen
© Markus van Appeldorn

Von Markus van Appeldorn

Löbau. Aufschwung erkennt man oft äußerlich als erstes daran, dass die Parkplätze knapp werden. Denn wo viele Menschen ein Auto besitzen, herrscht ein gewisser Wohlstand. Und wo sie es abstellen, ein attraktives Angebot. Um den Parkplatz an der Löbauer Poststraße/August-Bebel-Straße gruppieren sich der Discounter Lidl, die Fleischerei Richter, die Bäckerei Berndt eine Allianz-Vertretung. Der Aufschwung nimmt hier gerade überhand – und das sorgt für verärgerte Stimmung.

In jüngerer Zeit ließ Lidl Warnschilder gegen Falschparker aufstellen.
In jüngerer Zeit ließ Lidl Warnschilder gegen Falschparker aufstellen. © Markus van Appeldorn

Es ist wie bei so vielen Konflikten, bei denen am Ende keiner mehr genau weiß, wie es eigentlich angefangen hat. Der Unmut staut sich langsam auf. „Ich musste heute dreimal um den Block fahren, weil kein Parkplatz frei war. Aber im Laden war nichts los“, sagt Lisa Jahrisch, Verkäuferin bei der Fleischerei Richter und schließt daraus: „Ich glaube nicht, dass das alles Kunden sind, die hier parken.“ Vereinzelt habe sie sich schon Beschwerden von Kunden anhören müssen, dass der Parkplatz zu voll sei. Und dieser Umstand sei schlecht fürs Geschäft: „Die fahren dann an dem Tag womöglich weiter und kaufen woanders ein“, sagt Lisa Jahrisch.

Schnell gab es Gerüchte, wer denn die Parkplätze zu Unrecht blockiere. Der böse Blick fiel dabei einen Häuserblock weiter. Auf das Geschwister-Scholl-Gymnasium in der Pestalozzistraße. Volljährige Oberstufenschüler, so hieß es, würden hier während der Schulzeit ihre Autos abstellen, „Ich kümmere mich nicht darum, wo meine Schüler parken“, sagt Schulleiter Dietmar Stephan. Bei der Schulleitung habe sich jedenfalls noch niemand über falsch parkende Schüler beklagt. „Es kann sich auch nicht um viele Schüler handeln, die mit dem eigenen Auto zur Schule kommen“, vermutet der Schulleiter.

Tatsächlich kann es mehrere Ursachen geben, dass es an der Poststraße immer öfter knapp wird. Die aktuellen Bauarbeiten in der Stadt haben ebenfalls den Parkraum verknappt. Der Discounter Lidl selbst will als Hauptmieter des Parkplatzes auch keine Schuldzuweisungen an einzelne Gruppen treffen. „Allerdings ist uns sehr daran gelegen, gemeinsam mit allen Beteiligten eine zufriedenstellende Lösung für die angespannte Situation zu finden“, teilt die Konzern-Pressestelle des Handelsriesen in Heilbronn auf SZ-Anfrage mit. Wer allerdings die Beteiligten seien und inwiefern es sich bereits um eine „angespannte Situation“ handele – dazu will Lidl sich nicht weiter äußern.

Angespannt sei die Situation meistens an Montagen und Donnerstagen, weiß etwa Claudia Müller. Sie arbeitet bei der auch am Platz ansässigen Allianz-Versicherung. Und an jenen Tagen werbe Lidl per Prospekt mit Sonderangeboten. „Dann ist es manchmal morgens um halb neun schon rappelvoll hier“, sagt sie, und: „Wenn wir an solchen Tagen dann noch selber Beratungstage haben wird‘s schwierig.“ Oft würden Versicherungskunden dann darüber klagen, schwer hergefunden zu haben, schildet Claudia Müller die Situation.

Noch bewirtschaftet Lidl laut Angaben gegenüber der SZ den Parkplatz nicht. Es gibt also kein Wachpersonal, das Parkverstöße feststellt und ahndet. Doch Warnschilder sind bereits angebracht, die Fremdparkern das Abschleppen androhen. „Im Frühsommer war auch mal eine ganze Woche lang eine junge Frau auf dem Parkplatz. Die hat den ganzen Tag die Fahrzeuge hier notiert“, erzählt Claudia Müller. In jenen Tagen hätten dann auch an vielen Autos Zettel geheftet. „Ich selbst habe auch einen bekommen“, sagt Claudia Müller. Die Botschaft darauf: Man parke falsch und werde im Wiederholungsfall kostenpflichtig abgeschleppt.

Die Allianz-Mitarbeiterin hat deswegen mittlerweile einen Parkschein für den Platz, der immer in ihrem Auto liegt. Doch wenn‘s allzu voll ist, nutze er ihr eh nichts, sagt sie und weist auf einen falsch geparkten Kombi: „Sehen Sie, das Auto gehört zur Bäckerei hier. die müssen ja hier vorfahren. Die wissen sich oft auch nicht anders zu helfen, als den Wagen so abzustellen.