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224 Stufen für das Dresden-Panorama

Der Turm der Martin-Luther-Kirche mit kleinem Café ist regelmäßig geöffnet. Das könnte sich aber ändern.

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© René Meinig

Von Sarah Grundmann

Die ersten Stufen aus Stein sind noch ganz leicht zu erklimmen. Doch bereits nach wenigen Schritten wird es schmal und dunkel, eine Wendeltreppe schlängelt sich in schwindelerregende Höhen. Zuletzt weicht der Stein einer Stahlkonstruktion, durch die ein Blick in die Tiefe freigegeben wird. In 41 Meter. Für Menschen, die unter Höhenangst leiden, ist der Aufstieg zur Aussichtsplattform der Martin-Luther-Kirche sicherlich nichts, bei vielen anderen ist er hingegen beliebt. In den Sommermonaten ist der Turm jeden Freitagabend geöffnet – eine lange Tradition. Doch 2017 gibt es viel Neues zu entdecken.

Denn erst Ende Mai wurde die Sanierung des Luther-Kirchturms abgeschlossen. Ab vergangenem Jahr wurden unter anderem beschädigte Sandsteine ausgetauscht, das Geläut erneuert. Doch auch im Inneren – entlang der 224 Stufen – waren die Bauleute aktiv. So hat das Turmcafé eine neue Einrichtung bekommen. Nach knapp der Hälfte des Wegs lädt es zu einer kleinen Verschnaufpause ein. Von den hölzernen Bänken hat man einen Blick auf das Uhrwerk, dass ebenfalls erneuert wurde. Statt des empfindlichen mechanischen Antriebs gibt es nun einen elektronischen. Seit vielen Jahren schlägt die Uhr wieder im Viertelstundentakt. Besucher können bei einer Tasse Kaffee, einem Kaltgetränk oder einem Stück hausgemachten Kuchens beobachten, was nach 15 Minuten passiert.

Getränke und Essen sind gegen eine Spende erhältlich. Einzige Ausnahme: der Orgel-Wein. Im Jubiläumsjahr der Reformation gibt es außerdem Luther-Pils. „Das haben wir extra in der Lößnitzbrauerei brauen lassen“, berichtet Christoph Hahn. Als Architekt hat er die Sanierung des Turms geplant. Als Gemeindemitglied sorgt er bereits seit Jahren dafür, dass der Turm in den Sommermonaten freitagabends geöffnet ist. Von Jahr zu Jahr werde es allerdings schwieriger, hierfür Freiwillige zu finden. Dennoch ist es gelungen, den Turm 2017 bis zum 25. August jeden Freitag von 20 bis 23 Uhr zu öffnen. Zwei Euro kostet der Aufstieg, ermäßigt 1,50 Euro.

Wer sich das Geld oder den Weg sparen möchte, kann sich stattdessen in der geöffneten Kirche umschauen. Dem entgeht dann aber der Blick aus 41 Metern. „Bei gutem Wetter kann man die 30 Kilometer weit entfernten Spitzen des Meißner Doms sehen“, sagt Hahn. „Auf der anderen Seite in die Sächsische Schweiz.“ Zwischen 70 und 110 Besucher kommen jeden Freitag. Mehr sind es, wenn in der Kirche ein Konzert stattfindet, zum Beispiel aus der Sommerreihe „hinhören“. Unter den Turmbesichtigern sind Touristen wie Dresdner. „Es gibt viele, die immer wieder kommen“, sagt der Architekt. Manche Dresdner seien jeden Sommer drei-, viermal auf dem Turm. Ein Tourist aus Süddeutschland erklimmt die 224 Stufen jedes Jahr bei seinem obligatorischen Dresden-Ausflug. Ob er in diesem Jahr Neues entdeckt?