Merken

Auf der Spur der geschäftstüchtigen Frau Heinrich

Trotz Verurteilung wirbt die Frau weiter um Kunden für ihre fragwürdigen Seminare. Heute berichtet der MDR über sie.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Von Alexander Schneider

Das Urteil steht, doch die Geschichte geht weiter. Jana Heinrich ist seit Juli rechtskräftig wegen progressiver Produktwerbung verurteilt. Sie muss für zwei Jahre und acht Monate ins Gefängnis. Nachdem die SZ am vergangenen Mittwoch über die kriminellen Geschäfte von Jana Heinrich und ihrer Schneeballsysteme berichtet hat, meldeten sich mehrere Leser, die ebenfalls Geld eingebüßt haben. Unter anderem als Vertriebsdirektorin ihrer Firma „Produkt–Promotion Vertrieb“ (PPV) hat Heinrich von 2002 bis 2006 mehrere Millionen Euro eingenommen. Darüber hinaus laufen weitere Verfahren gegen die geschäftstüchtige Frau. Meist geht es um die Werbung von Vertriebspartnern, die zunächst jedoch selbst Seminare erwerben mussten, ehe sie als Mitarbeiter Provisionen für die Werbung neuer Kunden kassieren konnten.

Heute Abend geht das MDR Fernsehen der Spur von Jana Heinrich nach. Zuletzt soll die 45-jährige Blondine erst im August als Management-Mitarbeiterin einer Firma namens „IP Marketing GmbH“ eine Frau aus Pirna um 700 Euro erleichtert haben (die SZ berichtete). Es war die Anzahlung für ein Seminar für 4.500 Euro. Die Dresdner Polizei ermittelt wegen Betruges.

Rätselhaft: Maik R., Inhaber und einziger Mitarbeiter der „IP Marketing“ aus Leipzig, sagte, die Firma sei nicht aktiv, mit Jana Heinrich habe er nichts mehr zu tun. Offensichtlich macht Heinrich nach ihrem langen Prozess und trotz Verurteilung munter weiter. Der SZ stellte sie sich zusammen mit Kristian S. als Management-Mitarbeiter dieser Leipziger Firma vor. Man prüfe noch, der Frau die 700 Euro zurückzuzahlen, sagten beide.

Während sie also prüfen, wirbt die „Firma“ neue Partner per Kleinanzeige. Erst am Sonnabend fand wieder eine „Produktpräsentation“ statt, bei der auch Seminare vertrieben wurden – nun in einem edlen Hotel in Radebeul. Von Jana Heinrich jedoch fehlte jede Spur. Leiter der Veranstaltung war Kristian S., der selbst ernannte „IP Marketing“-Mitarbeiter – auch wenn nun eine andere Firma auf dem Schild am Seminarraum stand. Drei Männer, von denen offensichtlich zwei zu S. gehörten, nahmen an dem Vortrag teil. Nach SZ-Recherchen hatte einer der Begleiter von S. den Raum im Namen einer Liechtensteiner Firmen-Gruppe gebucht – wie schon mehrfach in diesem Jahr. „Wir werden die Räume an die Firma nicht mehr vermieten“, sagte eine Hotel-Sprecherin. „Das ist uns zu heiß.“

Die MDR-Reporter haben mit einer Zeugin aus Pirna Stationen nachgestellt, wie sie ihr Geld verlor. Zu sehen heute ab 20.15 Uhr in der MDR-„Umschau“.