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Neue Wohnungen im Fuchsbau

Im Rahmen der Sanierung der Gebäude Hintere Reichenstraße 1 bis 5 in Bautzen wurde auch deren Geschichte erforscht. Mit erstaunlichen Ergebnissen.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Am 1. Februar erhielten die ersten Mieter des Gebäudekomplexes Hintere Reichenstraße 1 bis 5 ihre Wohnungsschlüssel. Insgesamt sind hier 17 Wohnungen entstanden. Die Bautzener Wohnungsbaugesellschaft (BWB) konnte die sehr aufwendige Sanierung der maroden Häuser Mitte 2016 in Angriff nehmen, weil der Freistaat Sachsen zusätzliche Mittel für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stellte. Zu den Mietern, die jetzt ihren Vertrag erhalten haben, gehören bereits zwei Asylbewerber. Weitere Wohnungen stehen noch zur Vermietung offen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist im Haus Nummer 1 von den acht Wohnungen noch eine frei. In der Nummer 3 ist ebenfalls noch eine Wohnung zu vermieten und in der Nummer 5 sind es drei.

Eine schwierige Baustelle

Nachdem Anfang 2016 mit den Planungen begonnen worden war, erfolgte der „scharfe Start“ der Sanierungsarbeiten im Sommer 2016. „Es war eine schwierige Baustelle“, blickt Bauleiter Klaus Jahn zurück. Nicht nur deshalb, weil die Straße eng ist, was zu zeitweiligen Sperrungen führte. Einige unvorhergesehene Dinge brachten Verzögerungen und einen finanziellen Mehraufwand mit sich. Doch zum Glück, so Kirsten Schönherr, die Chefin der BWB, konnten die Mehrkosten durch eine Aufstockung der Fördermittel abgefangen werden. Schließlich sei es oberste Priorität gewesen, die Mieten im angemessenen Rahmen zu halten.

Weil es aufgrund der beengten Verhältnisse unmöglich war, einen zweiten Rettungsweg zu bauen, hatte die Feuerwehr gefordert, zusätzlich eine Rauchspülungsanlage zu installieren. Wie ein Test gezeigt hat, funktioniere diese ausgezeichnet, sagt Kirsten Schönherr. Unvorhergesehen wurden die Bauleute auch mit einer Schmutzwasserleitung konfrontiert, die von der Wendischen Straße durch das Grundstück führte und die nirgendwo eingezeichnet war. Das brachte vor allem Schwierigkeiten beim Aufbau der Balkonanlage mit sich. Schließlich sollten alle Wohnungen einen Balkon oder eine Loggia erhalten. Bei den meisten Wohnungen befinden sich diese an der Rückseite, einige wurden aber auch zur Straße zu angebaut.

Erstaunliche Metamorphose

Eine der größten Herausforderungen war der Einbau der Garagen in das Gebäude Nummer 1. Denn die dazu genutzten Gewerberäume hatten eine erstaunliche Metamorphose hinter sich. Der Bautzener Wirt Oskar Dietrich hatte hier 1895 die Gaststätte „Zum Fuchsbau“ gegründet, die sich 40 Jahre lang großer Beliebtheit erfreute. Als einer der ersten Besitzer eines Automobils in Bautzen baute er im Haus eine Garage ein. Da sein Geschäft aber außergewöhnlich gut florierte, musste die Garage 1928 einem Speisesaal weichen. Wie man bei Nachforschungen in der Stadtbibliothek herausfand, erweiterte man damals auch die Küche und man baute sogar ein Fischbassin ein, um die Gäste mit frischem Fisch zu versorgen.

Bei der Sanierung 2016/17 wurde nun die 1928 erfolgte Umgestaltung wieder rückgängig gemacht. Im Zuge dessen mussten auch einige dabei entstandenen statischen Probleme ausgemerzt werden, wie Bauleiter Klaus Jahn berichtet. Um den historischen Anblick des Gebäudes nicht allzu sehr zu stören, wurden historisierende Garagentore eingebaut. Insgesamt sind fünf Stellplätze entstanden. Das Gebäude Nummer 1 war um die Jahrhundertwende errichtet worden, die Häuser Nummer 3 und 5 um 1740. Die drei Häuser wurden in den 80er-Jahren schon einmal umgebaut.