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1 500 Flüge am Tag

Auf dem Tower des Bautzener Flugplatzes managt Blanka Lehmann das Geschehen während der Flugtage. Dabei ist sie eine Seiteneinsteigerin.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Vor fünf Jahren wurde Blanka Lehmann gleichsam ins kalte Wasser geworfen. Es waren ihre ersten Flugtage und sie hatte erst eine Woche auf dem Tower hinter sich. „Da war ich sehr froh, dass ich Stanley Scholz an meiner Seite hatte“, sagt die 30-Jährige. Er ist wie Blanka Lehmann ebenfalls Flugleiter auf dem Tower des Bautzener Flugplatzes in Litten.

Damals, 2012, war die junge Sorbin, die Hotelfachfrau gelernt hatte, auf der Suche nach einem neuen Job. Denn die Arbeitszeiten in der Gastronomie, das hatte sie nach fünf Jahren Praxis gemerkt, sind nicht sehr förderlich für eine Familiengründung. Bei der Arbeitsagentur sagte man ihr, dass auf dem Flugplatz eine Servicekraft gesucht werde. Und sie wurde prompt genommen. Das nötige Wissen, um die Flugbewegungen koordinieren zu können, eignete sie sich teils im Selbststudium an, teils wurde sie von der Firma Flugservice Bautzen, die auf dem Flugplatz Bautzen ansässig ist, praktisch unterwiesen. Bereits nach vier Wochen legte sie eine Prüfung in Berlin ab und hatte danach ihr Funkzeugnis in der Tasche. „Ohne dieses kann man den Job nicht ausüben“, sagt sie.

Inzwischen sieht sie ihre Arbeit schon viel gelassener. An normalen Arbeitstagen fallen durchschnittlich, je nach Wetterlage, rund 100 Flugbewegungen an. Bei den drei „Bautzener Flugtagen“, die immer Anfang August stattfinden, vervielfacht sich diese Zahl. Dann sind täglich rund 1 500 Starts und Landungen zu bewältigen. „Wir teilen uns dann die Aufgaben mit Stanley Scholz“, sagt Blanka Lehmann. Außerdem wird die Verfahrensweise bei den Flugtagen verkürzt. Dann reicht beispielsweise eine Meldung im Anflug; sonst sind drei nötig. Anders wäre der Ansturm gar nicht zu bewältigen. Trotz der vielen Arbeit sind die Flugtage für Blanka Lehmann der Höhepunkt im Jahr. Schon alleine die Geräusche der vielen Luftfahrzeuge, die manche als „Fluglärm“ bezeichnen, sind für sie wie Musik in den Ohren.

Und für sie ist es immer etwas Besonderes, Flugzeuge zu sehen, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt, wie beispielsweise die „alte Tante Ju“ oder die AN 2. Außerdem bewundert sie die tollkühnen Piloten, wie den Kunstflieger Uwe Wendt, der an diesem Wochenende wieder seine Loopings zeigen wird. Da die Privatflieger, die den Bautzener Flugplatz ansteuern, ihre Flugplatzgebühren bei ihr persönlich und in bar bezahlen, habe sie schon viele interessante Begegnungen gehabt. Dabei habe sie auch gemerkt, dass das Fliegen eine kostspielige Angelegenheit ist. Das wäre nichts für sie. Blanka Lehmann beschäftigt sich nämlich gerade mit einer eher bodenständigen Angelegenheit. Die Mutter einer zweijährigen Tochter baut in ihrem Heimatort Radibor ein Haus.

Den Kollegen vom Flugservice Bautzen ist Blanka Lehmann sehr dankbar, dass sie sie in der Ausbildungsphase gelegentlich mit in die Lüfte genommen haben. Ansonsten fliegt sie eher ganz normal mit dem Urlaubsflieger in andere Länder. Im Jahr 2014 hatte die Flugleiterin eine besondere Begegnung. Da landete Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einem Helikopter auf dem Bautzener Flugplatz. Blanka Lehmann durfte ihr die Hand schütteln und es wurde ein gemeinsames Erinnerungsfoto gemacht, das sie gerne vorzeigt.