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Abschied von den Theaterwerkstätten

An ungewöhnlichem Platz fand der Tag der offenen Tür des Bautzener Theaters statt: mit 1 500 Besuchern. Dabei war auch Wehmut zu spüren.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Russische Märchen gehen immer. Auch am ungewöhnlichen Spielort fand „Kasper Petruschka“ ein dankbares Publikum. Die Inszenierung des Puppentheaters ging am Sonntag im Hof der Theaterwerkstätten an der Wilthener Straße über die Bühne. Dort fand der diesjährige Tag der offenen Tür des Bautzener Theaters statt.

Spaß am Spiel von Jan Schneider und Andreas Larraß hatten nicht nur die Kinder, die auf dicken Kissen lümmelten, sondern auch Erwachsene. Die Augen von Heide Schneider leuchteten begeistert. Die ehemalige Puppenspielerin, die sich jetzt ihres Rentnerdaseins erfreut, weiß die Arbeit ihrer Berufskollegen zu schätzen. „Ihre Art zu spielen, finde ich herrlich“, sagte sie. Die Spielweise sei locker und frech, es werde kein vorgestanzter Text aufgesagt. „Das öffnet mir einfach das Herz!“, sagte Heide Schneider. Freude am Spiel von Andreas Larraß und Jan Schneider werden die Kinder in der neuen Spielzeit auch weiterhin haben, denn „Kasper Petruschka“ wird den Spielplan der gerade begonnenen Spielzeit bereichern. Die Besucher des Tages der offenen Tür konnten sich anhand des frisch gedruckten Repertoire-Heftes über die neuen Inszenierungen informieren. Dazu gehört auch die deutsche Version des bereits auf Sorbisch aufgeführten Stückes „Birkenbiegen“ von Oliver Bukowski, das am 10. November Premiere haben wird. Mirko Brankatschk spielt auch in der deutschen Variante mit. Am Sonntag konnten die Zuschauer in einer szenischen Lesung einen ersten Einblick erhalten.

Theater hat hohen Stellenwert für die Bautzener

„Richtig geprobt haben wir noch nicht“, sagte Mirko Brankatschk und betonte, dass man das Stück nicht einfach 1:1 aus dem Sorbischen übernehmen könne. Das liege vor allem an den Dialekten. Die spezielle brandenburgische Ausformung der Sprache, die der Herkunft des Stückautors geschuldet ist, lasse sich im Deutschen anders umsetzen, als im Sorbischen, sagte der Schauspieler. Mirko Brankatschk zeigte sich sehr erfreut, dass so viele Theaterfreunde den Weg zur Wilthener Straße fanden. Bis zum Abend waren es 1 500. Das beweise, welchen Stellenwert das Theater für die Bautzener hat. Hardy Dehmlow bezeichnete sich selbst nicht als einen ausgesprochen eifrigen Theatergänger, aber das Sommertheater gehöre für ihn einfach mit dazu. Zwar hatte es bei seinem „Olsenbanden“-Besuch geregnet, aber das hätte der Stimmung keinen Abbruch getan. Die Idee, Teile von den Neu-Inszenierungen in den Theaterwerkstätten zu zeigen, fand er genial. „Das hat was Improvisiertes, aber gerade das macht ja den Reiz aus“, sagte er.

Nicht nur Schauspieler standen den Besuchern Rede und Antwort, sondern auch die Werkstattleiter. René Tarruhn ist Chef der Tischlerei. Die Ausstattung für das Sommertheater sei immer die größte Herausforderung für ihn und seine Leute gewesen. 23 Jahre nutzte das Theater die Werkstätten auf dem ehemaligen Robur-Gelände an der Wilthener Straße. Doch zum Ende der aktuellen Spielzeit ist dort Schluss. Das macht René Tarruhn wehmütig. Denn die Bedingungen seien ideal gewesen. „Es waren kurze Wege und durch die Oberlichter gab es eine sehr schöne Helligkeit“, sagte er. Die neuen Räume an der Löbauer Straße, die der Landkreis derzeit herrichtet, haben die Theaterleute schon besichtigt. Der Umzug spart Geld, denn das neue Domizil gehört dem Landkreis. Für die Werkstätten an der Wilthener Straße musste dagegen an den Betreiber des Gewerbeparks Pacht gezahlt werden.