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So wird Dresden ruhig gestellt

Rund 40.000 Dresdner müssen mit krank machendem Lärm leben. Doch der Stadt fehlt das Geld für leisere Straßen.

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© Sven Ellger

Von Tobias Winzer

Sie ist eine der wichtigsten Straßen in Dresden, doch der Zustand erinnert an Nachkriegszeiten. Bis zu 30.000 Autos und Lkws rollen täglich über das holprige Pflaster der Stauffenbergallee zwischen Königsbrücker und Radeburger Straße. Die dringend sanierungsbedürftige Piste ist ein Grund dafür, warum das Ortsamtsgebiet Neustadt nach wie vor der lauteste Stadtteil Dresdens ist. So jedenfalls steht es im aktuellen Masterplan Lärmminderung, mit dem sich in Kürze auch der Stadtrat beschäftigt. Die Autoren der Studie machen aber auch konkrete Vorschläge, wie es in Dresden leiser werden kann.

Lösung 1: Glatter Asphalt für die lautesten Straßen

65 Dezibel tagsüber und 55 Dezibel nachts – ab diesen Lärmwerten erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Autoren des Lärm-Masterplans benennen insgesamt sieben Straßen, an denen es besonders laut ist. Hier müssen Anwohner mit mehr als 75 Dezibel Lärm leben – ein Gefühl, als würde jemand in einem Meter Entfernung dauerhaft staubsaugen.

In den vergangenen Monaten und Jahren hat die Stadt etliche laute Straßen saniert und damit das Leben für die Anwohner leichter gemacht: zum Beispiel die Fritz-Reuter-Straße, die Hechtstraße, die Bautzner Straße oder zuletzt die Borsbergstraße/Schandauer Straße. Die Autoren des Lärm-Masterplans loben auch, dass es neuerdings ein Durchfahrtsverbot für Lkw gibt und dass auf einigen lauten Straßen nun Tempo 30 gilt, wie auf der Königsbrücker Straße oder der Stauffenbergallee.

Hier ist es besonders laut

Bischofsweg: Sanierung wegen Bahn-Bauarbeiten erst ab 2016 möglich

Gerokstraße: Sanierung sinnvoll, aber derzeit nicht geplant

Hamburger Straße: Sanierung auf die Jahre nach 2016 verschoben

Königsbrücker Straße: bislang keine Einigung über Sanierungspläne

Loschwitzer Straße: Sanierung auf absehbare Zeit nicht vorgesehen

Stauffenbergallee: Sanierung auf die Jahre nach 2016 verschoben

Warthaer Straße: Derzeit keine Sanierung in Aussicht

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Das Sanierungsprogramm gerät aber ins Stocken. Für keine der sieben lauten Straßen gibt es einen konkreten Bauplan. Die Erneuerung der Hamburger Straße wurde zuletzt auf nach 2016 verschoben. Die marode Stauffenbergallee taucht erst gar nicht im Haushalt 2015/2016 auf.

Lösung 2: Weitere Tests für besonders leisen Asphalt

Testweise hat die Stadt auf der Hechtstraße besonders leisen Asphalt verbaut. Nach Angaben des Straßen- und Tiefbauamtes macht das die Straße zurzeit um einen Dezibel leiser. Im Lärm-Masterplan werden nun weitere solche Tests gefordert: zum Beispiel auf der Bautzner Straße in Bühlau oder auf der Gerokstraße, Blasewitzer Straße oder Loschwitzer Straße. Für mehr Ruhe könnten auch die Autoreifen sorgen. Laut Studie sei je nach Qualität ein Unterschied von bis zu sechs Dezibel möglich. Die Dresdner sollen deshalb mit einer Werbekampagne zum Kauf besonders leiser Reifen aufgefordert werden.

Mit helfen könnten auch die Dresdner Verkehrsbetriebe, indem sie mehr Rasengleise bauen – zum Beispiel auf der Güntzstraße, dem Zelleschen Weg oder an der Nürnberger Straße. Allerdings machen die Autoren der Studie auch klar: Autos, und nicht die Straßenbahnen, sind die Hauptverursacher des Lärms in Dresden.

Lösung 3: Förderprogramm für Schallschutzfenster

Glatter Asphalt statt Kopfsteinpflaster – das hilft am besten gegen Verkehrslärm. Was aber tun, wenn Straßen saniert, aber immer noch laut sind? Im Masterplan wird sogenannter passiver Lärmschutz vorgeschlagen – also zum Beispiel Schutzwände oder Schallschutzfenster. Die Autoren regen an, dass die Stadt ein Förderprogramm auflegt, mit dem solche Umbauten finanziert werden könnten. Dazu soll die Stadt bis zum nächsten Jahr konkrete Kriterien entwickeln. Sollte es für ein solches Schallschutzfensterprogramm Geld geben, könnte es für die Anwohner an der Albertstraße, der Bürgerstraße oder der Hansastraße deutlich leiser werden.

Gelobt werden die Bemühungen der Deutschen Bahn für mehr Ruhe. Flüsterbremsen, Dämpfer am Gleis und niedrige Schallschutzwände seien geplant.

Lösung 4: Mehr Kontrollen an besonders lauten Straßen

Lärm ist nicht nur abhängig vom Straßenbelag oder von den Reifen, sondern auch von der gefahrenen Geschwindigkeit. Die Stadt soll deshalb prüfen, an welchen lauten Straßen künftig nur noch Tempo 30 erlaubt sein soll. Zudem regen die Autoren des Masterplans mehr Geschwindigkeitskontrollen durch das Ordnungsamt an. Damit weniger gerast wird, könnte die Stadt auch mehr grüne Wellen für Tempo 50 oder gar Tempo 30 installieren, so die Idee.

Lösung 5: Weniger Autos durch clevere Verkehrsplanung

Um nicht nur die Symptome des Lärms, sondern auch die Ursachen zu beseitigen, braucht es eine clevere Verkehrsplanung. Damit künftig weniger Autos in der Stadt unterwegs sind, sollen die Parkplätze im Zentrum begrenzt, Umgehungsstraßen gebaut und der öffentliche Nahverkehr beschleunigt werden. Die Autoren des Masterplans sagen jedoch auch: Damit der Straßenlärm spürbar zurückgeht, müssten etwa halb so viele Autos wie heute unterwegs sein – eine anspruchsvolle Aufgabe.