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Zehn Länder in einer Schule

5.100 Kinder haben am Sonnabend den Start in die erste Klasse gefeiert. In Johannstadt geht es besonders bunt zu.

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© Steffen Füssel

Von Annechristin Bonß

Wenn es um die bunten Bilder auf dem Schulranzen geht, sind jeweils alle Mädchen und alle Jungen in der neuen 1b der 113. Grundschule Canaletto gleich. Die rosa-roten Taschen der Mädchen sind mit Pferden verziert, die blauen Ranzen der Jungs haben schnittige Straßenflitzer aufgedruckt. Die Schultaschen stehen aufgereiht unter den Stühlen. Aufgeregt, ein wenig unsicher und gespannt sitzen die Kinder in der ersten Reihe in dem großen Saal. Die Beine baumeln hin und her. Immer wieder drehen die Kinder ihre Köpfe nach hinten und winken. Dorthin, wo die Eltern sitzen. Heute ist der große Tag. Die Schulzeit beginnt.

Fabian Baier (6), Deutschland Fußball-Buch als Geschenk Zum Schulanfang habe ich mir eine Kutschfahrt mit meinen Gästen und ein Buch über die Fußball-WM mit allen Spielern gewünscht. Ich möchte schnell lesen lernen, damit ich selbst darin schmökern kann.
Fabian Baier (6), Deutschland Fußball-Buch als Geschenk Zum Schulanfang habe ich mir eine Kutschfahrt mit meinen Gästen und ein Buch über die Fußball-WM mit allen Spielern gewünscht. Ich möchte schnell lesen lernen, damit ich selbst darin schmökern kann. © Steffen Füssel
Amelia Vivien Czulak (6), Polen Konfekt aus der Heimat: Ich freue mich sehr auf die Schule und wünsche mir, dass es richtig Spaß macht. Zur Feier sind meine Großeltern und Verwandten aus Polen nach Dresden gekommen. Insgesamt sind wir 35 Leute. Besonders
Amelia Vivien Czulak (6), Polen Konfekt aus der Heimat: Ich freue mich sehr auf die Schule und wünsche mir, dass es richtig Spaß macht. Zur Feier sind meine Großeltern und Verwandten aus Polen nach Dresden gekommen. Insgesamt sind wir 35 Leute. Besonders © Steffen Füssel

5.100 Kinder sind am Sonnabend an den 69 städtischen und 13 freien Grundschulen Dresdens eingeschult worden. Damit hat die Stadt einen neuen Höchststand in den vergangenen zehn Jahren erreicht. Viele der Kinder kommen aus anderen Ländern, auch weil ihre Eltern in den Forschungseinrichtungen und -instituten sowie den großen Firmen arbeiten. Das merkt auch Margitta Kaubitzsch. „Bei uns lernen Schüler aus über zehn Nationen“, sagt die Schulleiterin. Den Grund für die Vielfalt kennt sie. Die 113. Grundschule steht zentral am Straßburger Platz und ist zudem als Standort für Deutsch als Fremdsprache ausgewiesen. Die Kinder kommen aus Spanien, Italien, Syrien, Polen und Tschechien, aus Peru, Vietnam und den USA. Die meisten sind in Dresden geboren und können sehr gut Deutsch sprechen. Andere lernen die Sprache aber auch erst hier in der Schule.

Doch, egal aus welchem Land und Kul-turkreis sie kommen, an diesem Sonnabend sind sie alle gleich. Nicht nur wegen ihrer Bilder auf dem Ranzen. Gemeinsam wollen sie mit dem Lernen beginnen, wollen endlich rechnen und schreiben können wie die Großen. „Heute geht die Schule los, heute sind wir endlich groß“, singt der Chor auf der Bühne. Die Kinder aus den größeren Klassen gestalten das Programm zum Schulanfang. In dem Märchenstück kann sich ein Riese erst aus den Klauen einer Hexe befreien, als er lesen, rechnen und ein Gedicht aufsagen kann. Die Zwerge helfen ihm beim Lernen. Diese Botschaft ist klar: Lernen macht Spaß und schlau. Gespannt gucken die neuen Erstklässler zu, klatschen mit.

Auch die Eltern staunen. Viele Geschwisterkinder singen im Chor mit. Stolz recken Eltern und Großeltern die Handys und Videokameras in die Luft und filmen das Programm. Dazu klickt eine Kamera unentwegt. Jeder Moment an diesem großen Tag ist wichtig und soll für immer festgehalten werden. Schulleiterin Margitta Kaubitzsch freut sich noch über etwas anderes. „Diese Kinder werden noch in der sanierten Schule lernen“, sagt sie. Derzeit bekommt der Nordflügel des Gebäudes an der Georg-Nerlich-Straße neue Fenster und eine neue Fassade. Im nächsten Jahr folgt der Südflügel. „Wenn das geschafft ist, haben wir viel Platz und schöne Räume.“ Rechnen und lesen können die Kinder der 1b dann schon.